16 Tote: Katastrophenfall in Kentucky ausgerufen

Nach den Überschwemmungen im US-Bundesstaat Kentucky mit mindestens 16 Toten hat US-Präsident Joe Biden den Katastrophenfall ausgerufen.

Biden habe Hilfe der Bundesregierung für „alle von schweren Stürmen, Hochwasser und Erdrutschen betroffenen Gebiete“ angeordnet, erklärte das Weiße Haus in einer gestern veröffentlichten Mitteilung. Es handle sich um das „schlimmste Hochwasser aller Zeiten“ in Kentucky, sagte Gouverneur Andy Beshear vor Journalistinnen und Journalisten.

Überschwemmungen in Kentucky
APA/AFP/Leandro Lozada

Die Zahl der Toten werde noch „deutlich steigen“, ergänzte Beshear. Gegenüber dem Nachrichtensender CNN hatte der Gouverneur zuvor von einer möglichen Verdopplung der Opferzahlen gesprochen. Es sei „erschütternd“, es werde „auch Kinder“ unter den Opfern geben, hatte er erklärt. Durch die Ausrufung des Katastrophenfalles kann die US-Bundesregierung nun den Staat Kentucky bei Hilfe und Wiederaufbau nach der Flut unterstützen.

Der Bundesstaat im Osten der USA war von heftigen Regenfällen heimgesucht worden. In manchen Gegenden fielen binnen 24 Stunden rund 20 Zentimeter Regen. Straßen verwandelten sich in Flüsse, zahlreiche Häuser wurden von den schwammig-braunen Fluten überschwemmt. Der Nordarm des Kentucky River erreichte nahe der Ortschaft Whitesburg einen Pegelstand von mehr als sechs Metern. Der bisherige Rekord hatte bei rund 4,5 Metern gelegen.

Häuser weggespült

Die Häuser mancher Anwohnerinnen und Anwohner seien „weggespült worden, während sie schliefen“, sagte Gouverneur Beshear. Eine Anwohnerin, die von den Fluten in ihrem Wohnmobil eingeschlossen wurde, sagte der Lokalzeitung „Lexington Herald-Leader“, das Wasser sei „wie eine Welle aus dem Ozean“ über sie geschwappt.

Unter den Todesopfern waren nach Angaben der Zeitung zwei Kinder, die sich mit ihrer Familie an einen Baum geklammert und dort acht Stunden lang ausgeharrt hätten, um dem Wasser zu entkommen. Sie seien schließlich zusammen mit zwei weiteren Geschwistern von einer Welle weggespült worden. Die Geschwister würden demnach weiter vermisst, die Eltern seien später gerettet worden.

„So etwas noch nie gesehen“

Hunderte Menschen seien von Booten und durch die Nationalgarde bei rund 50 Rettungseinsätzen per Helikopter gerettet worden. Überflutungen seien im Osten Kentuckys zwar üblich, sagte Beshear. „Aber so etwas haben wir noch nie gesehen.“ Viele Straßen seien unterspült worden, die Wasserstände seien so hoch und die Strömung so stark, dass die Rettungskräfte derzeit nicht jeden erreichen könnten.

Tausende Menschen im Hochwassergebiet waren ohne Strom und fließendes Wasser. In Turnhallen, Kirchen und Parks wurden Notunterkünfte eingerichtet. Die US-Wetterbehörde National Weather Service warnte vor weiteren heftigen Regenfällen.