Russland gibt Angriff auf Hafen von Odessa zu

Nach einem Dementi hat sich Russland nun doch zum Angriff auf den Hafen von Odessa bekannt. Man habe auf „militärische Infrastruktur“ gezielt, teilte das russische Außenministerium heute mit. Der Angriff erfolgte gestern wenige Stunden nachdem die Kriegsparteien ein Abkommen zur Ermöglichung von Getreideexporten geschlossen hatten, das Angriffe auf Häfen untersagt. Der ukrainische Präsidentenberater Oleh Ustenko sagte indes, dass die Exporte nun schwieriger würden.

Angriff am Vortag noch dementiert

Noch gestern hatte Moskau nach türkischen Angaben erklärt, nichts mit dem Angriff zu tun zu haben. Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sagte nun, bei dem Angriff seien „hochpräzise“ Kalibr-Waffen eingesetzt worden. Dabei sei militärische Infrastruktur zerstört worden, konkret ein Kriegsschiff der Ukraine.

Einsatzkräfte im Hafen von Odessa
Reuters/Ukrainian Armed Forcea

Das russische Verteidigungsministerium gab später an, dass auch von den USA gelieferte Anti-Schiff-Raketen des Typs Harpoon zerstört worden seien. Moskau hatte sich in dem am Freitag in Istanbul unter türkischer und UNO-Vermittlung unterzeichneten Abkommen dazu verpflichtet, den Hafen von Odessa und zwei weitere ukrainische Häfen nicht anzugreifen, um Getreideausfuhren zu ermöglichen.

Ustenko sagte, dass die Umsetzung des Abkommens nun schwierig werde. Die Ukraine könnte 60 Millionen Tonnen Getreide im Lauf von acht bis neun Monaten ausführen, sollte die Blockade der Schwarzmeer-Häfen tatsächlich aufgehoben werden, so Ustenko heute im ukrainischen Rundfunk. Sollte Russland das Abkommen über die Freigabe der Exporte aber nicht einhalten, werde der Transport 20 bis 24 Monate in Anspruch nehmen.

Akt „offensichtlicher russischer Barbarei“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte die Angriffe als einen Akt „offensichtlicher russischer Barbarei“. Die Schläge seien ein weiterer Grund dafür, der Ukraine solche Waffen zu geben, „die für unseren Sieg notwendig sind“, sagte der Staatschef in einer gestern Abend veröffentlichten Videobotschaft. Russland habe sich politisch bloßgestellt.