Die Peljesac-Brücke in Kroatien
AP
„Kroatischer Traum“

Brücke über Adria geht in Betrieb

Kroatien hat am Dienstag die Eröffnung der rund 2,4 Kilometer langen Peljesac-Brücke gefeiert, die den Südzipfel Dalmatiens einschließlich Dubrovnik mit dem Rest des Landes verbindet. Damit umfahren werden kann fortan ein schmaler Streifen bosnisches Gebiet. Es ist das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte des Landes, finanziert wurde es maßgeblich mit EU-Mitteln, gebaut von einem chinesischen Staatskonzern.

Die Brücke verbindet die Halbinsel Peljesac mit dem Festland. Sie umgeht dabei den Korridor von Neum, also einen etwa 15 Straßenkilometer langen Küstenstreifen von Bosnien-Herzegowina, der zwischen der kroatischen Küste weiter nördlich und dem restlichen Teil Dalmatiens liegt. Da Bosnien-Herzegowina nicht Teil der EU ist, mussten Pendlerinnen und Touristen bislang an den Grenzübergängen teilweise lange warten.

So dauerte die Autofahrt zwischen Zagreb und Dubrovnik gut sechs Stunden, mit der Brücke soll sie um zwei Stunden kürzer sein. Für die Reisenden werden außerdem die zeitraubenden Grenzkontrollen bei der Fahrt durch Bosnien wegfallen. Auf eine völlig staufreie Fahrt wird man trotz Brückeneröffnung allerdings noch warten müssen. Erst bis Jahresende soll nämlich eine Umfahrung der Stadt Ston fertig sein.

Grafik zur Peljesac-Brücke in Kroatien
Grafik: OSM/ORF.at

357 Mio. Euro von der EU

Das gesamte Projekt, die Brücke und mehr als 30 Kilometer Zufahrtsstraßen, hat ein Investitionsvolumen von 525 Mio. Euro, dazu steuerte die EU aus dem Kohäsionsfonds 357 Mio. Euro bei. Die Brücke wurde von der staatlichen China Road and Bridge Corporation(CRCB) gebaut. Der chinesische Konzern schlug bei einer Ausschreibung die STRABAG und ein italienisch-türkisches Konsortium aus. Die STRABAG baute hingegen einen Teil der Zufahrtstraßen.

Bau musste vorübergehend gestoppt werden

Die Idee einer Brücke auf die Halbinsel Peljesac ist über 20 Jahre alt. Konkrete Pläne wurden wegen Geldmangels zuvor nicht realisiert. Die 2007 begonnenen Bauarbeiten wurden durch die Wirtschaftskrise zunächst verlangsamt, 2010 wurde der Bau eingestellt. Neue Bewegung erhielt das Projekt erst nach dem kroatischen EU-Beitritt und der Möglichkeit der Finanzierung mit den EU-Mitteln.

Peljesac-Brücke in Kroatien eröffnet

Kroatien hat die Eröffnung einer rund zweieinhalb Kilometer langen Brücke gefeiert, die die südliche Adria-Küste einschließlich Dubrovnik mit dem Rest des Landes verbindet.

2017 erfolgte die Hunderte Millionen schwere Geldspritze der EU, damit waren dann rund 85 Prozent der Kosten für das Projekt gedeckt. Ein Jahr darauf wurde der chinesische Staatskonzern CRCB mit dem Bau beauftragt – die erste nennenswerte chinesische Beteiligung an einem Infrastrukturprojekt in Kroatien.

Premier Plenkovic: „Historischer Tag für Kroatien“

Der kroatische Premier Andrej Plenkovic sprach von einem historischen Tag für das Land, mit dem ein nationales, strategisches und gesamtkroatisches Projekt realisiert wurde. „Wir haben den kroatischen Traum verwirklicht“, sagte Plenkovic bei der Einweihungsfeier.

Mit Blick auf die maßgebliche Finanzierung durch den EU-Kohäsionsfonds hob Plenkovic das Solidaritätsprinzip der Union hervor, das weniger entwickelten Mitgliedsländern hilft. Er betonte, dass Kroatien seine EU-Mitgliedschaft damit auf die beste Weise nützen konnte. Die Brücke sei auch ein Projekt, das Kroatien mit China verbunden habe, fügte der kroatische Premier hinzu.

Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Dubravka Suica, die aus Dubrovnik stammt, gratulierte Kroatien zur erfolgreichen Fertigstellung des größten Infrastrukturprojektes, das die Union im jüngsten EU-Land finanziert hat. Die Brücke sei ein Symbol für europäische Werte, Solidarität und Unterstützung unter den EU-Mitgliedern, meinte die Vizekommissionschefin.

Die Peljesac-Brücke in Kroatien
APA/AFP/Elvis Barukcic
Die Brücke verbindet die Ortschaft Komarna auf dem Festland mit der Halbinsel Peljesac bei Brijesta

Von Protesten begleitet

Der Bau der Brücke war umstritten und wurde von Protesten aus Bosnien-Herzegowina begleitet. Behörden bemängelten, dass die Brücke den Zugang zum Meer für große Schiffe aus und nach Bosnien-Herzegowina erschweren würde. Zagreb erklärte sich daraufhin bereit, die Brücke auf 55 Meter höher zu bauen. Damit können auch die größten Schiffe unterfahren – zuletzt legte erstmals ein Kreuzfahrtschiff in Neum an.

Kroatiens Präsident Zoran Milanovic thematisierte bei der Eröffnungsfeier in seiner Rede auch die Proteste des Nachbarlandes. „Die Peljesac-Brücke wurde im Interesse Kroatiens und seiner Leute gebaut, aber niemals jemandem zum Nachteil oder zum Trotz, insbesondere nicht Bosnien-Herzegowina“, sagte der Präsident.