Rettungszentrale in Madrid
Reuters/Isabel Infantes
Tote, Brände

Hitze hat Europa fest im Griff

Die Hitze hat weite Teile Europas weiter fest im Griff – und sie fordert immer mehr Opfer. In Spanien starben seit Sonntag vor einer Woche mindestens 360 Menschen, allein am Freitag waren es 123. Auch in Portugal gibt es deutlich mehr Tote als 2021. In Frankreich sind wegen der Hitze weitere Regionen in Alarmbereitschaft, in Großbritannien tagte der Krisenstab. Unterdessen wüten zahlreiche Brände.

Temperaturen weit über 40 Grad in den letzten Tagen kosteten laut Angaben der spanischen Behörden Hunderten Menschen das Leben. Das berichtete die Zeitung „La Vanguardia“ am Samstag unter Berufung auf das staatliche Gesundheitsinstitut in Madrid. Die Zahl der an den Folgen der Hitze verstorbenen Menschen habe sich von Tag zu Tag erhöht. Am ersten Tag seien in dem Land mit 47 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen 15 derartige Todesfälle registriert worden, am Freitag, bei Temperaturen von bis zu 45 Grad, 123.

Bei den Opfern handle es sich in den meisten Fällen um Menschen, die wegen ihres hohen Alters oder einer Vorerkrankung bereits geschwächt gewesen seien, so „La Vanguardia“. Am Freitag sei allerdings ein 60-jähriger Mitarbeiter der Straßenreinigung plötzlich zusammengebrochen. Notärzte hätten eine Körpertemperatur von 41,6 Grad gemessen. Der Mann sei im Krankenhaus gestorben.

Öffentliche Temperaturanzeige in Madrid
Reuters/Isabel Infantes
In Spanien stiegen die Temperaturen mancherorts zuletzt auf weit über 40 Grad

Auch in Portugal mit gut zehn Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen wurden zwischen 7. und 13. Juli um 238 mehr Tote als in den Vergleichszeiträumen der Vorjahre gezählt, meldete die Nachrichtenagentur Lusa. Diese Todesfälle würden ebenfalls auf die extreme Hitze zurückgeführt, hieß es.

GB: Nationaler Krisenstab einberufen

In Spanien sollen die Temperaturen vielerorts in den kommenden Tagen unter 40 Grad fallen, dafür könnten sie etwa in Deutschland oder Großbritannien auf bis zu 40 Grad steigen. In Großbritannien mit rund 67 Mio. Menschen wurde deswegen der nationale Krisenstab einberufen. Zuvor hatte der britische Wetterdienst Met Office erstmals eine rote Wetterwarnung wegen Hitze herausgegeben. Der bisherige Temperaturrekord wurde 2019 mit 38,7 Grad in Cambridge gemessen.

Stoff als Sonnenschutz vor Fenstern in Toulouse
Reuters/Fred Scheiber
In Frankreich versuchen die Menschen, die größte Hitze durch Beschattung abzufangen

In Frankreich wurden wegen der hohen Temperaturen weitere Regionen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. In 22 weiteren, größtenteils an der Atlantikküste gelegenen Departements werde den Bewohnerinnen und Bewohnern für Sonntag empfohlen, „sehr wachsam“ zu sein, teilte der Wetterdienst Meteo-France am Samstag mit. Insgesamt sind damit nun 38 der 101 Departements in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Hitzewelle in Frankreich mit Temperaturen von bis zu 41 Grad soll mindestens noch bis Anfang kommender Woche andauern.

Heiß wird es kommende Woche auch in Österreich, die Temperaturen könnten dem aktuellen Rekord von 40,5 Grad nahekommen. Hitze ist gerade für schwache und alte Menschen auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Wie die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) am Montag bekanntgab, wurden im vergangenen Jahr in Österreich 2.566 Menschen wegen Akutfolgen durch Hitze bzw. intensive Sonneneinstrahlung ärztlich behandelt. In vier der letzten zehn Jahre sind zudem mehr Menschen im Zusammenhang mit Hitze als im Verkehr ums Leben gekommen.

Hitze und Trockenheit fördern Waldbrände

In vielen hitzegeplagten Ländern toben auch heftige Waldbrände. Angesichts der Hitze und der damit verbundenen Trockenheit reicht oft nur ein Funkenschlag oder eine weggeworfene Zigarette für einen Brand. In Portugal zählte der Zivilschutz am Samstag etwa 13 größere und Dutzende kleinere Feuer. Touristen- und größere Wohngebiete sind derzeit zwar nicht in Gefahr, nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche aber mehr als 25.000 Hektar Land.

