Person hält Rechnung vor Lebensmitteln
ORF.at/Zita Klimek
Inflation

EU rechnet 2022 mit Rekordwert

Der Ukraine-Krieg und die auch damit verbundene Energiekrise wirken sich noch mehr auf Verbraucher und Wirtschaft in Europa aus als angenommen. In ihrer aktualisierten Prognose, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, rechnet die EU-Kommission für heuer nun mit einer Rekordinflation von 7,6 Prozent im Euro-Raum. In Österreich dürfte die Teuerung heuer bei 7,4 Prozent liegen. Auch das Wirtschaftswachstum wurde nach unten revidiert – auf 2,6 Prozent für die Euro-Zone.

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni begründete die deutlich pessimistischere Inflationsprognose unter anderem mit den eingeschränkten Gaslieferungen aus Russland und den gestiegenen Energiepreisen. Viele der negativen Risiken im Zusammenhang mit der Frühjahrsprognose seien eingetreten.

Im Frühjahr war die EU-Kommission noch von einer Inflationsrate von sechs Prozent für Österreich in diesem Jahr ausgegangen. Für das kommende Jahr werden 4,4 Prozent Inflation prognostiziert. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eigentlich eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Höhepunkt im dritten Quartal erwartet

Für den Euro-Raum wird die Inflation der Prognose zufolge mit 8,4 Prozent im Jahresvergleich ihren Höhepunkt im dritten Quartal erreichen und dann stetig zurückgehen. Österreich liegt mit seiner erwarteten Inflation im unteren Drittel der EU-Länder. An der Spitze liegen die baltischen Staaten, allen voran Litauen und Estland, mit einer erwarteten Inflation von 17 Prozent in diesem Jahr.

Grafik zeigt Daten zur Inflation in der EU 2022/23
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: EU-Kommission

Wachstumsprognose nach unten korrigiert

Diese Entwicklung dürfte auch die Konjunktur weiter eintrüben: Die Kommission korrigierte ihre Wachstumsprognose für Österreich nach unten und erwartet nun noch einen realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent. Für 2023 wird ein BIP-Plus von 1,5 Prozent erwartet statt zuletzt 1,9 Prozent.

Das Wachstum werde durch die Normalisierung im Dienstleistungsbereich sowie im Tourismus unterstützt, heißt es in der Prognose. Auf dem Arbeitsmarkt werde der Fachkräftemangel immer stärker und bremse die Wachstumsdynamik ein.

Starker Einbruch auch im kommenden Jahr erwartet

In Europa habe das Hochfahren der Wirtschaft nach der Coronavirus-Pandemie zwar das Wachstum angekurbelt. Doch trotz einer vielversprechend angelaufenen Urlaubssaison im Sommer sei für die zweite Jahreshälfte nur mit einer gedämpften Wirtschaftsaktivität zu rechnen.

Für die EU-Wirtschaft insgesamt geht die Kommission heuer von einem BIP-Plus von 2,7 Prozent und im Jahr 2023 von 1,5 Prozent aus. Für den Euro-Raum wird ein Wachstum von 2,6 Prozent im Jahr 2022 erwartet, das sich auf 1,4 Prozent im Jahr 2023 abschwächt. Ursprünglich waren hier noch 2,3 Prozent erwartet worden.

IWF: Hohe Inflation als Systemrisiko

Auch in den USA muss die Wirtschaft Einbußen hinnehmen. Erst kürzlich veröffentlichte der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Länderbericht zu den USA. Darin wurde die Wachstumsprognose für heuer erneut gesenkt – von 2,9 auf 2,3 Prozent. Basierend auf den aktuellen Konjunkturdaten wird auch ein schwächerer Konsum erwartet.

Der IWF betonte, eine sich weiter ausbreitende Inflation stelle für die USA – und die Weltwirtschaft – ein Systemrisiko dar. Die US-Notenbank hat deswegen die Zinsen zuletzt deutlich angehoben. Es gehe nun darum, schnell zu moderateren Lohnabschlüssen und Preissteigerungen zu kommen, ohne in eine Rezession zu schlittern. „Das ist eine schwierige Aufgabe.“

Die jüngsten Zinserhöhungen der Fed sollten die Inflation bis zum vierten Quartal 2023 auf 1,9 Prozent drücken. Für das vierte Quartal 2022 werden 6,6 Prozent geschätzt, aktuell liegen die Werte noch deutlich höher. Der Kampf gegen die Inflation werde das Wachstum weiter schwächen. Noch gehe der IWF aber davon aus, dass eine Rezession verhindert werden könne.