Mann kühlt sich an einem Hydranten ab
ORF.at/Peter Pfeiffer
Risiko für die Gesundheit

Schutzmaßnahmen gegen die Hitze

Seit Tagen hat die aktuelle Hitzewelle Europa im Griff. Ein Ende der Hitzetage ist in Österreich nicht in Sicht – und damit wächst auch die gesundheitlichen Belastung. Besondere Vorsicht ist angeraten, vor allem für Risikogruppen können die anhaltenden Temperaturen jenseits der 30 Grad lebensbedrohlich sein.

Besonders hitzegefährdet sind Menschen, deren Kreislauf ohnehin nicht sehr stabil ist – etwa chronisch Kranke, Übergewichtige und Ältere. Babys und Kleinkinder können zudem noch nicht ausreichend schwitzen und sollten daher besonders geschützt werden.

Das Gesundheitsministerium appellierte daher in einer Aussendung, die bevorstehende Hitzewelle ernst zu nehmen, in kühlen Räumen zu bleiben, körperliche Anstrengung zu vermeiden und genügend zu trinken: „Achten Sie besonders auf kleine Kinder, ältere Menschen und chronisch kranke Personen – sowohl in der Familie, im Freundeskreis als auch in der Nachbarschaft. Bieten Sie Unterstützung an, soweit Ihnen das möglich ist“, so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

Aufenthalte im Freien kurz halten

Besonders wichtig sei es, sich an den heißen Tagen nur kurz im Freien aufzuhalten und ausreichend zu trinken, so die Experten der AGES. Empfohlen werden mindestens 1,5 bis drei Liter täglich, etwa Leitungs- und Mineralwasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte sowie ungesüßte Früchte- und Kräutertees.

Hitzetelefon

Für Fragen ist das Hitzetelefon des Gesundheitsministeriums unter der Nummer 050 555 555 rund um die Uhr erreichbar. In akuten Fällen berät die Gesundheitshotline 1450, in Notfällen ist die Rettung zu informieren.

Weiters heißt es: „Bei Hitzeperioden sollten keine großen Mahlzeiten eingenommen werden. Bekömmlicher sind mehrere kleine Mahlzeiten verteilt auf den ganzen Tag. Zu bevorzugen sind leicht verdauliche und fettarme Nahrungsmittel mit hohem Wassergehalt.“ Dazu zählen unter anderem Obst und Gemüse, Kompotte, Salate und Suppen.

Durch abendliches Lüften, Abdunkelung, das Aufhängen feuchter Tücher und Ventilatoren könne eine erträgliche Raumtemperatur geschaffen werden. Auch leichte und luftdurchlässige Kleidung könne Abhilfe schaffen. Generell gelte es, unnötige Anstrengungen sowie direkte Sonneneinstrahlung auf den Körper zu vermeiden.

Recht auf hitzefrei nur auf dem Bau

Ein Recht auf hitzefrei gibt es bei den hohen Temperaturen nur für Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter. Ab 32,5 Grad im Schatten müssen die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hitzefrei anordnen lassen.

In anderen Branchen existiert eine derartige Regelung zwar nicht, Unternehmen haben allerdings dennoch die Verpflichtung, „sämtliche Maß­nahm­en aus­zu­schöpfen, die dazu geeignet sind, die Temperatur zu senken“, so die Arbeiterkammer. Dazu gehören etwa nächt­liches Lüften, Beschatten der Fenster, Bereitstellung von Ventilatoren und alko­olfreien Ge­tränk­en. Eine ver­pflichtende Instal­lation von Klima­anlagen sieht das Gesetz nicht vor.

