Polnische Kommission: Viele Missbrauchsfälle durch Geistliche

Im stark katholisch geprägten Polen sind Geistliche einer staatlichen Kommission zufolge eine der größten Tätergruppen beim sexuellen Missbrauch von Kindern. Die 2020 eingesetzte Kommission zum Schutz von Minderjährigen vor Missbrauch stellte gestern in Warschau ihren zweiten Jahresbericht vor.

Seit Juli 2021 seien 513 Fälle von Kindesmissbrauch aufgearbeitet worden, darunter 318 neue Fälle, sagte der Vorsitzende Blazej Kmieciak.

Er bestätigte die Erkenntnis aus anderen Ländern, dass die Täter bei Kindesmissbrauch oft mit den Opfern verwandt seien. Bei den untersuchten Taten mache das einen Anteil von 38 Prozent aus.

57 Fälle dokumentiert

Doch wo die Täter nicht mit dem missbrauchten Kind verwandt gewesen seien, bildeten Geistliche die größte Gruppe. Die Kommission hatte es mit 57 solcher Fälle zu tun. Im Vergleich dazu wurden bei Lehrern, Erziehern und Vormunden (neun Fälle), Sporttrainern (sechs) und Ärzten (zwei) weniger Fälle erfasst, wie die Agentur PAP meldete.

Dabei traf diesen Angaben zufolge Missbrauch mehr Mädchen als Buben. Ihrem Auftrag entsprechend nimmt die Kommission Anzeigen entgegen und leitet sie an die Staatsanwaltschaft weiter. Sie verfolgt den Verlauf von Strafverfahren und forscht zur Wirksamkeit des Schutzes von Kindern.