Aiman al-Sawahiri, Chef des Terrornetzwerks al-Kaida
APA/AFP/Al-Jazeera
Durch US-Angriff

Al-Kaida-Chef Sawahiri getötet

Die USA haben bei einem Angriff in Afghanistan den Chef des Terrornetzwerks al-Kaida, Aiman al-Sawahiri, getötet. Sawahiri war eine zentrale Figur bei der Planung der Anschläge 2001 und folgte später Osama bin Laden als Kopf der Terrororganisation nach. Nun sei Gerechtigkeit geschaffen worden, so US-Präsident Joe Biden.

Kurz nach US-Medienberichten über einen am Wochenende ausgeführten Drohnenangriff in Kabul meldete sich Biden zu Wort. Er bestätigte, dass bei dem Angriff in Afghanistans Hauptstadt Sawahiri getötet wurde. Biden sprach dabei vom Balkon des Weißen Hauses aus, wegen seiner neuerlichen CoV-Infektion befindet er sich weiterhin in Isolation.

„Nun wurde Gerechtigkeit geschaffen und dieser Terroranführer ist nicht mehr“, so Biden. „Wir geben uns niemals geschlagen.“ Er hoffe, die Tötung Sawahiris helfe den Hinterbliebenen der Opfer vom 11. September dabei abzuschließen. Der „Präzisionsschlag“ sei zudem ein klares Signal an alle Feinde der USA: „Egal, wie lange es dauert, egal, wo du dich versteckst: Wenn du eine Bedrohung für unsere Bevölkerung bist, werden die USA dich finden und ausschalten.“

Einsatz lange vorbereitet

Der Ägypter Sawahiri wurde 1998 bin Ladens rechte Hand, nach dessen Tod durch US-Spezialeinheiten 2011 übernahm Sawahiri die Führung von al-Kaida. Sowohl bei der Ausrichtung der Terrororganisation als auch im Vorfeld der Anschläge am 11. September 2001 war er eine zentrale Figur. Schon vorher hatte sich der gelernte Arzt aus Kairo den Spitznamen „Terrordoktor“ erworben. Allerdings gelang es ihm nie, unter den Dschihadisten das ikonenhafte Ansehen seines Vorgängers zu erreichen. Die USA hatten ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt.

Eine Vertreterin der US-Regierung nannte Details zu dem Einsatz am Sonntag: Demnach wurde der Angriff vom Auslandsgeheimdienst CIA ausgeführt, als Sawahiri auf den Balkon seines Unterschlupfes in Kabul getreten sei. Die Attacke sei über Monate vorbereitet worden. Zivile Opfer habe es nicht gegeben, nach US-Erkenntnissen sei lediglich Sawahiri bei der Attacke ums Leben gekommen. Bei dem Einsatz seien auch keine US-Kräfte in Kabul gewesen. Sein Tod sei ein schwerer Schlag für die Terrorgruppe.

Die Vertreterin betonte auch, US-Erkenntnissen zufolge hätten Mitglieder der Taliban-Führung gewusst, dass sich der 71-Jährige in Kabul aufhielt. Sie hätten damit klar gegen Vereinbarungen mit den USA verstoßen. In einem Abkommen mit den USA hatten die Taliban im Gegenzug für den Abzug internationaler Truppen unter anderem zugesichert, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr durch andere Gruppen wie al-Kaida mehr ausgehen werde. Die radikalislamischen Taliban verurteilten ihrerseits den Angriff. Sie warfen den USA ebenfalls einen Bruch des Vertrages zum Abzug der US-Truppen aus Afghanistan vor.

Aufrufe zu Attentaten

Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Sawahiri im vergangenen September – genau 20 Jahre nach den verheerenden Terroranschlägen. In einer Videobotschaft rief er seine Anhänger damals auf, die Staaten im Westen und ihre Verbündeten im Nahen Osten zu bekämpfen. In den Jahren davor hatte es wiederholt unbestätigte Gerüchte über seinen Tod gegeben. Sein genauer Aufenthaltsort war unbekannt. Experten hatten zuletzt vermutet, dass sich al-Sawahiri im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan versteckt.

Osama Bin Laden, Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida und sein Berater Aiman al-Sawahiri 2001
Reuters/Hamid Mir/Editor/Ausaf Newspaper for Daily Dawn
Bin Laden und Sawahiri: Bild aus dem Jahr 2001

Die USA hatten vor knapp einem Jahr, Ende August 2021, alle Truppen aus Afghanistan abgezogen und damit den internationalen Militäreinsatz in dem Land nach fast 20 Jahren beendet. Die Taliban hatten kurz zuvor die Macht in Kabul übernommen. Der internationale Abzug wurde durch ihren rasanten Eroberungsfeldzug erschwert und gestaltete sich chaotisch. Insgesamt stieß der Afghanistan-Abzug der US-Amerikaner international auf viel Kritik und Unverständnis. Biden, der wegen des Debakels unter Druck geriet, hatte damals versprochen, den Kampf gegen den Terrorismus in der Region nicht aufzugeben.

Al-Kaida-Chef Al Sawahiri getötet

Die USA haben bei einem Angriff in Afghanistan den Chef des Terrornetzwerks al-Kaida, Aiman al-Sawahiri, getötet. Sawahiri war eine zentrale Figur bei der Planung der Anschläge 2001 und folgte später Osama bin Laden als Kopf der Terrororganisation nach. Nun sei Gerechtigkeit geschaffen worden, so US-Präsident Joe Biden.

Unangenehme Fragen

Die Tatsache, dass sich al-Sawahiri in Afghanistan versteckte, wirft zugleich unangenehme Fragen dazu auf, was der dortige Krieg gegen den Terror gebracht hat: Ein 20 Jahre langer Militäreinsatz, der Unsummen verschlang und Zehntausenden das Leben kostete – und der begann, weil das Land al-Kaida-Terroristen Unterschlupf gewährt hatte.

Der UNO-Sicherheitsrat hat immer wieder über enge Beziehungen zwischen al-Kaida und Taliban berichtet. Al-Kaida musste in den vergangenen Jahren Rückschläge einstecken. Experten argumentierten jedoch, dass ihr Fokus auf globalen Terror weiter Gefahrenpotenzial habe. Und Beobachter sahen den Rückzug der westlichen Streitkräfte aus Afghanistan mit großer Sorge und warnten davor, dass die Gruppe unter der Duldung der Taliban zu neuer Stärke kommen könnte. Wer nun die Führung al-Kaidas übernehmen könnte, ist unklar.

Saudi-Arabien begrüßte am Dienstag die Nachricht von al-Sawahiris Tod. Al-Sawahiri habe „die Planung und Ausführung von abscheulichen Terroroperationen in den USA, in Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern in aller Welt angeführt“, erklärte das Außenministerium des Königreichs.