Soldaten vor einem Absperrgitter vor der Mine in Sabinas, Mexiko
Reuters/Daniel Becerril
Kumpel eingeschlossen

Grubenunglück in Mexiko holt Politik ein

Vor zwei Wochen sind bei einem Grubenunglück in Mexiko zehn Bergleute eingeschlossen worden. Wegen zögerlicher Bergungsarbeiten verlangten verzweifelte Angehörige von der dortigen Politik, Hilfe aus dem Ausland anzufordern. Der Bitte will die Politik nun nachkommen – aber die Wut bei den Familien wächst.

In dem Bergwerk El Pinabete in Sabinas im Bundesstaat Coahuila, mehr als 1.000 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt, war es am 3. August zu einem Erdrutsch und einem Wassereinbruch gekommen. Fünf Bergleute konnten sich aus eigener Kraft in Sicherheit bringen. Drei von ihnen wurden wegen Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Der Zustand der restlichen zehn Kumpel ist unbekannt.

„Die Behörden sagen, wir sollen warten. Der Wasserstand würde bald sinken. Aber sie lügen nur. Man muss die Leute herausholen“, sagte ein Bruder von einem der Bergleute am Wochenende. „Wir wollen Hilfe, auch wenn es ausländische ist“, forderte er.

Luftansicht der Mine El Pinabete in Sabinas, Mexiko
Reuters/Daniel Becerril
Seit zwei Wochen wird an der Rettung der Bergleute gearbeitet – bisher ohne Erfolg

Die mexikanische Regierung will sich mehr als 300 Stunden nach dem Unglück an zwei ausländische Unternehmen wenden. Eine Firma aus den USA und eine aus Deutschland werden konsultiert, sagte die Koordinatorin des Katastrophenschutzes, Laura Velazquez, Berichten zufolge. Die Entscheidung erfolgte einen Tag, nachdem Andres Manuel Lopez Obrador angekündigt hatte, dass man diese Option, „wenn sie für notwendig erachtet wird“, ziehen könne.

Wasser, Dunkelheit und Trümmer

Die Kritik an den Behörden und der Politik wurde in den vergangenen Tagen deutlich lauter. Angehörige sprachen von „Angst“ und „Mutlosigkeit“. Die Politik würde lediglich leere Versprechen machen, die Rettungstaucher vor jedem „Stück Holz“, das in den Minenschächten herumschwimmt, zurückschrecken. Deshalb verlangten die Angehörigen Hilfe aus dem Ausland.

Velazquez erklärte, dass die derzeitigen Umstände eine sichere Rettungsaktion verhindern würden. 685 Einsatzkräfte seien derzeit an der Rettungsaktion beteiligt. Wegen eines plötzlichen Wassereinbruchs am Wochenende seien die letzten Erfolge, zu den Eingeschlossenen vorzudringen, aber zunichtegemacht worden. Der Wasserstand sei in den drei Schächten abrupt angestiegen, sagte die Leiterin des Katastrophenschutzes. Davor war tagelang Wasser aus dem Stollen ausgepumpt worden.

Wassereinbruch wirft Rettungsaktion zurück

Knapp zwei Wochen nach dem Grubenunglück im mexikanischen Sabinas hat ein plötzlicher Wassereinbruch die bisherigen Rettungsbemühungen zunichtegemacht. Der Wasserstand im Kohlebergwerk sei laut Behörden abrupt von drei auf rund 40 Meter gestiegen. Das Bergwerk wurde am 3. August nach einem Unfall bei Abbauarbeiten überflutet. Fünf Bergleute konnten sich aus eigener Kraft in Sicherheit bringen, zehn weitere wurden eingeschlossen. Ihr Zustand ist unbekannt.

Eine in den Schacht hinuntergelassene Videokamera zeigte Trümmer von Rohren und Kabeln, die in dem „extrem trüben Wasser“ schwammen, sagte Velazquez. Wegen ebendieser Trümmer und der Dunkelheit könne man nicht weiter vorstoßen, so das Verteidigungsministerium, das Militärtaucher an den Unglücksort schickte. Man werde weiterhin alles versuchen, aber die Sicherheit der Rettungsteams müsse dabei gewährleistet sein.

Hoffnungen schwinden

Wasser ist seit Beginn der Rettungsaktionen das große Hindernis. Anfang August brach eine Nebenkammer, die mit Wasser gefüllt war, ein und überflutete das Bergwerk El Pinabete. Die Massen kamen aus einer nahe gelegenen Mine, die 1996 wegen einer Überschwemmung geschlossen wurde. Seitdem sammelten sich dort laut Behörden fast zwei Millionen Kubikmeter Wasser an. Laut einem „Milenio“-Bericht war zuletzt geplant gewesen, beide Minen mit einer Betonbarriere voneinander abzuschotten und gleichzeitig auszupumpen.

Rettungskräfte vor einem Schlauch, mit dem Wasser aus der Mine geleitet wird in Sabinas, Mexiko
Reuters/Daniel Becerril
Das Wasser muss aus der Mine hinaus

Ehemalige und aktive Bergleute, die diese Mine kennen, hatten zuletzt in lokalen Medien die Hoffnung geäußert, dass die zehn verbliebenen Arbeiter noch am Leben sein könnten. Einige höher gelegene Teile des unterirdischen Systems seien möglicherweise nicht überflutet. Freilich schwinden bei den Angehörigen, die seit Tagen in der Nähe der Mine warten, die Hoffnungen, die Bergleute lebend wiederzusehen. Die Schwester eines Verschütteten fragte im TV: „Welche Hoffnung haben wir noch?“

Politische Debatte verschärft sich

Unterdessen vertrat Präsident Obrador die Ansicht, dass die Tragödie bereits jetzt von einigen politisch ausgenutzt wird, da im nächsten Jahr Wahlen in Coahuila stattfinden. „In Coahuila werden Wahlen stattfinden, sie machen bereits Propaganda und wollen die Schande der Mine in Sabinas ausnutzen“, sagte Obrador am Dienstag.

In der Bergbauregion von Coahuila kommt es immer wieder zu Grubenunglücken. Die Sicherheitsbedingungen in den Bergwerken in Mexiko sind oft miserabel. Im Jahr 2006 kamen bei einer Explosion in der Kohlenmine von Pasta de Conchos in Coahuila 65 Bergarbeiter ums Leben. Vor einem Jahr ertranken sieben Kumpel im Inneren eines Bergwerks nach einem schweren Regen.