Frauenorganisationen fordern Regierung zum Handeln auf

Frauenorganisationen haben heute von der Regierung mehr Einsatz für Frauen gefordert. „Frauen und ihre Anliegen sind in dieser Regierung bedauerlicherweise kein oder nur ein ganz minimales Thema“, kritisierte Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, bei einem Onlinepressegespräch. Dabei würden immer mehr Frauen Frauenberatungsstellen aufsuchen, weil sie wegen der Abfolge von Krisen „finanziell und psychisch am Ende sind“.

Nach der CoV-Krise folge durch die Teuerung die „nächste soziale Pandemie“, die Frauen und Kinder, Alleinerzieherinnen und Mindestpensionistinnen besonders treffen werde, warnte Frieben. Gewalt gegen Frauen habe messbar zugenommen, der Alltagssexismus feiere „fröhliche Urständ“, von wirtschaftlicher Unabhängigkeit seien Frauen, auch wegen des schleppenden Ausbaus der Kinderbetreuung und fehlender Mobilität im ländlichen Raum, noch immer weit entfernt, und konservative Kräfte stellten wieder die Fristenlösung infrage – „die Frauenpolitik schweigt dazu“, so Frieben.

Forderung nach Wiedereinführung von Sonderbetreuungszeit

Das Aus der Quarantäne bringe Frauen zusätzlich unter Druck, etwa Schwangere, für die es weiter keine Freistellungsmöglichkeiten gebe, obwohl Studien belegen würden, dass eine Coronavirus-Infektion das Risiko von Frühgeburt und gesundheitlichen Schäden erhöhe. Auch dass infizierte Kinder Kindergarten und Volksschule nicht betreten dürfen, es für Eltern aber keine Sonderbetreuungszeit gibt, sei besonders für Frauen ein Problem.

Die Zahl armutsgefährdeter Kinder nehme aufgrund der Teuerung zu. Dass Familien am Monatsende nicht mehr genug Geld für Heizung, Warmwasser und Essen hätten, sei „eine Schande in einem reichen Land wie Österreich“. Angesichts der Zunahme von Gewalt gegen Frauen brauche es insgesamt mehr Geld für Präventionsmaßnahmen, betonte die Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, Rosa Logar. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) müsse dafür sorgen, dass das Finanzministerium genügend Mittel dafür zur Verfügung stelle.

Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) hob die Zunahme von Gewalt gegen ältere Frauen hervor. Die Hälfte der 20 Frauenmorde in diesem Jahr entfallen auf diese Gruppe, die wegen Isolation und langjähriger Abhängigkeit besonders gewaltgefährdet sei.

NEOS: Definition von Femizid fehlt

NEOS kritisierte, dass es in Österreich keine professionelle Zählung von Femiziden gebe und auch keine Begriffsdefinition. Aus diesem Grund habe die Partei ein Antragspaket geschnürt, mit dem Ziel, eine Definition von Femizid zu erreichen. „Als nächster Schritt sollen Femizide gesondert Eingang in die Kriminalstatistik finden – damit es nicht NGOs mit unterschiedlichen Zählmethoden überlassen ist, die vielen Frauenmorde zu zählen“, so NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter.

Sie fordert die Schaffung einer Stelle im zuständigen Ministerium, „die gemeinsam mit Expertinnen und Experten die Gründe für die Femizide analysiert und Handlungsanleitungen erarbeitet“.