Suu Kyi in Myanmar zu weiterer Haftstrafe verurteilt

In Myanmar hat ein Gericht die abgesetzte De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi laut Medienberichten zu weiteren sechs Jahren Haft verurteilt. Die Nobelpreisträgerin wurde in vier Korruptionsfällen für Vergehen rund um Immobiliengeschäfte für schuldig befunden, hieß es von mehreren internationalen Medien unter Berufung auf Quellen in dem abgeschotteten Land.

Unter anderem habe Suu Kyi Gelder einer wohltätigen Stiftung veruntreut, die Suu Kyi im Namen ihrer Mutter gegründet hatte, lautete demzufolge das Urteil. Suu Kyi bestritt die Vorwürfe. In mehreren anderen Fällen war die Friedensnobelpreisträgerin zuvor bereits zu insgesamt rund elf Jahren Haft verurteilt worden.

Strafen von in Summe 190 Jahren Haft drohen

Insgesamt ist Suu Kyi, die Galionsfigur des Widerstands gegen die Militärherrschaft, wegen mindestens 18 angeblichen Vergehen angeklagt – unter anderem wegen Betrugs sowie wegen Verstößen gegen Coronavirus- und Wahlgesetze. Zusammengenommen drohen ihr fast 190 Jahre Gefängnis. Die 77-Jährige, die bereits in Einzelhaft sitzt, hat alle Vorwürfe als absurd zurückgewiesen.

Die abgesetzte De-facto-Regierungschefin von Myanmar Aung San Suu Kyi
AP/Wason Wanichakorn

Suu Kyi war bereits wegen anderer Anschuldigungen zu elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im aktuellen Fall war ihr unter anderem vorgeworfen worden, Gelder aus einer von ihr gegründeten Gesundheits- und Bildungsstiftung für den Bau eines Hauses eingesetzt und Geschäfte mit staatlichem Grundbesitz mit einem Preisnachlass getätigt zu haben.

Putsch 2021

In weiten Kreisen der internationalen Gemeinschaft werden die Prozesse gegen Suu Kyi als politisch motiviert gesehen. Gegen das Militär wurden Sanktionen verhängt. Ein Sprecher der Regierung war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu dem neuen Urteil zu erreichen. Das Militär hatte Anfang 2021 geputscht und neben Suu Kyi auch andere Vertreter der damaligen Regierung sowie die meisten führenden Politiker ihrer Partei der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) festgenommen.