Selenskyj will der EU in Energiekrise mit Strom helfen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will der EU in der Energiekrise mit zusätzlichen Stromlieferungen aus seinem Land helfen. „Wir bereiten uns auf die Erhöhung unseres Stromexports für die Verbraucher in der Europäischen Union vor“, sagte der Staatschef gestern in Kiew in seiner abendlichen Videobotschaft. „Unser Export erlaubt es uns nicht nur, Devisen einzunehmen, sondern auch unseren Partnern, dem russischen Energiedruck zu widerstehen.“

Selenskyj spielte damit auf die sinkenden russischen Gaslieferungen nach Europa an. Gas wird nämlich auch für die Stromproduktion benötigt. Der russische Energieriese Gasprom hatte die Lieferungen durch die Ostsee-Pipeline „Nord Stream 1“ wegen angeblicher technischer Probleme gestern erneut gesenkt – diesmal auf 20 Prozent des maximalen Umfangs.

Ukraine „Garant der europäischen Energiesicherheit“

„Schrittweise machen wir die Ukraine zu einem der Garanten der europäischen Energiesicherheit, eben über unsere inländische Elektroenergieproduktion“, meinte Selenskyj. Die Ukraine hatte vor Russlands Angriffskrieg, den Moskau im Februar begonnen hatte, ihren Bedarf zu 50 Prozent aus Atomstrom gedeckt. Das Land war zudem auf Stromimporte aus Russland und Belarus angewiesen.

Weil wegen des Krieges die Produktion stillsteht, werde aber ein Großteil der Energie nicht gebraucht, sagte Selenskyj. Allerdings hatten die russischen Truppen zuletzt auch das größte Atomkraftwerk in Enerhodar, ein Wasserkraftwerk am Fluss Dnipro und mindestens zwei Kohlekraftwerke eingenommen.

„Wir werden unser ganzes Land mit militärischen, diplomatischen und allen anderen zugänglichen Instrumenten befreien“, sagte Selenskyj. Mit Blick auf die von ukrainischen Streitkräften bombardierte Brücke über den Fluss Dnipro im südlichen Gebiet Cherson betonte der Staatschef, dass nach der Rückeroberung alles wieder aufgebaut werde.