Rauch steigt in Wennington, nahe London, auf
AP/PA/Yui Mok
Extremhitze

Zahlreiche Brände rund um London

In Großbritannien ist am Dienstag ein neuer Temperaturhöchststand gemessen worden. Auf dem Flughafen Heathrow in London und in der Ortschaft Coningsby wurden laut Wetterdienst 40,2 Grad Celsius verzeichnet. Rund um die britische Hauptstadt toben zahlreiche Feuer. Die Feuerwehr rief eine Großschadenslage aus.

Im Großraum London kam es zu mehreren Bränden. Allein im Stadtteil Croydon waren Dutzende Feuerwehrleute im Einsatz. In Wennington, östlich von London, waren etwa 100 Kräfte im Einsatz. Bei Dartford brach ein Feuer neben der Autobahn A2 aus. Im Stadtteil Southgate im Norden Londons brannte ein Restaurant. Brände gab es auch in Upminster, Dagenham und anderen Teilen der Stadt.

Die Feuerwehr sei unter enormem Druck, teilte Londons Bürgermeister Sadiq Khan mit. Er rief die Menschen unter anderem dazu auf, nicht auf Gras oder Balkonen zu grillen und Zigaretten sicher zu entsorgen. Extreme Temperaturen legten am Dienstag den Bahnverkehr in Teilen Großbritanniens lahm. Wie der Streckennetzbetreiber Network Rail mitteilte, wurde der Betrieb auf den Hauptbahntrassen entlang der englischen Ostküste und in die Midlands zeitweise komplett eingestellt.

Erhebliche Störungen gab es auch auf dem Flughafen Luton nördlich von London. Durch die hohen Temperaturen sei die Oberfläche des Rollfeldes beschädigt worden, teilte der Flughafen am Montag mit. Sky News zufolge soll auch der Militärflughafen Brize Norton am Montag Flüge ausgesetzt haben. Die Landebahn sei „geschmolzen“, sagte eine Militärquelle dem Sender.

Londoner Feuerwehr ruft Großschadenslage aus

Im Großraum London ist es zu mehreren Bränden gekommen. Allein im Stadtteil Croydon kam es zu zwei Bränden, bei denen Dutzende Feuerwehrleute im Einsatz waren. In Wennington, östlich von London, waren etwa 100 Kräfte im Einsatz. Im Stadtteil Southgate im Norden Londons brannte ein Restaurant. Brände gab es auch in Upminster, Dagenham und anderen Teilen der Stadt. Die Feuerwehr rief die Großschadenslage aus.

Französische Region schränkt Autoverkehr ein

Verkehrseinschränkungen löste das Wetter auch in Frankreich aus. Wegen einer durch Sonne und Hitze verursachten Luftverschmutzung verhängte die Region Grand Est im Osten des Landes Einschränkungen für Autofahrerinnen und Autofahrer. Zu den Maßnahmen zählt eine Temporeduzierung um 20 km/h auf Autobahnen und Straßen mit zwei Richtungsfahrbahnen.

An der belgischen Küste gingen mehrere Autos in Flammen auf. In den Dünen des Badeorts De Haan seien am Dienstag fünf Fahrzeuge ausgebrannt und fünf weitere beschädigt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Hitze und Trockenheit hätten zu einer schnellen Ausbreitung des Feuers geführt. In Griechenland dehnte sich nahe der Hauptstadt Athen wegen starken Windes ein erst kleinräumiger Flur- zu einem Großbrand aus.

Kinder kühlen sich in Brunnen ab, Nizza, Frankreich
Reuters/Eric Gaillard
Nicht nur in Nizza in Südfrankreich suchen die Menschen nach Abkühlung – auch der Nordosten des Landes ist von Hitze betroffen

Angesichts sehr hoher Temperaturen und einer großen Waldbrandgefahr wegen der Trockenheit sind die Menschen in Deutschland zu besonderer Vorsicht aufgerufen. In der Westhälfte Deutschlands kann am Dienstag die 40-Grad-Marke überschritten werden. Der Hitzeschwerpunkt liegt dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge im Bereich vom Saarland über Rheinland-Pfalz bis nach Nordrhein-Westfalen.

NL: Straßen werden mit Streusalz gekühlt

In den Niederlanden erwartete der Wetterdienst am Dienstag Höchsttemperaturen von mehr als 40 Grad. Wegen der Hitze liefert die größte niederländische Supermarktkette Albert Heijn keine Einkäufe mehr aus. Bei erwarteten Höchsttemperaturen von bis zu 40 Grad sei es nicht zu verantworten, die Fahrerinnen und Fahrer auf die Straße zu schicken, teilte das Unternehmen mit.

Wegen der hohen Temperaturen müssen außerdem viele Straßen und Brücken gekühlt werden. Ein ungewohntes Bild bei der Extremhitze sind Streuwagen auf den Straßen. Das Salz entzieht der Luft Feuchtigkeit, und diese wiederum kühlt den Asphalt ab. Auf diese Weise sollen Schäden und das Kleben der Straßenoberfläche verhindert werden. In Amsterdam wurden die beweglichen Brücken extra mit Wasser gekühlt.

