In einer dramatischen Rettungsaktion hoben französische Einsatzkräfte den rund vier Meter langen und etwa 800 Kilogramm schweren Meeressäuger in der Nacht in einem Netz mit Hilfe eines Krans aus der Schleuse der nordfranzösischen Gemeinde Saint-Pierre-la-Garenne, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Sofort kümmerte sich eine Reihe von Tierärzten um den Belugawal.
Der Wal war am Dienstag vergangener Woche erstmals in der Seine gesichtet worden und saß seit Freitag in einer Schleuse in Saint-Pierre-La-Garenne rund 70 Kilometer vor Paris fest – 130 Kilometer von der Seine-Mündung am Ärmelkanal entfernt. In warmem Süßwasser kann das Tier nach Angaben von Experten nicht lange überleben. Das Tier sei in einem schlechten Zustand und „schrecklich“ dünn, so die stellvertretende Präfektin Isabelle Dorliat-Pouzet. Seine Überlebenschancen sind laut den Ärzten schlecht, neben einigen Wunden soll er auch Verdauungsprobleme haben.

Tierschützer entwickelten die Idee, den Meeressäuger aus dem Fluss zu ziehen und in ein Meerwasserbecken zu transportieren, um ihn dann wieder im Meer freizulassen. Es dauerte rund sechs Stunden, das Tier schließlich aus dem Wasser zu heben, berichtete AFP. Rund 80 Menschen waren an der Rettung beteiligt, darunter 24 Taucher. Das Interesse und die Spendenbereitschaft in Frankreich sind riesig. Unter anderem hat die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd Spenden gesammelt.
Fütterung misslang bisher
In den vergangenen Tagen waren mehrere Versuche, das abgemagerte und geschwächte Tier zu füttern, erfolglos geblieben. Sein Appetitmangel könnte nach Einschätzung von Experten und Expertinnen ein Anzeichen für eine Krankheit sein. Der Wal soll in einem Meerwasserbecken in der am Ärmelkanal gelegenen 160 km entfernten Stadt Ouistreham einige Tage lang untersucht und gepflegt werden.
Verirrter Belugawal aus Seine gehoben
Der in der Seine in Nordfrankreich gestrandete Belugawal wurde in der ersten Phase einer ehrgeizigen Rettungsaktion aus dem Wasser geholt, so ein AFP-Journalist. Ein Dutzend Tierärzte und 24 Taucher waren an der Rettungsaktion beteiligt. Der Beluga, eine geschützte Art, die normalerweise in kalten arktischen Gewässern vorkommt, soll schließlich im Meer freigelassen werden.
Allerdings könnte der Stress der Rettungsaktion das geschwächte Tier zusätzlich belasten, wurde vor zu viel Euphorie gewarnt. Belugas bzw. Weißwale werden bis zu sechs Meter lang und erreichen ein Gewicht bis zu einer Tonne. Sie leben in arktischen bzw. subarktischen Gewässern, typischerweise in Gruppen, schwimmen auf der Suche nach Nahrung aber immer wieder weiter nach Süden.

Es ist Experten zufolge erst das zweite Mal, dass sich ein Belugawal nach Frankreich verirrt hat. Beim ersten Mal hatte ein Fischer im Jahr 1948 in der Loire-Mündung einen in seinen Netzen entdeckt.
Orca verendete in der Seine
Im Mai scheiterte in Frankreich eine Rettungsaktion für einen Orca bzw. Großen Schwertwal, der sich ebenfalls in die Seine verirrt hatte. Ursprünglich hätte das Tier mit Hilfe von Geräuschen von Artgenossen in das offene Meer hinaus gelotst werden sollen. Das gelang aber nicht.

Der Gesundheitszustand des Orca war schlecht, er war stark geschwächt und schien stark desorientiert, Luftaufnahmen zeigten einen schlechten Zustand seiner Haut. Letztlich entschied man sich dazu, das Tier einzuschläfern. Der tonnenschwere Wal verendete aber zuvor in der Seine, wie damals die Präfektur Seine-Maritime in Rouen mitteilte.
Nicht lange nach dem Tod des Orca wurde im Juli erneut ein großer Wal in der Seine, in der Mündung des Flusses bei Le Havre in der Normandie, gesehen. Mehrere Schiffsbesatzungen berichteten von einem rund zehn Meter großen Tier, laut der Präfektur in Rouen wahrscheinlich ein Finnwal. Dass einzelne Tiere vorübergehend an der Mündung auftauchten, sei nicht ungewöhnlich, sie fänden dort auch Nahrung. Trotzdem wurden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, Schiffe mussten etwa einen Mindestabstand einhalten. Der Wal verschwand wieder im Meer.