Sunak und Truss lieferten sich TV-Duell um Johnson-Nachfolge

Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson haben sich Ex-Finanzminister Rishi Sunak und Außenministerin Liz Truss bei ihrer ersten TV-Debatte gestern Abend einen offenen Schlagabtausch zu Themen wie Steuern geliefert.

Vor dem einstündigen Duell galt Truss mehreren Umfragen zufolge als Favoritin. Sie ist für sofortige Steuersenkungen, während Sunak zunächst einen Rückgang der Inflation abwarten will. Beide schließen einen Regierungsposten für Johnson aus. Er benötige eine „wohlverdiente Pause“, so Truss. Auch von Sunak kam ein klares Nein. Weniger Einigkeit herrscht beim Thema Wirtschaft.

Unterschiedliche Zugänge zur Wirtschaft

Sunaks Fokussierung auf ein ausgeglichenes Budget würde die Wirtschaft in eine Rezession stürzen, sagte Truss zu Sunak. „Die Wirtschaft zusammenbrechen zu lassen, um Schulden schneller zurückzuzahlen, wäre ein großer Fehler.“ Sunak entgegnete, dass Truss’ versprochene Steuersenkung nichts anderes als ein „Zuckerrausch“ für die Wirtschaft sei, auf den unweigerlich der Absturz folgen würde.

„Glaubt irgendjemand, dass es vernünftig ist, eine massive Kreditaufnahme in Höhe von zig Milliarden Pfund zu machen und die Inflation noch weiter anzuheizen?“, fragte er rhetorisch. Truss erklärte auch, im Falle eines Sieges gegen chinesische Technologiekonzerne wie TikTok vorgehen zu wollen.

Briefwahl bis Anfang September

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Survation unter 1.032 Wählern und Wählerinnen ergab, dass 39 Prozent der britischen Öffentlichkeit der Meinung waren, Sunak habe sich in der Debatte am besten geschlagen, gegenüber 38 Prozent, die Truss für besser hielten. Britische Medien wiesen aber vor der Debatte darauf hin, dass die Tory-Mitglieder die Gesamtbevölkerung nur ungenau abbilden. So sei mehr als die Hälfte von ihnen älter als 50 Jahre.

Sunak und Truss hatten bei der letzten Abstimmung der konservativen Abgeordneten genügend Stimmen erhalten, um in die Endrunde einzuziehen. Ursprünglich hatten sich elf Kandidaten um die Johnson-Nachfolge beworben. Nun sollen die 200.000 Mitglieder der Partei per Briefwahl zwischen Sunak und Truss als zukünftigen Vorsitzenden entscheiden. Das Ergebnis wird am 5. September bekanntgegeben. Der Vorsitzende der Partei steht automatisch an der Spitze der Regierung, da die Torys die größte Partei im Unterhaus sind.