Weltweit erster „Stiller Wanderweg“ in Taiwan

Die Suche nach Stille ist einer der Gründe, die Menschen zu Wanderungen in der Natur motiviert. Am Cuifeng-See in Taiwan wurde dieses Motiv nun per Zertifikat festgeschrieben: Ein Teil des Rundwegs um den 100 Kilometer südlich von Taiwans Hauptstadt Taipeh gelegenen See wurde nun als weltweit erster „Stiller Pfad“ zertifiziert.

Über knapp vier Kilometer schlängelt sich der Weg auf rund 2.000 Höhenmetern durch einen dichten Zypressenwald. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind Boden und Bäume von dickem Moss bedeckt, das als natürlicher Schallabsorber fungiert. An der stillsten Stelle kommt der Geräuschpegel nicht über 25 Dezibel hinaus – was etwa dem Atemgeräusch eines Menschen entspricht.

Aufgefallen ist die Stille bereits vor Jahren der Naturschallforscherin Laila Fan. 2012 habe sie die ersten Tonaufnahmen an Orten rund um den See gemacht, so die Wissenschaftlerin gegenüber CNN. 2018 erklärte die taiwanesische Regierung den Wanderweg zum ersten nationalen „Stillen Pfad“. Nun folgte die internationale Auszeichnung für einen 1,5 Kilometer langen Abschnitt des Weges.

Organisation will stille Orte bewahren

Hinter der Zertifizierung steht die in den USA ansässige NGO Quiet Parks International (QPI). Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, weltweit stille Orte für die Öffentlichkeit zu bewahren. Die Auszeichnung zweier weitere Orte – einer im US-Bundesstaat Nebraska, einer in Finnland – werden derzeit geprüft. Damit ein Ort in der Wildnis die QPI-Standards erfüllt, darf maximal alle 15 Minuten ein von Menschen verursachten Geräusch zuhören sein.

Dass die nunmehrige Auszeichnung die Massen anziehen und der Stille damit ein ungewolltes Ende bereiten könnte, befürchtet Fan nicht. Sie hoffe vielmehr, dass Besucherinnen und Besucher dadurch noch stärker sensibilisiert werden.