Hunderte Einsatzkräfte räumten Protestlager in Sri Lanka

In Sri Lanka haben mehr als 1.000 Soldaten und Polizisten mitten in der Nacht das Hauptprotestlager um das Präsidentenbüro gestürmt und aufgelöst. Dabei seien mindestens acht Menschen festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher heute Früh der dpa. Nur Stunden zuvor war der bisherige Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe als Staatsoberhaupt vereidigt worden.

Die Demonstrierenden hatten auch seinen Rückzug von der Macht verlangt, da sie Wickremesinghe als Verbündeten des bisherigen Präsidenten Gotabaya Rajapaksa betrachten. Rajapaksa hatte sich vergangene Woche angesichts beispielloser Massenproteste per Flugzeug ins Ausland abgesetzt.

Demonstrierende gaben Rajapaksa-Familie Schuld an Krise

Der Inselstaat südlich von Indien mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen galt einst als neues Singapur, als aufstrebendes Land mit einer wachsenden Mittelklasse. Inzwischen müssen die Menschen tagelang bei Tankstellen anstehen, um Benzin oder Diesel zu erhalten.

Regelmäßig fällt der Strom aus. Gas zum Kochen und Medikamente fehlen, die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen. Dem hoch verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter zu importieren.

Die Gründe für die Krise sind vielfältig: Misswirtschaft und Korruption spielen eine Rolle, aber auch die Folgen der Pandemie, die vor allem den wichtigen Tourismussektor hart getroffen haben. Wegen der Krise gingen in den vergangenen Wochen Zehntausende Menschen gegen die politische Führung auf die Straße.

Viele von ihnen machen auch die Familie des geflohenen Ex-Präsidenten Rajapaksa verantwortlich, die zur Machtelite des Landes gehört.