Ein Wal schwimmt in der Seine
FT
Verirrter Arktisbewohner

Wal in der Seine wartet auf Rettung

Nachdem in der französischen Seine vor zwei Tagen ein Wal aufgetaucht ist, soll nun ein Rettungsplan für das verirrte Tier erarbeitet werden. Warum der Beluga, für den das warme Flusswasser nicht die ideale Umgebung ist, die Seine aufwärts schwimmt, weiß man nicht. Er muss jedenfalls zurück in das offene Meer – und diesmal soll die Rettungsaktion besser ausgehen als eine für einen Orca im letzten Mai.

Der Beluga war erstmals vor zwei Tagen gesichtet worden, seither macht er in Frankreich und international Schlagzeilen. Ein Wal in der Seine, das scheine schwer zu glauben, hieß es beim größten französischen Fernsehsender TF1. Und dennoch schwimme tatsächlich ein solcher, nicht allzu weit weg von Paris, den Fluss hinauf. Normalerweise, merkte der Sender an, seien Weißwale in Norwegen und Kanada besser aufgehoben als in Frankreich.

Eines ist sicher: Der Beluga muss über ihre Mündung an der Atlantikküste in die Seine und dann weiter flussaufwärts geschwommen sein. Aktuell befinde er sich nahe Vernon in der Normandie, etwa 70 Kilometer nordwestlich der französischen Hauptstadt, hieß es am Freitag. Er muss laut TF1 bereits an die 160 Kilometer im Fluss zurückgelegt haben. „Le Parisien“ berichtete, der Meeressäuger sei binnen 24 Stunden etwa 30 Kilometer geschwommen. Laut der Zeitung bewegt er sich auf ein Stauwerk zu.

„Verloren in der Seine“

Dass das Tier im warmen Wasser des französischen Flusses schwimmt und alleine ist, sei Grund genug zur Sorge, hieß es bei TF1 in einem Beitrag unter dem Titel: „Ein Beluga, verloren in der Seine.“ Damit dem nicht so ist, arbeitet das Departement Eure in der Normandie an einem Rettungsplan.

Ein Beluga-Wal in der Seine ist auf einem Tablet zu sehen
Reuters/Pascal Rossignol
Große Frage: Wie zurück in das offene Meer lotsen?

Der ungewöhnliche Besucher – oder die ungewöhnliche Besucherin – dürfte natürlich zahlreiche Schaulustige anlocken. Die seien jedoch dazu aufgerufen, Abstand zu halten, hieß es bei der BBC. Stress für das Tier, das unterernährt zu sein scheine, solle vermieden werden. Wieso es sich so weit aus seinem natürlichen Lebensraum entfernt hat, sei ein Rätsel – ist aber kein Einzelfall. Der Beluga ist nicht der erste Wal in der Seine.

Eine Herausforderung

Die Herausforderung sei nun, „wie wir helfen können, ihn zu füttern, und versuchen, ihn zurück Richtung Ozean zu begleiten“, zitierte der britische Sender am Freitag Lamya Essemlali, Vorsitzende der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd France. Den Wal aus dem Wasser zu heben und zum Meer zurückzubringen, komme nicht infrage. Das sei zu riskant.

Belugawal in Seine gesichtet

Ein normalerweise in arktischen Gewässern lebender Belugawal ist in der Seine in Frankreich gesichtet worden. Es werde nun untersucht, wie man sein Überleben sicherstellen könnte, teilten die Behörden mit.

Viel war bis Freitag jedenfalls nicht über das Tier bekannt, etwa über seine Größe und seinen vermuteten Gesundheitszustand, sofern sich der aus der Distanz überhaupt halbwegs einschätzen lässt. Belugas bzw. Weißwale werden – nach unterschiedlichen Angaben – bis zu sechs Metern lang und erreichen ein Gewicht bis zu einer Tonne. Sie leben in arktischen bzw. subarktischen Gewässern, typischerweise in Gruppen, schwimmen auf der Suche nach Nahrung aber immer wieder weiter nach Süden.

Orca verendete in der Seine

Im Mai scheiterte in Frankreich eine Rettungsaktion für einen Orca bzw. Großen Schwertwal („Killerwal“), der sich ebenfalls in die Seine verirrt hatte. Ursprünglich hätte das Tier mit Hilfe von Geräuschen von Artgenossen in das offene Meer hinaus gelotst werden sollen. Das gelang aber nicht.

Ein Orca schwimmt im Mai 2022 n der Seine
Reuters/Johanna Geron
Im Mai verendete ein Schwertwal, nachdem er (im Bild bei Joumieges) planlos in der Seine hin und her geschwommen war

Der Gesundheitszustand des Orca war schlecht, er war stark geschwächt und schien stark desorientiert, Luftaufnahmen zeigten einen schlechten Zustand seiner Haut. Letztlich entschied man sich dazu, das Tier einzuschläfern. Der tonnenschwere Wal verendete aber zuvor in der Seine, wie damals die Präfektur Seine-Maritime in Rouen mitteilte.

60 Kilometer flussaufwärts geschwommen

Der Orca sei erstmals Anfang April von der Besatzung eines Trawlers etwa 30 Kilometer vor der Küste der Normandie gesichtet worden, hieß es. Danach wurde er mehrfach an der Mündung der Seine am Ärmelkanal gesehen, später dann rund 60 Kilometer flussaufwärts. Orcas leben üblicherweise etwa vor den Küsten Schottlands, Islands und Norwegens. Auch in Großbritannien sind bereits mehrere Wale gestrandet, etwa in der Themse.

Mutmaßlicher Finnwal verschwand wieder im Meer

Nicht lange nach dem Tod des Orca in der französischen Seine wurde im Juli erneut ein großer Wal in der Seine, in der Mündung des Flusses bei Le Havre in der Normandie, gesehen. Mehrere Schiffsbesatzungen berichteten von einem rund zehn Meter großen Tier, laut der Präfektur in Rouen wahrscheinlich einem Finnwal. Dass einzelne Tiere vorübergehend an der Mündung auftauchten, sei nicht ungewöhnlich, sie fänden dort auch Nahrung. Trotzdem wurden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, Schiffe mussten etwa einen Mindestabstand einhalten. Der Wal verschwand wieder im Meer.