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ORF.at/Patrick Bauer
E-Control

Preis wird sich auf hohem Niveau einpendeln

Die derzeitigen Preissteigerungen betreffen vor allem die Energie. Entwarnung gibt auch E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch nicht. Doch werde sich die Preisentwicklung im kommenden Jahr zumindest einpendeln, wenn auch „auf hohem Niveau“, wie er gegenüber Ö1 sagt. Erst am Mittwoch hatten EVN und Wien Energie saftige Tariferhöhungen angekündigt.

Die jüngsten Preissteigerungen bei Strom und Gas seien Resultat der Entwicklung der Großhandelspreise, so Urbantschitsch. Die Energieunternehmen zögen nun nach, das schlägt sich auf die Rechnungen der Endverbraucher nieder. Das dürfte auch noch eine Weile anhalten. Urbantschitsch geht im Ö1-Mittagsjournal anhand von Prognosen davon aus, dass sich die Großhandelspreise im kommenden Jahr einpendeln, allerdings auf hohem Niveau.

Der E-Control-Vorstand geht davon aus, dass die Konsumentinnen und Konsumenten weiterhin mit hohen Preisen zu kämpfen haben werden. Einschätzungen, wonach bis zu 300 Euro im Monat an Mehrkosten auf die Menschen zukommt, will er aber nicht teilen. „Diese 300 Euro pro Monat sehe ich nicht, wenn wir von den sogenannten Bestandskundentarifen ausgehen. Wenn man es übers Jahr sieht, dann ist es doch so, dass man höhere Kosten hat, die aber nicht in diesem Ausmaß erkennbar sind.“

Energieversorger erhöhen Preise

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf die weltweiten Energiepreise aus. Das haben am Mittwoch auch die Kundinnen und Kunden der Wien Energie und der EVN zu spüren bekommen. Dort werden die Preise nun früher als geplant erhöht.

Vorauszahlungen anpassen

Faktum aber sei, dass die Preise steigen, daher sollten sich alle Kundinnen und Kunden mit ihren Strom- und Gaskosten auseinandersetzen, so Urbantschitsch. Anhand der eigenen Rechnung solle man den Jetzt-Stand mit den Kosten des vergangenen Jahres vergleichen. „Und wenn die wirtschaftliche Möglichkeit besteht, die Vorauszahlungen anzupassen, dann möge man das tun“. Sonst drohe bei der Jahresabrechnung eine negative Überraschung.

Kunden mit der Absicht, den Tarif zu wechseln, riet Urbantschitsch dazu zu, die Preise per Tarifkalkulator zu vergleichen. „Aber so realistisch muss man sein, die Zeiten von günstiger Energie sind zumindest im Augenblick vorbei. Man sollte jetzt einmal schauen, dass man zumindest einigermaßen gut über die Runden kommt mit einem guten Angebot“. Vor allem sei aber geboten, den Energieverbrauch zu senken.

Es gebe diverse Unterstützungen, die man in Anspruch nehmen könne: von den Energieunternehmen selbst in Form von Rabatten etwa sowie auf Landesebene. Zudem gebe es entsprechende Überlegungen vom Bund, Stichwort Rechnungsdeckel.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch
APA/Roland Schlager
Wolfgang Urbantschitsch

Derzeit fließe das Gas, und Österreich sei in den Vorbereitungen auf den Winter gut unterwegs, so Urbantschitsch. Das Einspeicherziel von Gas sei erreichbar, die Diversifizierung werde unterstützt. Zusätzlich habe der Bund 20 Terawattstunden Gas eingekauft, das entspreche rund 20 Prozent des Absatzes in Österreich. Doch müsse man „immer damit rechnen, dass es zu Gaslieferreduktionen nach Österreich kommt“.

Kräftige Steigerung im Osten

Erst am Mittwoch hatte die Energieallianz Austria (EAA) über vorgezogene Indexanpassungen bei Wien Energie und EVN an September informiert. Die Marktsituation und „dramatische Preisanstiege“ machten das notwendig, hieß es.

