In Russland inhaftierte US-Basketball-Spielerin Brittney Griner
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Brittney Griner

Leise Hoffnung auf Gefangenenaustausch

Erstmals hat Russland am Samstag bestätigt, dass es Gespräche mit den USA über einen Gefangenenaustausch gibt. Dabei geht es um die kürzlich in Russland verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner. Sie könnte gegen den russischen Waffenschieber Viktor Bout ausgetauscht werden. Der „Händler des Todes“ sitzt in den USA eine 25-jährige Haftstrafe ab.

Der Leiter der Nordamerika-Abteilung beim russischen Außenministerium, Alexander Datschjew, sagte laut staatlicher Nachrichtenagentur TASS am Samstag, die „stille Diplomatie“ werde fortgesetzt und „sollte Früchte tragen, wenn Washington ihr natürlich strikt folgt, ohne in Propaganda abzugleiten“. Die Diskussionen „über das sehr sensible Thema eines Austausches laufen über die Kanäle, die unsere Präsidenten gewählt haben“, so Datschjew laut Bloomberg.

US-Außenminister Antony Blinken und der russische Außenminister Sergej Lawrow hatten Anfang des Monats ihre Bereitschaft für Gespräche über einen Austausch erklärt. Das war einen Tag nach Griners Verurteilung. Im Februar – kurz vor Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine – war sie nach ihrer Ankunft am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. In ihrem Gepäck waren Kartuschen für E-Zigaretten mit Cannabisöl gefunden worden. Die Menge entsprach nach Angaben der Staatsanwaltschaft weniger als einem Gramm Cannabis in fester Form.

Griner räumte den Drogenbesitz ein, wies den Vorwurf des Drogenschmuggels jedoch zurück. Sie sagte, das Cannabisöl sei ihr vom Arzt als Schmerzmittel verordnet worden. In Russland ist Cannabis jedoch auch für medizinische Zwecke verboten.

Mit Whelan wartet weiterer US-Bürger in Haft

Griner ist in den USA ein Sportsuperstar. Die zweifache Olympiasiegerin spielte in der US-Profiliga WNBA für das Team Phoenix Mercury. Vor ihrer Verhaftung spielte sie außerdem acht Jahre lang während der WNBA-Pause für die russische Mannschaft UMMC Jekaterinburg. Griner trat auch im US-Fernsehen in Reality-Formaten auf. In den USA setzen sich nun ihre Frau und ihre Familie für die Freilassung ein. US-Präsident Biden hatte die Verurteilung Griners als „inakzeptabel“ bezeichnet.

Ehemaliger US-Marinesoldat Paul Whelan
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Auch Paul Whelan könnte gegen Bout eingetauscht werden

Im vergangenen Monat schlug die Biden-Regierung laut Bloomberg den konkreten Tausch vor. Griner sowie der ehemalige US-Marinesoldat Paul Whelan sollten frei kommen, dafür müssten die USA den Waffenhändler Bout und einen weiteren inhaftierten Russen entlassen.

Whelan war im Dezember 2018 in Russland festgenommen und der Spionage beschuldigt worden. Er war nach Moskau gereist, um eine Hochzeit zu besuchen. Festgenommen wurde er wegen eines USB-Sticks, auf dem sich Staatsgeheimnisse befunden haben sollen. Whelan sprach von einer Falle, er habe angenommen, auf dem Stick befinden sich Urlaubsfotos. Im Juni 2020 wurde Whelan wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt. Während des Prozesses hinter verschlossenen Türen beteuerte Whelan seine Unschuld.

„Händler des Todes“ 2008 gefasst

Auf Bouts Rückkehr hatte der Kreml schon lange gedrängt. Der heute 55-Jährige gilt als der bekannteste Russe, der in den USA einsitzt. Der ehemalige sowjetische Luftwaffenoffizier wurde 2012 zu 25 Jahren Haft in einem US-Gefängnis verurteilt. Bout soll Diktatoren und Rebellenarmeen in aller Welt jahrelang mit Waffen aller Art beliefert sowie Kindersoldaten, die FARC-Rebellen in Kolumbien und die Taliban in Afghanistan ausgestattet haben.

Er selbst hat das stets von sich gewiesen. Dagegen sprachen allerdings Hunderte Seiten Ermittlungsdossiers, unter anderem auch bei den Vereinten Nationen. „Hat die größte Flotte privater Antonow-Flugzeuge in der Welt, hat Militärmaterial in allen Konfliktzonen in Afrika geliefert, war 1999 bei mehreren Waffenherstellern in Bulgarien“, hieß es etwa in einem UNO-Bericht 2001. Bout, 1967 in Duschanbe in Tadschikistan geboren, war beim Militärgeheimdienst, als die Sowjetunion zerfiel.

Russischer Waffenschieber Viktor Bout
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Bout gilt als „Händler des Todes“. Er wurde 2012 verurteilt

Er kaufte alte Flugzeuge und heuerte Piloten an. Zu Beginn bestand seine Fracht noch hauptsächlich aus Schnittblumen, dann auch aus Nahrungsmitteln, Elektrogeräten, Maschinen. Dass er später auf Waffen umgestiegen ist, dementierte Bout. Im März 2008 ging er schließlich in die Falle von US-Agenten. Im Rahmen einer verdeckten Operation wurde er in Thailand gefasst und wehrte sich anschließend vehement gegen seine Auslieferung. Diese erfolgte dann im November 2010.

Bouts Lebensgeschichte ist auch deshalb so bekannt, weil er Vorbild für einen Hollywood-Film war: Die von Nicolas Cage verkörperte Hauptfigur Yuri Orlov in „Lord of War – Händler des Todes“ (2005) knüpft teilweise an den realen Waffenhändler an.

Schicksal von Krieg abhängig

Ob und wann es tatsächlich zum Austausch kommt, ist derzeit noch unklar. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges tauschten Russland und die USA bereits einmal Gefangene aus. Im April hatte Washington den Veteranen Trevor Reed gegen den verurteilten Drogenschmuggler Konstantin Jaroschenko ausgetauscht. Datschjew warnte am Samstag, der Kreml könnte die diplomatischen Beziehungen zu den USA gänzlich abbrechen, sollten die USA Russland zum „staatlichen Terrorismussponsor“ erklären. „Die amerikanische Seite ist gewarnt“, so Datschjew. Dann würde Griner wohl weiterhin ein Pfand für Russland sein.