Rafael Caro Quintero nach seiner Festnahme
Reuters/Mexican Navy
Im Gebüsch versteckt

Mexiko verhaftet Drogenboss

Rafael Caro Quintero, der von den USA meistgesuchte mexikanische Drogenboss, ist in Mexiko festgenommen worden. Das bestätigte die Marine am Freitag (Ortszeit). Gefunden wurde er von einem Suchhund – im Gebüsch versteckt. Ein am Einsatz beteiligter Helikopter stürzte später ab, dabei starben 14 Menschen. Unklar ist, ob der Crash ursächlich mit der Verhaftung zusammenhängt.

Quintero, Mitgründer des ehemaligen Guadalajara-Kartells, des ersten großen Drogenkartells in Mexiko, war seit 2013 auf der Flucht. Zuletzt soll er das kleinere Caborca-Kartell angeführt haben. Er soll nun an die USA ausgeliefert werden.

Der Drogenboss, der in den 1980er Jahren wie Pablo Escobar in Kolumbien als „Narco de Narcos“ („Drogenboss der Drogenbosse“) galt, wurde in der Ortschaft San Simon in den Bergen des nordwestlichen Bundesstaates Sinaloa von der Marine festgenommen. Spürhund Max machte ihn in einem Gebüsch ausfindig. In einem Video war zu sehen, wie er, mit Jeans und Hemd gekleidet, abgeführt wurde. Er soll zunächst im Hochsicherheitsgefängnis von Almoloya, 85 Kilometer westlich von Mexiko-Stadt, untergebracht werden.

USA danken Mexiko

Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Merrick B. Garland, dankte den mexikanischen Behörden in einer Mitteilung des US-Justizministeriums für die Festnahme des 69-Jährigen. Man werde die sofortige Auslieferung beantragen, damit er in den USA vor Gericht gestellt werden könne. Caro Quintero hatte 1985 den Mord an Enrique „Kiki“ Camarena, einem Beamten der US-Anti-Drogen-Polizei DEA, angeordnet.

Drogenboss in Haft

Vor allem wegen der Ermordung eines Agenten der US-Behörde zur Drogenbekämpfung (DEA) wird Quintero von den USA gesucht.

Auf Most-Wanted-Liste des FBI

Damals war er nach 28 von 40 Jahren Haft wegen angeblicher Verfahrensfehler auf freien Fuß gesetzt worden. Der Oberste Gerichtshof Mexikos hob diese Entscheidung auf, da war Caro Quintero aber bereits untergetaucht. Das Außenministerium in Washington setzte ein Kopfgeld von 20 Millionen US-Dollar auf ihn aus. „Die Festnahme ist für die Vereinigten Staaten sehr, sehr wichtig, weil Caro Quintero der Drahtzieher hinter dem Mord an unserem Agenten Enrique ‚Kiki‘ Camarena war“, sagte der ehemalige DEA-Chef für internationale Operationen, Mike Vigil, dem Nachrichtenportal Sin Embargo. Caro Quintero steht auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Kriminellen.

Vor wenigen Tagen war Lopez Obrador bei einem offiziellen Besuch in Washington von seinem US-Kollegen Joe Biden empfangen worden. Die Festnahme des ehemals mächtigsten Drogenbosses Mexikos könnte als Geste des guten Willens von Mexiko gegenüber Washington interpretiert werden, nachdem es zu Spannungen in den Bereichen Sicherheit, Investitionen und Migration gekommen war.

Festnahme von Quintero in 2005
APA/AFP/Mexican Federal Police
Quintero hier im Jahr 2005 im Gefängnis in Guadalajara

14 Tote nach Einsatz bei Helikoptercrash

Beim Absturz eines Marinehubschraubers nach der Festnahme Caro Quinteros ebenfalls in Sinaloa kamen 14 Passagiere ums Leben, ein Beamter wurde schwer verletzt. Sie alle hätten den Einsatz für die Festnahme unterstützt, gab der mexikanische Präsident Andres Manuel Lopez Obrador bekannt. Der Vorfall werde untersucht.

Spirale der Gewalt mit 100.000 „Verschwundenen“

In Mexiko sind nach Angaben der International Crisis Group rund 200 kriminelle Gruppen aktiv. Sie sind unter anderem in den Drogenhandel, Entführung, Erpressung und Benzindiebstahl verwickelt. Manche kämpfen auch um Kontrolle über legale Geschäfte wie den Avocadoanbau.

Seit der nordamerikanische Staat 2006 damit begann, den Drogenkrieg militärisch zu führen, hat die Spirale der Gewalt Hunderttausende Menschen das Leben gekostet. Mehr als 100.000 Menschen gelten in Mexiko als „verschwunden“.