Indischer Anwalt gewinnt nach 22 Jahren Rechtsstreit um 24 Cent

Ein indischer Anwalt hat nach 22 Jahren einen Rechtsstreit gegen die staatliche Bahngesellschaft gewonnen, die ihm für eine Fahrkarte umgerechnet 24 Cent zu viel berechnet hatte. Tungnath Chaturvedi hatte das Bahnticket 1999 gekauft, um von seiner Heimatstadt Mathura im nördlichen Bundestaat Uttar Pradesh ins 300 Kilometer entfernte Moradabad zu fahren. Der Mann am Schalter berechnete ihm 90 Rupien (1,09 Euro), obwohl das Ticket eigentlich nur 70 Rupien (85 Cent) kostete.

Chaturvedi forderte vergeblich eine Erstattung und verklagte die Bahn. Das Verbrauchergericht in Mathura gab ihm nun recht: Die Bahn muss ihm 15.000 Rupien Schadensersatz plus Zinsen zahlen.

Ging nie um Geld, sondern „seine Rechte“

Es sei ihm nie um das Geld, sondern immer nur um „seine Rechte“ gegangen, sagte Chaturvedi gestern der Nachrichtenagentur AFP. „Als Anwalt war es meine Pflicht, für meine Rechte zu kämpfen.“ Der lange Rechtsstreit, der für das langsame und chronisch überlastete Justizsystem in Indien nicht ungewöhnlich ist, habe ihn natürlich „frustriert“. Auch Familie und Freunde hätten versucht, ihn zum Aufgeben zu bewegen. „Als Anwalt war es mir aber wichtig, bis zum Ende zu kämpfen“, sagte Chaturvedi.

Der Rechtsstreit war aber nicht nur nervenaufreibend, sondern auch teuer und zeitaufwendig. Er habe in den 22 Jahren 20.000 Rupien an Verwaltungs- und Gerichtskosten zahlen müssen und an 120 Anhörungen unter dem Vorsitz fünf verschiedener Richter teilgenommen, berichtete Chaturvedi. Doch die Mühe habe sich gelohnt: Letztlich habe nun die „Wahrheit“ gesiegt.