Abgestürztes Flugzeug in Griechenland
Reuters/Alkis Konstantinidis
Griechenland

Brenzlige Lage nach Flugzeugabsturz

Nach dem Absturz eines Frachtflugzeugs im Nordosten Griechenlands haben die Behörden eine dringliche Warnung an die Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend ausgegeben: Sie sollen ihre Häuser und Wohnungen nicht verlassen und diese möglichst luftdicht geschlossen halten. Rund um die Absturzstelle der Antonow An-12 bildeten sich giftige Dämpfe. Laut serbischen Angaben hatte das Flugzeug Tonnen an Munition geladen.

Fenster zu, Klimaanlage aus, Häuser nicht verlassen: Diese Warnung schickte das griechische Bürgerschutzministerium per SMS an die Bewohnerinnen und Bewohner jener Gegend, in der Samstagnacht ein Transportflugzeug abgestürzt war. Die Antonow An-12 soll zwölf Tonnen „toxisches Gut“ an Bord gehabt haben, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender ERT in der Nacht.

Serbiens Verteidigungsminister Nebojsa Stefanovic erklärte am Sonntag, in dem Flugzeug hätten sich 11,5 Tonnen Munition für Mörsergranaten befunden. Ziel der Fracht war laut dem Minister Dhaka, die Hauptstadt von Bangladesch, Abnehmer das dortige Verteidigungsministerium. Das Flugzeug habe alle erforderlichen Genehmigungen für den Transport gehabt, die Munition werde von einem serbischen Unternehmen produziert. Behauptungen in Medien, dass die Antonow Waffen von Serbien in die Ukraine transportieren sollte, wies der Minister zurück. Das Flugzeug gehöre lediglich einer ukrainischen Fluggesellschaft.

Abgestürztes Flugzeug in Griechenland
Reuters/Alkis Konstantinidis
An Bord des Flugzeugs war laut Serbien Munition, die nach Bangladesch geflogen werden sollte

Vor Notlandung abgestürzt

Die Antonow war Berichten zufolge im serbischen Nis gestartet und auf dem Weg nach Amman in Jordanien, als der Pilot Probleme mit einem Triebwerk meldete und eine Notlandung auf dem Flughafen der Stadt Kavala beantragte. Beim Flugtracker Flightradar24 war zu sehen, wie das Flugzeug nahe der Halbinsel Chalkidiki über der Nordägäis den Kurs Richtung Kavala änderte – doch bis dahin schaffte es die Crew nicht mehr.

Der Flieger stürzte nahe den Dörfern Paleochori und Antifilippi weniger als 40 Kilometer von Kalava entfernt auf unbewohntem Gebiet ab. Die Trümmer der Antonow sollen in einem Umkreis von 800 Metern verteilt liegen, das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Bei dem Unglück waren alle acht Besatzungsmitglieder des Fliegers ums Leben gekommen. Die Leichen von sieben Crewmitgliedern waren Samstagabend geborgen worden. Laut einem griechischen Medienbericht soll auch die Blackbox des Flugzeuges gefunden worden sein.

Militär mit Sondereinheit im Einsatz

In der Umgebung sahen und filmten etliche Anwohner den Absturz des Flugzeugs, das bereits in der Luft brannte und am Nachthimmel deutlich auszumachen war. Zunächst rückte ein Großaufgebot aus Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei an, doch schon bald zogen sich die Rettungskräfte zurück. „Obwohl wir Masken trugen, war die Luft unerträglich. Es gab nicht nur Rauch, sondern auch beißende Dämpfe“, sagte ein Feuerwehrmann gegenüber Journalisten. Zwei seiner Kollegen seien mit Atemwegsproblemen ins Krankenhaus gebracht worden.

Einsatzkräfte am Ort
AP/InTime News/Ilias Kotsireas
Giftige Dämpfe und Explosionen verhinderten, dass sich die Feuerwehrleute in der Nacht dem Wrack nähern konnten

Am Sonntag begann eine Sondereinheit der griechischen Armee, die Trümmer des Frachtflugzeugs zu untersuchen. Die Experten können atomare, biologische und chemische Kampfstoffe und industrielle Gefahrstoffe aufspüren und sind auch auf die Dekontamination von Menschen, Material und Infrastruktur spezialisiert. Der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Pangeo, Filippos Anastasiadis, sagte, man stehe bereit, die Dörfer zu evakuieren, wenn es nötig sein sollte.