Johnson-Nachfolge: Kandidaten überbieten sich mit Versprechen

Im Rennen um die Nachfolge des scheidenden britischen Premiers Boris Johnson haben sich die Kandidaten und Kandidatinnen vor der ersten Abstimmungsrunde in der Tory-Fraktion mit Versprechungen überboten.

Finanzminister Nadhim Zahawi stellte im Sender Sky News heute neben Steuersenkungen den Bau von 100 Schulen im Land in Aussicht, sollte er Johnson als konservativer Parteichef und Premier beerben. Auch einige weitere der acht Kandidatinnen und Kandidaten versuchten, die 358 Tory-Abgeordneten mit dem Versprechen von Steuersenkungen hinter sich zu bringen.

Sunak gilt als Favorit

Einen etwas anderen Ton schlug Ex-Finanzminister Rishi Sunak an, der derzeit als Favorit gilt. Er sagte dem „Telegraph“, er wolle an die Tradition von Ex-Premierministerin Margaret Thatcher anknüpfen und Steuern „verantwortungsvoll“ senken. „Man muss zuerst verdienen, was man ausgibt“, sagte er.

Kritik erntete Sunak aus dem Lager der Unterstützer von Außenministerin Liz Truss. Kulturministerin Nadine Dorries bezichtigte das Team um Sunak „schmutziger Tricks“, um sich im Auswahlverfahren einen Vorteil zu verschaffen. Truss gilt neben Handelsstaatssekretärin Penny Mordaunt als eine der Favoritinnen.

Auswahlverfahren geht in zweite Runde

Ebenfalls noch im Rennen sind Chefjustiziarin Suella Braverman, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Tom Tugendhat, Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt und die Abgeordnete Kemi Badenoch. Das Auswahlverfahren geht heute in die zweite Runde. Nur wer 30 Stimmen oder mehr erhält, bleibt im Rennen.

Die Abstimmungen in der Fraktion werden so lange fortgesetzt, bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind. Diese sollen sich dann einer Stichwahl der Parteimitglieder über den Sommer stellen. Ein Johnson-Nachfolger soll am 5. September gekürt werden.

„Ich werde bald erhobenen Hauptes gehen“

Johnson zeigte sich bei der wöchentlichen Fragestunde im Parlament unterdessen kämpferisch. „Es ist wahr, dass ich nicht zum Zeitpunkt meiner Wahl gehe“, sagte Johnson. Er sei aber stolz auf die Teamarbeit und die Führung seiner Amtszeit und fügte hinzu: „Ich werde bald erhobenen Hauptes gehen.“