Feuerwehrmann trinkt Wasser
Reuters/David Swanson
Unterschätzte Gefahr

Wenn Hitze zum Gesundheitsrisiko wird

Blauer Himmel, Sommer, Sonnenschein – all das wirkt sich unter normalen Umständen positiv auf die Stimmung des Menschen aus. Steigen die Temperaturen aber über 30 Grad, kann dieser Schönwettereffekt ins Negative kippen und im Ernstfall eine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Ein Risiko, das aber immer noch unterschätzt werde, kritisieren Fachleute und verweisen auf fehlende Hitzeschutzmaßnahmen.

Egal ob Spanien, Portugal, Italien oder Österreich – die Hitze hat Teile Europas fest im Griff. Und das wird wohl auch noch länger so bleiben, treibt die Klimakrise doch die Temperaturen immer weiter und immer länger nach oben. Das hat Auswirkungen auf die physische wie psychische Gesundheit.

Eine besonders niedrige Hitzetoleranz haben vulnerable Personen wie ältere Menschen, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Kinder, nicht zuletzt aufgrund ihres verminderten Durstempfindens und ihrer eingeschränkten Schweißproduktion.

Kind in Paris füllt Wasserflasche bei Brunnen auf
AP/Thomas Padilla
Auch Kinder zählen zu den vulnerablen Gruppen der Hitzegefährdeten

Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein

Generell versucht der Körper seine Temperatur durch Schweißproduktion zu senken. Durch das starke Schwitzen gehen aber Flüssigkeit, Mineralstoffe und Spurenelemente verloren. Und gerade, wenn die hohen Temperaturen zusätzlich ins Schwitzen bringen, kann dieser Flüssigkeitsmangel gefährlich werden.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Dazu kommt: Durch die extreme Hitze weiten sich die Gefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Unwohlsein, Muskelkrämpfe oder gar ein Kreislaufkollaps sind nur einige der möglichen Folgen. Im Extremfall können diese auch lebensbedrohlich werden.

Trinken, trinken, trinken

Daher gilt für alle: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist essenziell, laut AGES mindestens 1,5 bis drei Liter täglich. Empfohlen werden etwa Leitungs- und Mineralwasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte sowie ungesüßte Früchte- und Kräutertees.

Weiters heißt es: „Bei Hitzeperioden sollten keine großen Mahlzeiten eingenommen werden. Bekömmlicher sind mehrere kleine Mahlzeiten verteilt auf den ganzen Tag. Zu bevorzugen sind leicht verdauliche und fettarme Nahrungsmittel mit hohem Wassergehalt.“ Dazu zählen unter anderem Obst und Gemüse, Kompotte, Salate und Suppen. Auch in den sozialen Netzwerken werden dieser Tage unzählige Tipps gegen die Hitze geteilt. So sollte Wasser etwa nur in kleinen Schlucken getrunken und würzige Lebensmittel vermieden werden, wie es auf Twitter heißt.

Durch abendliches Lüften, Abdunkelung und dem Aufhängen feuchter Tücher und Ventilatoren könne eine erträgliche Raumtemperatur geschaffen werden. Auch leichte und luftdurchlässige Kleidung könne Abhilfe schaffen. Generell gelte es, unnötige Anstrengungen sowie direkte Sonneneinstrahlung auf den Körper zu vermeiden.

Besuchermasse bei Strand in England
Reuters/Hannah Mckay
Massen strömen zur Südküste Englands auf der Suche nach Abkühlung

Konkrete Hitzeschutzmaßnahmen gefordert

Bei Maßnahmen wie diesen kritisieren Fachleute, dass „alles auf Eigenverantwortung geschoben“ werde, so etwa der Stadtklimatologe Simon Tschannett gegenüber dem gewerkschaftsnahen „Moment"-Magazin: „Von der Hitze sind alle betroffen. Deshalb braucht es klare Regelungen, was zu tun ist.“

Zwar gibt es einen fünf Jahre alten, bundesweiten Hitzeschutzplan, konkrete Maßnahmen liegen aber in der Verantwortung der Bundesländer. Sowohl Salzburg als auch dem Burgenland würde ein Plan komplett fehlen, so das „Moment“-Magazin. Der Wiener Aktionsplan sieht zwar viele kurz- und langfristige Maßnahmen vor, etwa „coole Spots“ auf Plätzen und Parks mit Sprühnebel, Trinkbrunnen und Schulungen für medizinisches Personal, klar sei aber: „Wir müssen noch viel mehr tun“, so Tschannett.

Schließlich hat es in Österreich und Deutschland 2018 mehr Tote durch Hitzefolgen als im Verkehr gegeben. Doch, so schreibt die „Zeit“, "während viele Vorschriften die Zahl der Toten auf den Straßen kontinuierlich gesenkt haben, fehlen solche Regeln jedoch im Umgang mit der Hitze.“ Als Vorbild wird oftmals Frankreich genannt, wo es etwa eigene gekühlte Räume für vulnerable Personen gibt.

Auch psychische Auswirkungen

Auch Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Autor von „Klimawandel und Gesundheit“, spricht bei der Hitze von einem unterschätzten Gesundheitsrisiko. Gegenüber ORF.at verwies er zudem auf die psychischen Auswirkungen der schweißtreibenden Temperaturen.

„Während einer Hitzewelle kommt es vor allem bei älteren oder geschwächten Menschen zu einer deutlichen Zunahme von Ängsten und Depressionen, das zeigen unsere aktuellen Studien. Diese Menschen können der Hitze nicht mehr entfliehen und fürchten sich schon vor der nächsten Hitzewelle." Angesichts der klimatischen Veränderungen und Prognosen wohl zurecht.