Spuren im Schnee des Mont Blanc
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Mont Blanc

Schritte gegen sture „Pseudobergsteiger“

Weil Hobbyalpinisten trotz aktueller Warnungen immer wieder den Aufstieg zum Mont Blanc vom französischen Saint-Gervais starten, hat die Gemeinde nun Maßnahmen ergriffen, um dem leichtsinnigen Verhalten Einhalt zu gebieten. Neben der Schließung der Berghütten plädiert der Bürgermeister des Ortes für noch drastischere Schritte – etwa eine Strafe in der Höhe von 15.000 Euro, um Bergung und Beerdigung der „Pseudobergsteiger“ zu finanzieren.

Bürgermeister Jean-Marc Peillex ordnete die Schließung der Hütten an – am Freitag teilte er mit, dass in Zukunft die Hütten Tete Rousse und Gouter bis auf Weiteres geschlossen sein werden. „Wie traurig, von einigen Haudegen (Draufgängern, Anm.), die weder Gott noch Gebot kennen, dazu gezwungen zu werden, eine Entscheidung zu treffen, die nicht notwendig sein sollte“, schrieb Peillex.

Bereits seit Mitte Juli rät der Ort in Rücksprache mit der Präfektur wegen dürrebedingter Steinfälle von Aufstiegen zum Mont Blanc ab. Auch die Pariser Tageszeitung „Le Parisien“ schreibt, dass auf der Normalroute des Mont Blanc derzeit wegen der Hitzewelle die Felsbrocken „purzeln“ würden. Bergsteiger würden jedoch weiterhin „um jeden Pries“ den Aufstieg versuchen.

Blick auf dem Mont Blanc von Chamonix aus
Reuters/Denis Balibouse
Durch die Hitzewelle lösen sich große Gesteinsbrocken – eine Gefahr, die von vielen „Pseudobergsteigern“ ignoriert wird

Fallende Felsbrocken „so groß wie Autos“

Bergführer aus Chamonix und Saint-Gervais begleiten Peillex zufolge seitdem auch keine Touren mehr auf den höchsten Gipfel der Alpen. Peillex sagte im französischen Sender RMC, der Berg donnere, es gebe Felsen groß wie Autos, die sich lösten. Das Problem: Einigen Alpinisten sei es egal, was Präfektur und Bürgermeister sagten, sie versuchten trotz Warnung den Mont Blanc zu erklimmen. „Sie wähnen sich in einem Videospiel.“

Strafe für „Aufstieg mit dem Tod im Gepäck“

Der sichtlich aufgebrachte Peillex, dem schlecht vorbereitete Alpinisten schon länger ein Dorn im Auge sind, würde am liebsten eine saftige Kaution von diesen Bergsteigern einkassieren. Für einen „Aufstieg mit dem Tod im Gepäck“ sollten seiner Meinung nach 15.000 Euro einbehalten werden, um Kosten für Rettung und Grabstätte abzudecken.

Der Bürgermeister berichtete, dass am 30. Juli vier rumänische Touristen in kurzen Hosen sich auf den Weg zum Gipfel gemacht hätten. Rettungseinheiten an Bord eines Hubschraubers hätten sie dann zur Rückkehr aufgefordert.

Dass französische Steuerzahlerinnen und Steuerzahler im Zweifel dafür aufkämen, sei nicht hinnehmbar, schrieb er unlängst. Peillex schrieb aber auch, dass das wohl juristisch nur schwer durchzusetzen wäre.

Touristen auf der Plattform des Skyway Monte Bianco im Helbronner Peak an der französisch-italienischen Grenze des Mont-Blanc-Massivs
APA/AFP/Marco Bertorello
2007 war der Mont Blanc noch 4.810,9 Meter hoch. Laut aktuellsten Messungen sind es nur noch 4.807,81 Meter.

Mont Blanc geschrumpft

Der Mont Blanc, der höchste Berg der Alpen, ist nach Expertenangaben seit 2018 um knapp einen Meter geschrumpft. Nach der aktuellsten Messung von September betrage die Gipfelhöhe nun 4.807 Meter und 81 Zentimeter. Eine Gruppe von knapp 30 Experten hatte den Gipfel im September erklommen, um ihn zu vermessen. Das geschieht alle zwei Jahre seit etwa 20 Jahren.

2017 war dabei eine Gipfelhöhe von 4.808 Metern und 72 Zentimetern ermittelt worden. Das Ergebnis von 2019 wurde nicht veröffentlicht. Am höchsten war der Gipfel nach Angaben der Experten im Jahr 2007 mit 4.810,9 Metern – das sind gut drei Meter mehr als heute.

Die Experten erklärten, die Zahlen schwankten, weil der Gipfel von einer dicken Schicht „ewigen Schnees“ bedeckt sei, die wie eine riesige Schneewehe durch Wind und Wetter ihre Form ändere. Deswegen ändere sich die Höhe des Mont Blanc immer wieder. Die Höhe des Felsens hingegen liege stabil bei 4.792 Metern.