Bericht: Abe-Attentäter sah sich durch Geldnot getrieben

Der Attentäter des früheren japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe will neben Hass auf eine religiöse Sekte auch von Armutsängsten getrieben gewesen sein.

„Ich dachte, dass das Geld bis Ende Juli ausgehen würde und der Plan (für den Mordanschlag) nicht umgesetzt werden könnte“, sagte der 41-jährige Arbeitslose im Verhör aus, wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji heute unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtete.

In einem Brief an einen Kritiker der umstrittenen Vereinigungskirche, die auch als Mun-Sekte bekannt ist, hatte der Mann laut Medienberichten seine Absicht zur Ermordung von Abe vor dem Anschlag bereits angedeutet.

Der Attentäter sagte nach seiner Verhaftung aus, er habe aus Hass auf die Glaubensgrupe gehandelt, die Abe in Japan unterstützt habe. Seine Mutter habe der Organisation horrende Summen gespendet, was sie ruiniert und die Familie zerrüttet habe.

Attentäter in Brief: „Verbittert“

In dem Brief an den Kritiker schrieb er laut Medien, er sei „verbittert“ gegenüber Abe, den er als „einen der einflussreichsten Sympathisanten der Vereinigungskirche“ beschrieb. Der Ex-Premier war im vergangenen Jahr anlässlich einer Veranstaltung der Gruzppe, die sich seit 1996 „Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung“ nennt, in einer Videogrußbotschaft aufgetreten.

Der Attentäter hatte Abe am 8. Juli während einer Wahlkampfrede in der alten Kaiserstadt Nara auf offener Straße mit einer selbst gebauten Waffe aus wenigen Metern Entfernung von hinten erschossen. Zwei Tage darauf erzielte Abes regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) bei der Wahl zum Oberhaus einen erwarteten haushohen Sieg.

Laut Fachleute unterhält die Gruppe Beziehungen zu der Partei, die bis zu Abes Großvater, dem früheren Premier Nobusuke Kishi, zurückreichten. Abes Attentäter beschuldigt diesen laut Medien, die Sekte nach Japan geholt zu haben.

Diese war 1954 von dem inzwischen verstorbenen Koreaner San Myung Mun gegründet worden. Kishi und Mun verband ihre antikommunistische Haltung, so Fachleute.