Städtische Bereiche stärker betroffen

Von einer Hitzewelle spricht man in einer gängigen Definition, wenn die Temperaturen an zumindest drei aufeinanderfolgenden Tagen auf über 30 Grad steigen. Welche Maßnahmen laut dem seit 2017 bestehenden Hitzeschutzplan ergriffen werden, ist dabei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Das hat mit den geografischen und klimatischen Besonderheiten in den verschiedenen Gegenden zu tun. „Bei Hitzewellen sind städtische Bereiche in der Regel deutlich stärker betroffen als ländliche Regionen, vor allem weil die Temperaturen in der Nacht in den Städten weniger stark zurückgehen als am Land“, hieß es dazu gegenüber der APA aus dem Gesundheitsministerium.

Anhaltend hohe Temperaturen schlagen sich auch auf die Zahl der Rettungseinsätze nieder. „Hitze belastet den menschlichen Organismus stark. Wenn Hitzewellen über mehrere Tage andauern und Tropennächte bringen, ist der Körper besonders belastet. Gerade Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sind durch die Hitze besonders belastet“, sagte die Sprecherin der Wiener Berufsrettung, Corina Had.

Menschen suchen Abkühlung nahe des Hochstrahlbrunnens in Wien
ORF.at/Christian Öser
Temperaturen jenseits der 30 Grad werden vor allem in den Städten belastend

Der Hitzeeinsatzrekord bei der Wiener Berufsrettung wurde erst jüngst, im Juni 2021, erreicht. Damals mussten die Teams innerhalb von 24 Stunden 1.191-mal ausrücken, oftmals aufgrund hitzebedingter Notfälle. Normalerweise gebe es durchschnittlich 800 bis 900 Einsätze im selben Zeitraum, hieß es damals. Heuer habe es zwar auch immer wieder Ausreißer von Tagen mit mehr als 1.000 Einsätzen gegeben, allerdings nicht immer hitzebedingt und schwankend.

Auch Unfallgefahr steigt

Ähnliche Beobachtungen über die Bundesländer hinweg gibt es beim Roten Kreuz – vor allem in den Landeshauptstädten, wie es bei der Pressestelle hieß. Man werde nicht dezidiert zu „Hitzeeinsätzen“ gerufen, da die Menschen meist aufgrund internistischer Probleme den Notruf wählen und beispielsweise über Schwindel, Blutdruck- oder Kreislaufprobleme klagen würden – diese seien aber zum Teil auf die hohen Temperaturen zurückzuführen, hieß es.

„Bei schönem Wetter unternehmen die Menschen auch mehr im Freien, und daher steigen zu dieser Jahreszeit sowohl die Freizeitunfälle wie Sportunfälle oder Badeunfälle als auch die Unfälle mit Zweirädern“, so das Rote Kreuz.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Hitze im Auto lebensbedrohlich

Der ARBÖ warnte am Dienstag in einer Aussendung davor, Kinder und Hunde im Auto zurückzulassen, auch wenn es nur kurz ist. Jedes Jahr komme es zu tragischen Ereignissen. „Ob das Auto hierbei im Schatten steht, das Seitenfenster einen Spalt geöffnet oder der Himmel bedeckt ist, spielt keine Rolle, da die Luft nicht ausreichend zirkulieren, die Sonne wandern kann und die Wolken verschwinden, sodass das Auto schnell in der prallen Sonne steht“, heißt es.

Passanten seien verpflichtet, Abhilfe zu schaffen und einzuschreiten, so ARBÖ-Rechtsexperte Martin Echsel. Er rät dazu zu versuchen, Fahrer oder Fahrerin ausfindig zu machen, etwa im Supermarkt ausrufen zu lassen. Sollte das nicht erfolgreich sein, müssten Feuerwehr oder Polizei verständigt werden. Bei unmittelbarer Gefahr für eingeschlossene Kinder oder Tiere ist auch ein Aufbrechen des Fahrzeuges rechtlich gedeckt. Wichtig sei hierbei, die Situation mittels Fotos und Videos zu dokumentieren. Erziehungsberechtigten bzw. Tierbesitzern drohen hingegen Geld- und sogar Haftstrafen.