Mann kühlt sich im Wasserbecken ab
ORF.at/Christian Öser
Klimakrise

Hitzetage in Österreich vervielfachten sich

Die Zahl der Hitzetage – also jener Tage mit 30 Grad und mehr – nimmt hierzulande stark zu. In den vergangenen Jahrzehnten verdoppelte oder verdreifachte sich der Wert laut einer Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Was früher ein Rekord war, ist heute Durchschnitt“, heißt es. Ohne globalen Klimaschutz sei bis zum Jahr 2100 eine weitere Verdoppelung bis Verdreifachung der Hitzetage zu erwarten, so die ZAMG.

Die Zahl der Hitzetage (mindestens 30 Grad) hat sich der ZAMG zufolge in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht. Im Zeitraum 1961 bis 1990 gab es in den Landeshauptstädten pro Jahr zwischen drei und zwölf Hitzetage, die Höchstwerte lagen größtenteils bei 20 Hitzetagen jährlich.

Im Zeitraum 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Jahr in den Landeshauptstädten schon zwischen neun und 23 Hitzetage, die Höchstwerte lagen größtenteils bei über 40 Hitzetagen. „Die Klimamodelle haben uns die Zunahme der Hitze in den letzten Jahren gut vorhergesagt. Jetzt zeigen sie sehr deutlich, wie unterschiedlich die weitere Zukunft verlaufen wird, je nach Ausmaß des weltweiten Klimaschutzes“, sagte Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung an der ZAMG.

Grafik zeigt Hitzetage in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ZAMG

Ohne Klimaschutz: ZAMG zeichnet düsteres Szenario

„Der derzeit noch extreme Wert von 40 Hitzetagen pro Jahr in Österreich wird bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2100 der Normalfall sein. Die Rekorde werden dann in einem derzeit noch völlig unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr liegen. Bei Einhaltung des Pariser Klimaziels könnte sich die Zahl der Hitzetage in Österreich knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln“, sagte Olefs.

Hitze wird als Gefahr immer noch unterschätzt, weil es oft schwierig ist nachzuweisen, ob zum Beispiel ein Todesfall durch Herz-Kreislauf-Versagen oder von einer Hitzewelle verursacht wurde. Zahlreiche Studien belegen laut ZAMG aber, dass in Europa deutlich mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Stürme, Hochwasser und andere Wetterextreme.

Hitze in Europa: Ursachensuche

Die aktuelle Hitzewelle mit verheerenden Bränden hat schwerwiegende Folgen für die menschliche Gesundheit, die Landwirtschaft, die Umwelt – und sogar die Energieversorgung. Jetzt wird auch immer klarer, warum Hitzewellen gerade in Europa immer häufiger werden.

Experte: Mehr Hitze- als Verkehrstote

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) führt in Zusammenarbeit mit der ZAMG seit einigen Jahren ein Hitze-Mortalitätsmonitoring durch. „In vier der letzten zehn Jahre starben in Österreich mehr Menschen an den Folgen von Hitze als im Straßenverkehr“, sagte Olefs.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Genauso wichtig wie ein engagierter weltweiter Klimaschutz sind daher in den nächsten Jahren regionale Anpassungsmaßnahmen, zum Beispiel im Städtebau wie Begrünung und Beschattung, um die Auswirkungen der Hitze zu dämpfen.

Auch 2022 wird der ZAMG-Prognose zufolge ein überdurchschnittlich heißes Jahr werden. „In ganz Österreich liegt die Zahl der Hitzetage bereits über einem durchschnittlichen gesamten Jahr im Zeitraum 1961 bis 1990, und in vielen Regionen fehlen auch nur noch ein paar Hitzetage auf die durchschnittlichen Werte der ohnehin schon sehr heißen Klimaperiode 1991 bis 2020“, so Olefs. „Somit dürften wir heuer Ende Juli im Großteil Österreichs bereits das Soll an Hitzetagen eines gesamten Jahres erreicht haben.“

Wo es heuer bisher die meisten Hitzetage gab

Laut ORF-Wetterredaktion gab es die meisten Hitzetage in diesem Sommer bisher in Ferlach in Kärnten – an 26 Tagen (inklusive Freitag) wurde die Marke von 30 Grad überschritten. Im Durchschnitt 1991 bis 2020 waren es im ganzen Sommer 23 Hitzetage.

Imst in Tirol verzeichnete mit Freitag bereits den 21. Hitzetag. Das sind jetzt schon mehr, als es durchschnittlich in den letzten 30 Jahren im ganzen Sommer gab (konkret: 19 Hitzetage). In den 30 Jahren davor gab es erst eine Handvoll heiße Tage in Imst.

Dass die Mediterranisierung des heimischen Klimas voranschreitet, zeigt sich damit auch heuer wieder. Das Subtropenhoch reicht beständig mit heißer Luft von Nordafrika über den Mittelmeer-Raum bis Mitteleuropa, nur vorübergehend wurde es bisher von kühlerer Atlantikluft abgedrängt.

Sommer 2022 dürfte zu den fünf heißesten zählen

1,6 Grad ist der heurige Sommer bisher wärmer als im Vergleichszeitraum 1991 bis 2020. Zudem ist er 3,4 Grad wärmer als in den 30 Jahren davor. Selbst wenn der August nur „normal“ ausfällt, landet der Sommer unter den fünf heißesten der Geschichte Österreichs. Die bisher heißesten Sommer waren 2003, 2019, 2015, 2017 und 2018.

Auch die zunehmende Trockenheit gilt – trotz vereinzelter Unwetter und Gewitter – als großes Problem, so hat es beispielsweise in Wien seit sechs Wochen nicht mehr ergiebig geregnet. In Klagenfurt fiel im Juni und Juli erst halb so viel Regen wie üblich. Österreichweit beträgt das Niederschlagsminus 15 Prozent. Die Folgen der Klimakrise machten sich zuletzt zudem durch das Austrockenen von Seen und Bächen und die rasante Gletscherschmelze hierzulande deutlich bemerkbar.