Frau in Shanghai mit einem Mini-Ventilator
Reuters/Aly Song
Extreme Hitze in China

Sorge vor immenser Tragweite

Auch in China wachsen die Sorgen vor den Auswirkungen der extremen Hitze. Die Leitende Meteorologin der Provinz Xinjiang, Chen Chunyan, warnte am Samstag, die Hitzewelle sei mit bisher zehn Tagen nun schon außergewöhnlich lang und betreffe zudem unterschiedlichste Bereiche in weiten Teilen der Region. Erneut wurde die Alarmstufe Rot ausgerufen.

China wird seit Juni von einer überdurchschnittlichen Sommerhitze heimgesucht. Die Nachfrage nach Strom zur Kühlung von Häusern, Büros und Fabriken ist in die Höhe geschnellt. In den landwirtschaftlichen Regionen ist indes die anhaltende Dürre ein Grund zur Sorge.

Chen, Chefexpertin des Xinjiang Meteorological Observatory, sagte gegenüber staatlichen Medien, dass die derzeitige Hitzewelle ungewöhnlich sei und man an die Auswirkungen denken müsse. „Die anhaltend hohen Temperaturen beschleunigen die Gletscherschmelze in den Bergregionen und lösen vielerorts Naturkatastrophen wie Sturzfluten, Schlammlawinen und Erdrutsche aus“, sagte die Expertin.

Menschen in Shanghai unter einer Nebeldusche
AP/ICHPL/Imaginechina
Es ist nicht die erste Hitzewelle, die China in diesem Jahr überrollt

Chen warnte vor Auswirkungen des Extremwetters auf die Landwirtschaft. Ein Fünftel des weltweiten Baumwolleanbaus liegt in Xinjiang. Um ein Kilogramm Baumwolle – genug für ein T-Shirt und ein Paar Hosen – zu ernten, werden rund 20.000 Liter Wasser benötigt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Alarmstufe Rot in Xinjiang

In Xinjiang wurde Samstagmittag erneut die Alarmstufe Rot ausgerufen – die höchste Stufe eines dreistufigen Hitzewarnsystems. Laut Vorhersage werden an vielen Orten die Temperaturen die 40-Grad-Marke überschreiten. In der Stadt Turpan im Zentrum der Provinz werden in den kommenden 24 Stunden Spitzentemperaturen um die 45 Grad Celsius erwartet.

Chinas Meteorologiebehörde hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass die Gletscherschmelze in Xinjiang ein hohes Risiko für einen Dammbruch an einem Nebenfluss des Aksu-Flusses nahe der chinesischen Grenze zu Kirgisistan darstellt.

Die Region Xinjiang ist aber nicht die einzige Leidtragende der Hitzewelle in China. Es wird erwartet, dass etwa 20 Provinzen von einer weiteren Runde extremer Temperaturen betroffen sein werden. In den Küstenprovinzen und der Wirtschaftsmetropole Schanghai werden am Wochenende Spitzentemperaturen von 39 Grad erwartet.

Kind in Shanghai spielt in einem Brunnen
Reuters/Aly Song
In Städten speichert der Asphalt die Hitze – es wird nachts kaum kühler

Gefahr von Waldbränden in China steigt

Wegen der Hitzewelle wird erwartet, dass die Belastung des nationalen Stromnetzes einen neuen Höchststand erreichen wird. Der Betrieb werde auf eine „harte Probe“ gestellt wird, warnte das Ministerium für Notfallmanagement am Freitag. In einigen Gebieten besteht in nächster Zeit die Gefahr von Waldbränden, so das Ministerium weiter.

Die höchste jemals in China gemessene Temperatur gilt als umstritten. Chinesischen Medien zufolge war die heißeste Periode der letzten 300 Jahre im Juli 1743 während der Qing-Dynastie, als ein französischer Missionar in Peking einen Rekordwert von 44,4 Grad gemessen haben soll.

Im Jahr 2015 meldete ein Nachrichtenportal in Xinjiang 50,3 Grad an einer Wetterstation in der Nähe von Ayding, einem trockenen See in der Turpan-Senke, einem der heißesten Orte Chinas im Sommer.