Dutzende Tote bei Bandenkämpfen in Haiti

Bei Bandenkämpfen in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind binnen fünf Tagen mindestens 89 Menschen getötet worden. Weitere Menschen würden vermisst, es gebe Dutzende Verletzte, berichteten haitianische Medien gestern (Ortszeit) unter Berufung auf die Menschenrechtsorganisation Reseau National de defense des droits de l’homme (RNDDH, dt.: Nationales Netzwerk für die Verteidigung der Menschenrechte). Knappp 130 Gebäude seien in Brand gesteckt bzw. zerstört worden.

Nach einer Mitteilung der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) waren in dem Stadtteil Cite Soleil Tausende Menschen ohne Trinkwasser, Nahrung und medizinische Versorgung eingeschlossen. Das örtliche UNO-Büro berichtete auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, insgesamt könnten sich in der Stadt an die 1,5 Mio. Menschen wegen der Bandengewalt nicht mehr frei bewegen.

Machtkämpfe in größtem Armenviertel

Seit Freitag kämpfen in Cite Soleil – einer großen, dicht besiedelten Armensiedlung am Rande von Port-au-Prince – schwer bewaffnete Banden gegeneinander um Territorium. Solche Kämpfe im Großraum der Hauptstadt haben seit mehr als einem Jahr die ohnehin schwierige Sicherheitslage in dem ärmsten Land des amerikanischen Kontinents bedeutend verschlechtert.

Demonstranten in Port-au-Prince
AP/Odelyn Joseph

Die Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Juli 2021 sowie ein schweres Erdbeben im folgenden Monat mit rund 2.200 Toten haben die Probleme des Landes weiter verschärft. Derzeit hat die Bevölkerung auch mit einem starken Anstieg der Lebensmittelpreise und mit Treibstoffmangel zu kämpfen.