Person wäscht sich bei Brunnen vor der Spanischen Treppe
AP/Alessandra Tarantino
Wasserknappheit in Italien

Rationierung könnte auch Touristen treffen

Die anhaltende Hitze und die extreme Trockenheit in der Mittelmeer-Region und auf der Iberischen Halbinsel könnte sich auch auf den Tourismus auswirken. Trinkwasserrationierungen, wie es sie derzeit in einigen Regionen Italiens gibt und wie sie in Spanien zuletzt in den 1990er Jahren häufiger waren, könnten künftig auch Touristen und Touristinnen treffen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) am Donnerstag berichtete.

Die italienische Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi hatte bereits Ende letzter Woche den Dürrenotstand in den fünf Regionen Piemont, Lombardei, Venetien, Emilia-Romagna und Friaul-Julisch Venetien ausgerufen. Weitere Regionen könnten folgen, wie Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli am Mittwochabend im Parlament sagte.

Der Notstand gibt laut „SZ“ den Verantwortlichen die Möglichkeit, Rationierungen von Trinkwasser, wie derzeit etwa bereits in den Städten Pisa und Verona, auszurufen. Und das könnte dann in der laufenden Hochsaison auch Urlauber und Urlauberinnen treffen. Wie die Umsetzung dann genau aussehen würde, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Offen ist auch, ob man damit nicht auch Urlaubsgäste vergraulen würde – sehr zum Nachsehen, der sich gerade erholenden Touristikindustrie des Landes.

Hubschrauber Transportiert Wasser über Rom
Reuters/Yara Nardi
Ein Hubschrauber versucht Anfang Juli die Brände nahe Rom zu löschen

Waldbrandwarnstufe auf Sizilien und Sardinien

Vor allem der Norden des Landes leidet unter der anhaltenden Dürre. Die großen Seen und Gewässer führen wenig Wasser. Der Fluss Po – der längste Strom Italiens – ist extrem von der Trockenheit betroffen, weshalb unter anderem der Agrarsektor in dem Gebiet Sorgen um seine Ernte und Produktion hat.

In Italien gibt es angesichts der Trockenheit auch die Furcht vor Waldbränden. Auf der größten Mittelmeer-Insel Sizilien galt am Donnerstag in weiten Teilen noch immer eine erhöhte Waldbrandwarnstufe, ebenso wie auf Sardinien. Zuletzt waren Feuerwehrkräfte immer wieder zu Wald- und Buschbränden ausgerückt, etwa in der Toskana sowie in und um Rom.

Wassernotstand in Südtirol

Die anhaltende Dürre hat derzeit auch Südtirol fest im Griff. Im Einzugsgebiet des Flusses Etsch wurde der Wassernotstand ausgerufen. Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) unterzeichnete am Mittwoch eine Wassernotstandsverordnung, in der Maßnahmen zur Wassereinsparung festgelegt wurden, teilte das Land mit. Insbesondere soll der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, in Gärten und Parkanlagen eingeschränkt werden.

Die Bewässerung von Grünflächen sei von 9.00 bis 20.00 Uhr verboten. Die Maßnahme gilt bis auf Widerruf. Sämtliche „Wassernutzende“ seien angehalten, mit dem „wertvollen und derzeit besonders nachgefragten und knapper werdenden Gut Wasser sparsam, nachhaltig und effizient umzugehen und den Verbrauch auf das notwendigste Minimum zu beschränken“, hieß es.

Vermehrt Waldbrände

„Besonders wichtig ist es, den Wasserverbrauch in privaten Grünanlagen, Parks und Gärten einzuschränken, da dieses Wasser im Unterschied zum Trinkwasser in den Haushalten nicht direkt in die Gewässer zurückfließt, sondern verdunstet“, so Thomas Senoner, Direktor im Amt für nachhaltige Gewässernutzung. Speziell die Trinkwasserversorgung im Unterlauf der Etsch leide unter der geringen Wasserführung derselben.

Unterdessen hat die Trockenheit in Südtirol auch vermehrte Waldbrände zur Folge. „Während in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich um die 20 Waldbrände pro Jahr verzeichnet wurden, waren es heuer schon über 40“, sagte der Landesrat für Forstwirtschaft, Arnold Schuler (SVP), am Donnerstag laut Medienberichten in Bozen. In der autonomen Provinz herrsche teilweise extreme Waldbrandgefahr, weil es wenig geregnet habe. Ein Viertel der Waldbrände in diesem Jahr sind laut dem Landesrat vermutlich von Zigarettenstummeln verursacht worden. Wind und Trockenheit begünstigen dann die Ausbreitung der Flammen.

Portugal: Schlimmste Dürre seit zwei Jahrzehnten

In Portugal spricht man unterdessen von der schlimmsten Dürre der vergangenen 20 Jahre. Nach dem heißesten Mai seit 1931 leiden nach jüngsten Angaben des portugiesischen Instituts für Meer und Atmosphäre (IPMA) derzeit über 97 Prozent des Territoriums unter schwerer Trockenheit. Die Regierung in Lissabon führt deshalb Kampagnen zur effizienteren Nutzung von Wasser durch. Eine Rationierung wird allerdings derzeit offenbar nicht erwogen.

