Tote Fische im Fluss Oder
APA/AFP/Odd Andersen
Fischsterben in Oder

Polen schließt Schwermetalle als Ursache aus

Die Suche nach einer Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder geht weiter. Inzwischen vermeldete die polnische Regierung, dass eine Belastung durch Schwermetalle als Grund ausgeschlossen werden könne. Während Helferinnen und Helfer weiterhin verendete Tiere aus dem Wasser holen, wollen Deutschland und Polen nun enger zusammenarbeiten.

Laut der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa ist das Fischsterben nicht auf Schwermetalle zurückzuführen. Das hätten weitere Analysen von toten Fischen durch das staatliche Veterinärinstitut ergeben, schrieb Moskwa Samstagabend auf Twitter. Zuvor hatte die Regierung in Warschau bereits erhöhte Quersilberwerte als Ursache ausgeschlossen.

Die Analysen wiesen aber auf erhöhte Salzwerte im Wasser hin und stimmten somit mit den Erkenntnissen der deutschen Behörden überein, sagte Moskwa der Nachrichtenagentur PAP. „Der hohe Salzgehalt der Oder hat möglicherweise andere giftige Stoffe im Wasser oder im Bodensediment aktiviert. Die toxikologische Untersuchung der Fische wird dazu beitragen, eventuelle Schadstoffe festzustellen, die zum Tod der Tiere beigetragen haben.“

tote Fische werden mit Netz aus Fluss entfernt
Reuters/Annegret Hilse
Zu Hunderten verendeten Fische in der Oder

Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel weist die Oder „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ auf. Der Begriff Salzfrachten bezeichnet im Wasser gelöste Salze. Polens Regierung vermutet, dass der Fluss mit Chemieabfällen vergiftet wurde. Die polnische Polizei setzte eine Belohnung von umgerechnet 210.000 Euro für die Aufklärung aus.

Engere Koordination zwischen Deutschland und Polen

Laut der deutschen Umweltministerin Steffi Lemke vereinbarten Deutschland und Polen inzwischen eine bessere Koordinierung. Das sagte die Grünen-Politikerin am Samstagabend bei einem Besuch in Frankfurt (Oder) nahe der deutsch-polnischen Grenze. Sie kritisierte, dass aus Polen Informationen gefehlt hätten. „Die Frage der deutsch-polnischen Zusammenarbeit hat an dieser Stelle ganz offensichtlich nicht funktioniert“, sagte die Ministerin. „Sonst hätten wir früher Informationen erhalten, zumindest das Land Brandenburg oder auch die Anrainerkommunen.“ Bereits am Freitag hatte ein Ministeriumssprecher Kritik an den polnischen Behörden geübt und eine fehlende „Meldekette“ beklagt.

Fischsterben in der Oder zieht weite Kreise

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder hat die polnische Regierung eine Belohnung in Höhe von 210.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung eines Täters führen soll. Bisherige Laboranalysen brachten noch keinen genauen Aufschluss über die Belastung des Wassers und die Ursachen. Wegen der Katastrophe übte Deutschland bereits Kritik an Polen.

Doch auch aus Polen selbst kam Kritik am Vorgehen der eigenen Behörden. So sollen den verantwortlichen Stellen bereits Ende Juli Hinweise bekannt gewesen sein, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben. Nun stehen Regierung und Behörden in der Kritik, gezögert zu haben. Am Freitagabend entließ Regierungschef Mateusz Morawiecki deshalb die Leiter der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er selbst habe erst am Mittwoch von dem extremen Fischsterben erfahren. „Ich wurde auf jeden Fall zu spät informiert.“

Hunderte helfen bei Bergung verendeter Tiere

Während weiterhin nach den Ursachen geforscht wird, sind Hunderte Helferinnen und Helfer damit beschäftigt, tote Tiere einzusammeln. Auf der deutschen Seite seien auf rund 80 Kilometer Länge etwa 300 Helfer vor allem am Ufer unterwegs, hieß es von der Verwaltung. Einsatzkräfte trugen Gummistiefel und Handschuhe, um sich vor direktem Kontakt mit dem Wasser und den Fischen zu schützen. „Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen“, sagte Thomas Rubin für die Kreisverwaltung.

In Polen sind nach Angaben des Innenministeriums in Warschau derzeit 2.000 Polizisten, mehr als 300 Feuerwehrleute sowie 200 Soldaten an den Ufern der Oder im Einsatz. Sie helfen bei der Bergung verendeter Fische und warnen Bürger, den Kontakt mit dem Wasser zu meiden.