Brasilien: Hunderttausende zeichnen Manifest für freie Wahlen

Rund zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl in Brasilien haben sich mehrere Universitäten im Land für demokratische Grundwerte eingesetzt. Ein Manifest zur Verteidigung der Demokratie und des Wahlsystems wurde gestern an Universitäten in Sao Paulo, Rio de Janeiro und der Hauptstadt Brasilia verlesen.

Die Erklärung hatten Hunderttausende unterschrieben, darunter auch zahlreiche prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Kunst, Wirtschaft und Politik, wie der linke Ex-Staatschef und Präsidentschaftskandidat Luiz Inacio Lula da Silva.

Hunderte Menschen während der Verlesung eines Manifests in der Sao Paulo Universität
AP/Andre Penner

Uni fordert Wahl „ohne Einschüchterungen“

„Wir wollen freie und ruhige Wahlen, wir wollen einen Wahlprozess ohne Fake News oder Einschüchterungen“, sagte der Rektor der Universität von Sao Paulo, Carlos Gilberto Carlotti Junior, bei der Verlesung an der renommierten Hochschule. „Die brasilianischen Universitäten sind das Gegenteil des Autoritarismus.“ Er gedachte auch der Opfer der Militärdiktatur.

Der „Brief an die Brasilianerinnen und Brasilianer in Verteidigung des Rechtsstaats“, erinnert an ein Manifest aus dieser Zeit, das damals ebenfalls von der Uni in Sao Paulo verbreitet wurde.

Bolsonaro unterzeichnete Manifest nicht

Ein zweites verlesenes Manifest zur Verteidigung der Demokratie und der Justiz stammt vom mächtigen Industrieverband des Bundesstaates Sao Paulo, Brasiliens wirtschaftlicher Lokomotive. Die Veranstaltung endete mit „Bolsonaro raus“-Rufen, rund um die Verlesungen an den Universitäten kam es zu Demonstrationen.

Amtsinhaber Jair Bolsonaro, der als Verehrer der Militärdiktatur gilt, hatte das Manifest nicht unterzeichnet. Er spielte die Initiative herunter. Kritiker werfen ihm vor, mit aufrührerischen Äußerungen und Falschbehauptungen die Polarisierung in Brasilien verstärkt zu haben.