Insgesamt versuchen in Portugal derzeit an die 1.000 Menschen, die Flammen einzudämmen. Der Pilot eines Löschflugzeuges kam am Freitag bei einem Absturz in Portugal ums Leben. In Spanien wurden am Samstag insgesamt 33 Waldbrände registriert, von denen 14 außer Kontrolle waren. In der Nähe von Malaga mussten 2.300 Menschen wegen nahender Flammen ihre Häuser in der Stadt Alhaurin el Grande verlassen, wie die Zeitung „El Pais“ berichtete.

Zahlreiche Brände auch in Italien

In Italien kämpfen die Einsatzkräfte ebenfalls an mehreren Fronten gegen Brände. Im norditalienischen Adria-Badeort Bibione flohen Touristinnen und Touristen wegen eines Waldbrandes ins Meer und wurden dort von der Küstenwache gerettet. Der Brand in der bei Urlaubern beliebten Gegend brach laut Medienberichten am Freitagnachmittag aus. Mehrere Feuerwehren und ein Löschhubschrauber kämpften gegen die Flammen an der Grenze zwischen den Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien. Am Samstag lief der Einsatz weiter.

Waldbrand in Spanien
AP/Gregorio Marrero
Vielerorts, wie hier in Spanien, werden die Feuer auch aus der Luft bekämpft

In der Kommune Gereut (Frassilongo) im norditalienischen Trentino rückten am Freitag ebenfalls Dutzende Feuerwehrleute, zwei Hubschrauber und zwei Löschflugzeuge wegen eines Waldbrandes in einem Gebiet von rund 70 Hektar aus. In der Toskana musste die Feuerwehr von Lucca am Freitag in einem brennenden Olivenhain Brände löschen. Auf Sizilien und Sardinien loderten ebenfalls Wald- und Buschbrände, bei deren Bekämpfung Löschflugzeuge zum Einsatz kamen.

Brände in Südwesteuropa

In Südeuropa steigt mit Hitze und Trockenheit auch die Brandgefahr. In vielen Regionen lodern Waldbrände.

„Hohes Risiko“ in Griechenland

Vor einem „sehr hohen Waldbrandrisiko“ in fünf Regionen in Griechenland warnte am Samstag auch das griechische Ministerium für Klimakrise und Bürgerschutz. Die Warnstufe vier (von fünf) gilt unter anderem für die Region Attika mit der Hauptstadt Athen sowie die Inseln Euböa, Kreta, Chios und Samos. Die Behörden appellieren an die Menschen, im Freien unter keinen Umständen mit Feuer zu hantieren.

Ausgetrocknetes Flussbett in Italien
AP/Luca Bruno
Der Po in Italien ist auf ein – vergleichsweise – Rinnsal zusammengeschrumpft

Nur zeitweise unter Kontrolle bringen konnten die Einsatzkräfte den Waldbrand, der seit Freitag auf Kreta südlich der Hafenstadt Rethymno tobte. Am späteren Samstagnachmittag intensivierte sich der Brand durch starke Winde wieder, erneut mussten Häuser evakuiert werden, wie griechische Medien berichteten. Zudem brach ein weiteres Feuer in der Nähe der Hafenstadt Heraklion aus. Löscheinsätze gab es auch an der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux, bei Landiras wurden bereits rund 10.000 Hektar Wald zerstört. Tausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Waldbrand in Frankreich
Reuters
Bei Landiras in Frankreich kämpfen die Einsatzkräfte seit Tagen gegen die Feuer

Ein Toter in Marokko

Angespannt ist die Situation auch südlich des Mittelmeeres. In Marokko kam bei Waldbränden ein Mensch ums Leben. Hunderte Bewohnerinnen und Bewohner der nördlichen Regionen seien unterdessen aus mehreren Dörfern vor den Flammen gerettet worden, berichtete der TV-Sender al-Jazeera am Samstag.

Rinder an einer Tränke in Spanien
Reuters/Jon Nazca
Unter der Hitze leiden nicht nur die Menschen, sondern auch viele Tiere

Bereits am Donnerstag waren rund 500 Familien in den Provinzen Larache und Taza in Sicherheit gebracht worden. Hunderte Feuerwehrleute sowie Mitglieder von Zivilschutz, Armee und Polizei kämpfen gegen die Brände, die auch in den Provinzen Ouezzane und Tetouan wüten und durch heftigen Wind angefacht werden. In den vergangenen Tagen wurden in dem nordafrikanischen Land Temperaturen von fast 45 Grad erreicht.