Waldbrand in Portugal
Reuters/Reuters Tv
Mehrere Landesteile Portugals werden derzeit von heftigen Waldbränden heimgesucht

Portugal wird auch von teils heftigen Waldbränden heimgesucht. Am Donnerstag waren in verschiedenen Teilen des Landes elf größere Feuer aktiv, wie der Zivilschutz ANEPC mitteilte. Insgesamt kämpften rund 1.900 Einsatzkräfte gegen die Brände. Brände in Aveiro im Norden und in Leiria im Zentrum des Landes, in Setubal, etwa 50 Kilometer südlich von Lissabon, sowie in Faro im Süden bereiteten demzufolge die größten Sorgen.

„Das ganze Land brennt“

Der seit Montag in ganz Portugal geltende dritthöchste Notstand („Estado de contingencia“) werde bis inklusive Sonntag verlängert, gab Ministerpräsident Antonio Costa am Donnerstag bekannt. Derzeit herrscht auch eine Hitzewelle, die am Mittwoch eine Temperatur von bis zu 45 Grad erreichte.

Neben einer seit Monaten andauernden Dürre wird die Ausbreitung der Brände laut ANEPC zum Teil auch von starkem Wind begünstigt. Nicht wenige Brände seien aber fahrlässig bzw. vorsätzlich gelegt worden, versicherten die Behörden. Es habe bereits Festnahmen gegeben. Die offizielle vorläufige Bilanz der jüngsten Brände nach sechs Tagen lautet: mindestens 130 Verletzte, zwei von ihnen schwer. Nach Zahlen der Naturschutzbehörde INCF nähert sich die seit Samstag zerstörte Fläche der Marke von 100 Quadratkilometern. Die Flammen zerstörten Häuser, Fabriken und auch einen Golfplatz. „Das ganze Land brennt“, titelte die Zeitung „Jornal de Noticias“.

Spaniens Kampf mit der Trockenheit

Auch in Spanien ist man alarmiert: Der Wassermangel zieht bereits die Land- und Viehwirtschaft, die Flussschifffahrt und eben den Tourismus in Mitleidenschaft, hieß es bereits letzte Woche. Einige Kommunen und Ferienhausbesitzer hätten ihre Schwimmbecken bisher nicht gefüllt, um freiwillig Wasser zu sparen.

In dem Land finden Ventilatoren reißenden Absatz, wie es Donnerstag hieß. So kletterten in Bilbao im Norden des Landes die Verkaufszahlen nach Medienberichten um mehr als 50 Prozent in die Höhe. In 16 der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens sollte am Donnerstag weiterhin Hitzealarm gelten, in fünf dieser Regionen teilweise sogar Alarmstufe Rot.

Waldbrand in Zaton, Kroatien
AP
Die Feuerwehr versucht in Kroatien einen Brand zu löschen

Kroatien: So schlimm wie seit zehn Jahren nicht mehr

In Kroatien kämpfte die Feuerwehr nahe der dalmatinischen Stadt Sibenik gegen einen Waldbrand, der am Mittwoch zwei Dörfer an der bei Urlaubern beliebten Krka-Riviera erfasste. Die Bewohner von Zaton und Raslina wurden mit Booten über die Stubalj-Bucht in Sicherheit gebracht. Die Situation sei so schlimm wie seit zehn Jahren nicht mehr, erklärte der Zivilschutz.

Auf der griechischen Insel Samos wurden am Mittwochabend wegen eines außer Kontrolle geratenen Waldbrandes mehrere Ortschaften evakuiert. Vor der Küste der Insel stürzte ein Löschhubschrauber aus niedriger Höhe ins Meer, als die Besatzung Wasser zur Brandbekämpfung aufnehmen wollte. Zwei Insassen kamen uns Leben, der Pilot wurde später schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Ein zunächst vermisster vierter Insasse sei an Land geschwommen, teilte die griechische Küstenwache mit. Warum der Hubschrauber abstürzte, ist noch unklar.

Waldbrand auf der Insel Samos in der Nacht
Reuters
Das Feuer auf der griechischen Insel Samos ist verheerend

Frankreich: Riesige Waldbrände an Atlantikküste

Auch in Frankreich ist kein Ende der Trockenheit abzusehen. Meteorologen erwarten bis Ende Juli einen Dürrerekord. Zwar hatte es in der zweiten Juni-Hälfte vielerorts Unwetter mit viel Regen gegeben, doch der Effekt ist weitgehend verflogen – und die Böden trocknen wieder aus. An der französischen Atlantikküste nahe der Großstadt Bordeaux dauern unterdessen die Waldbrände an. Mehr als 3.700 Hektar Land fielen den Flammen zum Opfer, wie die Präfektur der Gironde Donnerstagfrüh mitteilte.

Waldbrand in Frankreich
AP/SDIS 33
Die Flammen wüten auch in Frankreich, wie hier in der Region Gironde

In den frühen Morgenstunden räumten Einsatzkräfte eine weitere Siedlung und brachten etwa 60 Menschen in Sicherheit. Bei den Bränden um Teste-de-Buch und Landiras sind laut Präfektur rund 1.000 Feuerwehrleute im Einsatz. In der Gegend von Teste-de-Buch sei die Situation noch immer ungewiss, denn der Zugang sei hier schwierig, hieß es. Die Brände werden durch anhaltende Trockenheit begünstigt, die Temperaturen sind sehr hoch. In dem Gebiet gilt mittlerweile die Waldbrandwarnstufe Orange. Auf Wald- und Landwegen dürfen ab dem Nachmittag nun keine motorisierten Gefährte mehr verkehren. In stark bewaldeten Kommunen ist Feuerwerk vorerst verboten.