Tote Ärztin: Karner-Brief an Polizei als Reaktion auf Kritik

Nach der Kritik der grünen Klubchefin Sigrid Maurer im Fall Lisa-Maria Kellermayr an der Arbeit der oberösterreichischen Polizei hat sich Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) mit einem Brief an die heimischen Polizistinnen und Polizisten gewandt. Darin verteidigte er das Vorgehen im vorliegenden Fall, betonte, dass „viele sehr viel unternommen haben“, und kritisierte ein „generelles Schlechtreden“ der Polizeiarbeit.

Zuvor hatte sich die Exekutive weiter bedeckt gehalten: Landespolizeidirektor Andreas Pilsl verwies auf APA-Anfrage auf das Innenministerium, wo man wiederum auf eine drei Tage alte Aussendung verwies, in der sinngemäß beteuert wurde, es sei alles zum Schutz der Ärztin unternommen worden. In Deutschland führt indes die Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungen.

Kritik an aufgeheizter Stimmung

In dem Schreiben, das der APA vorliegt, wendet sich Karner an die Exekutivbeamtenschaft und machte dabei auf die immer „aggressiver und aufgeheizter“ werdende Stimmung in Teilen der Gesellschaft und Empörungen in sogenannten „sozialen“ Netzwerken aufmerksam. Es sei „entsetzlich und erschütternd“, wenn ein Mensch „aufgrund von Hass, persönlichen Bedrohungen und Ängsten“ keinen Ausweg sehe und sich das Leben nehme. „Das geht einem ans Herz.“

Selbstverständlich muss auch weiterhin alles daran gesetzt werden, die Urheber der Drohbotschaften auszuforschen, um damit volle Aufklärung zu erreichen, das sei ureigenste Aufgabe der Polizei und der Justiz.

Beim Fall der oberösterreichischen Ärztin wisse Karner, „dass viele sehr viel unternommen haben“. „Ein reflexartiges und generelles Schlechtreden der Polizistinnen und Polizisten und der Polizeiarbeit in unserem Land ist jedoch völlig unangebracht und unzulässig“, hieß es in dem Schreiben von Karner weiter – er würde so etwas als Innenminister nicht zulassen.

Stelzer gegen pauschale Verurteilungen

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), der gestern eingeräumt hatte, dass er sich in Fällen wie diesem ein „härteres und schnelleres Vorgehen erwartet“ hätte, stellte sich heute hinter die Polizei: „Ich halte es angesichts des tragischen Todes der engagierten Ärztin aber für sehr kritisch, wenn jetzt versucht wird, die Arbeit unserer Sicherheitskräfte pauschal zu verurteilen, insbesondere, da sie bei ihrer Arbeit auch immer wieder an rechtliche Grenzen stoßen“, so Stelzer in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Allerdings müssten die Drohungen gegen Kellermayr „ein Weckruf für uns als Gesellschaft“ sein.

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