Italiens Außenminister warnt vor Neuwahl

Italiens Außenminister Luigi Di Maio befürchtet bei vorgezogenen Wahlen ein Scheitern wichtiger Reformen in dem Mittelmeer-Land. „Das ist die Realität“, sagte der 36 Jahre alte Chef der neu gegründeten Partei Insieme per il futuro (Gemeinsam für die Zukunft) im Interview der Zeitung „La Stampa“ (Sonntag-Ausgabe).

Sollte Staatschef Sergio Mattarella das Parlament auflösen und dadurch eine Neuwahl bevorstehen, dürfte der Wahlkampf das Land Beobachtern zufolge politisch lähmen. Selbst wenn Ministerpräsident Mario Draghi bis zu den Wahlen im Amt bliebe, würde er mit einer „ungeladenen Waffe“ dastehen, erklärte Di Maio weiter.

Di Maio fürchtet um EU-Milliarden

„Auch wenn Ende September gewählt würde, bräuchte es drei Wochen, um die Parlamentskammern und mindestens weitere zwei Wochen um die Regierung zu bilden“, warnte der frühere Chef der mitregierenden Fünf-Sterne-Bewegung, die am Donnerstag die politische Krise verschärfte, als sie der Regierung das Vertrauen im Senat nicht aussprach.

Laut Di Maio könnte das Land in der Zeit der Regierungsbildung weder neue Gesetze noch den Haushalt auf den Weg bringen. Auch die wichtigen EU-Milliarden für den CoV-Wiederaufbaufonds stünden auf der Kippe. Italien muss dafür nämlich zunächst vorgegebene Ziele in Form von Reformen umsetzen.

Draghi bot am Donnerstag nach dem Votum im Senat seinen Rücktritt an. Mattarella lehnte diesen aber ab und schickte den parteilosen Ökonomen für Mittwoch in den Senat, wo er Bericht erstatten soll. Unklar ist, ob er weiterregieren will und mit welcher Parlamentsmehrheit.

Mehrheit gegen Neuwahl

Auch die Italiener und Italienerinnen scheinen sich mehrheitlich gegen eine vorgezogene Parlamentswahl auszusprechen. Laut einer von der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlichten Meinungsumfrage sind 53 Prozent gegen eine Neuwahl im Herbst.

Laut der vom Meinungsforschungsinstitut Izi Spa durchgeführten Umfrage sind 51 Prozent der Befragten für einen Amtsverbleib von Premier Draghi mit einer anderen Koalition als der aktuellen.