Berichte: Neue Hinweise für Moskau-Aufenthalt von Marsalek

Der seit zwei Jahren untergetauchte frühere Wirecard-Vorstand Jan Marsalek könnte laut Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) und der unabhängigen russischen Investigativpattform „Dossier Center“ in Moskau unter dem Schutz russischer Geheimdienste leben. Wie die „SZ“ heute berichtete, sollen das unter anderem ein russischer Pass mit einem Foto Marsaleks sowie weitere Informationen belegen – darunter sogar Bilder.

Der österreichische Staatsbürger wird seit Längerem in Russland vermutet, mehrfach gab es dazu schon entsprechende Medienberichte. Demnach gelang dem Manager, der seit Langem enge Beziehungen zu russischen Geheimdiensten gepflegt haben soll, während der sich allmählich entfaltenden Wirecard-Insolvenz per Flugzeug die Flucht in das eng mit Russland verbündete Belarus. Offizielle Bestätigungen gibt es nicht.

Angeblicher „German Bazhenov“

Laut „SZ“ bekamen die Rechercheure des „Dossier Center“ zu Beginn dieses Jahres von einer russischen Quelle zunächst den Hinweis auf einen russischen Pass auf den Namen „German Bazhenov“, den Marsalek angeblich in Moskau verwendet. Nach einem Foto des Passes kamen demnach immer weitere Hinweise und Informationen.

So soll Marsalek etwa gern in einem bekannten Moskauer Luxusrestaurant verkehren, wobei sein Auto von einem Geländewagen mit mutmaßlichen Bewachern eines russischen Geheimdiensts begleitet werde. Darüber hinaus gab es weitere Hinweise aus russischen Quellen – so etwa zu angeblichen Moskauer Wohnadressen. Es existieren sogar Bilder, die Marsalek in Moskau zeigen sollen.

Die „Süddeutsche“ wies zugleich darauf hin, dass die Echtheit etwa des Passfotos nicht überprüft werden könne. Es besteht demnach durchaus die Möglichkeit, dass es sich um gezielt gestreute Falschinformationen handelt, die Marsaleks Aufenthaltsort nur verschleiern.

Fahndung seit 2020

Marsalek war Vorstand des Ende Juni 2020 unter spektakulären Umständen in die Insolvenz gerutschten Finanzdienstleisters Wirecard. Die Chefetage des früher im DAX gelisteten Konzerns soll über Jahre hinweg Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben. Ex-Vorstandsvorsitzender Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft, Marsalek tauchte damals unter. Nach ihm wird seit dem 22. Juni 2020 international wegen milliardenschweren Betrugs gefahndet.