Person sprüht Wasser auf Straße in Amsterdam
APA/AFP/Anp/Ramon van Flymen
In den Niederlanden werden Straßen mit Wasser und Streusalz gekühlt

Waldbrände: Autobahn in Norditalien gesperrt

In Italien sind von hohen Temperaturen und schwüler Luft unter anderem Bozen, Brescia, Florenz und Perugia betroffen. Zudem sind die Feuerwehren weiter in Alarmbereitschaft und kämpfen landesweit gegen Wald- und Buschbrände. Feuerwehreinheiten aus Udine, Triest und Gorizia (Görz) sind bei einem Großbrand im Karstgebiet im Einsatz. Die Flammen griffen auch auf das Gebiet neben der Autobahnmautstelle Lisert über. Der Autobahnbetreiber Autovie Venete ordnete die Sperre des Abschnitts der Autobahn A4 zwischen Redipuglia und Lisert in Richtung Triest an. Der Eisenbahnverkehr zwischen Monfalcone und Bivio d’Aurisina war ebenfalls eingestellt.

Grafik zur Waldbrandgefahr
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: EFFIS

Weiterhin brannte es auch in Teilen Spaniens, Portugals und Frankreichs. Die seit etwa zehn Tagen wütenden Brände zerstörten in Spanien bisher nach amtlichen Schätzungen insgesamt 25.000 Hektar Wald sowie Dutzende Häuser, Geschäfte und Fabriken. Hier gab es aber eine gute Nachricht: Die Hitzewelle, die Spanien schon seit dem 9. Juli im Griff hat, werde am Dienstag zu Ende gehen, so der dortige Wetterdienst AEMET.

In der Weinbauregion Gironde in Frankreich registrierten die Einsatzkräfte die größten Waldbrände seit über 30 Jahren. In der Region nahe Bordeaux haben die Flammen seit vergangener Woche eine Fläche von 19.300 Hektar verwüstet. Insgesamt 34.000 Menschen mussten angesichts nahender Feuersbrünste vorsorglich ihre Häuser verlassen.

Feuerwehrmann blickt auf brennende Landschaft in Spanien
Reuters/Isabel Infantes
In Spanien kämpfen Einsatzkräfte gegen ausgedehnte Waldbrände

Die EU will angesichts der Häufung von Waldbränden Löschflugzeuge kaufen. Es würden Gespräche mit mehreren Herstellern geführt, sagte EU-Kommissar für Krisenschutz, Janez Lenarcic. „Die Flugzeuge werden von den Mitgliedsstaaten beschafft, aber zu 100 Prozent von der Europäischen Union finanziert.“

Italiens Landwirtschaft geht das Wasser aus

Wegen einer seit Monaten anhaltenden Trockenheit in Norditalien wird Wasser für die Landwirtschaft zur Mangelware. „Leider haben wir eine solche Dürre erreicht, dass das Wasser für die Landwirtschaft knapp wird“, sagte Attilio Fontana, Präsident der Region Lombardei. „Der Lago Maggiore, der Gardasee und der Comer See verfügen über Wasserreserven, die eine landwirtschaftliche Nutzung noch für einige Tage ermöglichen. Die Situation ist sehr besorgniserregend: Wenn es in den nächsten Tagen nicht regnet, wird es schwierig sein, Wasserressourcen für die Landwirtschaft zu finden“, so Fontana.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

WMO: Hitzewellen nun Teil des Klimas in Europa

Hitzewellen wie die, die gerade Europa heimsucht, gehören fortan in den Sommermonaten zum normalen europäischen Klima – davon ist die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf überzeugt. „Solche Episoden werden immer häufiger, und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten, unabhängig von dem Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen“, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Es könne auch noch heißer werden.

Regierungen müssten viel mehr für den Klimaschutz tun, sagte Taalas. „Ich hoffe, diese Ereignisse sind ein Weckruf für Regierungen, und dass sie in demokratischen Ländern Folgen bei den nächsten Wahlen haben.“ Die Klimaschutzbemühungen reichten bei Weitem nicht aus, um die Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, wie die Länder es 2015 im Klimaabkommen von Paris beschlossen hatten, sagte Taalas.

Verheerende Waldbrände in Europa

Derzeit stöhnt ganz Europa unter der Hitze – auf der iberischen Halbinsel und im Westen Frankreichs kommen verheerende Waldbrände dazu. Die EU will jetzt eigene Löschflugzeuge anschaffen – die werde man in Zukunft öfter brauchen, heißt es.

EU-Klimadienst warnt vor Ozonbelastung

Der EU-Klimawandeldienst Copernicus warnte unterdessen vor einer gesundheitsschädlich hohen Ozonbelastung. In den derzeitigen extrem heißen Tagen könne es auch im Nordwesten Europas zu Ozonwerten kommen, die als gefährlich für die Gesundheit gelten, hieß es. In Südeuropa – etwa Portugal, Spanien und Italien – seien kürzlich bereits Werte von mehr als 200 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen worden. Das gilt als deutlich zu hoch für Menschen und Umwelt.