EVN und Wien Energie erhöhen Preise

Die Energieversorger von Wien und Niederösterreich haben mit 1. September deutliche Preissteigerungen angekündigt. Die Erhöhung kommt überraschend und sei nötig, weil die Einkaufspreise explodiert sind.

In Wien gehe es dabei durchschnittlich um 36 Euro mehr für Strom und 60 Euro mehr für Gas im Monat – mehr dazu in wien.ORF.at. In Niederösterreich können es über 100 Euro sein, wenn ein Haushalt sowohl Strom als auch Gas von der EVN bezieht. Beide Energieversorger kündigten gleichzeitig auch Ausgleichsmaßnahmen an – mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Nach SPÖ, FPÖ und Grünen übte am Donnerstag auch NEOS in Niederösterreich Kritik an den Strompreiserhöhungen.

Andere Landesversorger warten ab

Bei der Burgenland Energie, ebenfalls Teil der EAA, kommt die Preiserhöhung wie geplant im Jänner 2023, wie es schon am Mittwoch hieß. Auch die anderen Landesenergieversorger wollen ihre Preisanpassungen nicht vorziehen, wie sie bei einem APA-Rundruf mitteilten. Die Salzburg AG erhöhte zuletzt Anfang April die Strom- und Gaspreise. Eine weitere Anpassung für Bestandskunden in diesem Jahr schloss eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage aus. Für Fernwärme erfolgt mit 1. September noch eine Preiserhöhung, wie die Salzburg AG Ende Juni informierte.

Auch die Energie Steiermark gab im Frühjahr Strom- und Gaspreisanpassungen bekannt. Seit April bzw. Mai sind Strom und Fernwärme um 18 bis 20 Euro pro Monat teurer geworden. Bei Erdgas entstehen ab September Mehrkosten für einen durchschnittlichen Haushalt von 29 Euro monatlich. Weitere Erhöhungen seien derzeit noch nicht vorgesehen. Eine vorzeitige Indexanpassung sei auch bei der KELAG nicht geplant, so der Kärntner Energieversorger. Die KELAG hatte allerdings bereits Mitte Juli angekündigt, mit November den Erdgasverbrauchspreis für Privat- und kleinere Gewerbekunden auf 9,87 Cent netto pro Kilowattstunde anzuheben. Die Strompreise hatte die KELAG heuer am 1. April erhöht – damit haben die Kunden eine Preisgarantie für ein Jahr.

In Oberösterreich hält die Energie AG an ihrer Preisgarantie für Strom und Gas auf Standardprodukte bis 2023 fest. Das bedeute, dass sich bis dahin „bei 97 Prozent unserer Kunden nichts ändert“, teilte der Energieversorger mit. Nach Ablauf der Garantie werde es aber eine Preisanpassung geben müssen, stellte man in Aussicht. Bei der Linz AG hat es bereits Preiserhöhungen gegeben. Mit 1. Juli wurden die Strompreise nach oben gesetzt – seit zwölf Jahren die erste Tariferhöhung für Bestandskunden. Mit August wurden auch die Fernwärmetarife des städtischen Energieversorgers angehoben.

Neukunden mit eigener Regelung

Der Tiroler Landesversorger TIWAG hat erst im Juni den Strompreis um rund 15 Prozent erhöht, die Stromrechnung dürfte dadurch um durchschnittlich sechs Prozent steigen. „Für Bestandskunden ist bis 1. Juni 2023 keine Erhöhung geplant“, so Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser. Für Neukunden gelte allerdings eine andere Regelung: Für sie steigen die Preise, je nachdem, wie sich der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) entwickle.

In Vorarlberg bleiben Strom- und Gaspreis bis mindestens 1. April 2023 stabil. Das hat Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) im Zuge der Diskussion um eine mögliche Strompreisdeckelung in den vergangenen Wochen mehrmals betont. Bezüglich der Indexanpassungen seien keinen Änderungen geplant, hieß es seitens der Illwerke/VKW. „Unsere aktuellen Allgemeinen Geschäftsbedingungen ermöglichen einmal jährlich eine Anpassung“, so Unternehmenssprecher Andreas Neuhauser.