Polen: Noch keine Gifte rund um Fischsterben entdeckt

In den untersuchten Wasserproben aus der Oder sind nach Angaben von Polens Regierung bisher keine toxischen Substanzen entdeckt worden, die das Fischsterben verursacht haben. In den Proben toter Fische seien zudem keine Hinweise auf Pestizide gefunden worden, sagte Umweltministerin Anna Moskwa gestern in Warschau.

Die Ministerin sagte weiter, bei den Untersuchungen zu den Ursachen des Massenfischsterbens würden derzeit drei Hypothesen in Betracht gezogen.

Die erste Hypothese ist das mögliche Eindringen eines giftigen Stoffes ins Wasser, entweder beim Produktionsprozess in einem an der Oder ansässigen Industriebetrieb oder durch eine illegale Einleitung in den Fluss.

Mögliches Zusammenspiel aus Hitze und Niederwasser

Die zweite Hypothese besagt, dass die Ursachen natürlichen Ursprungs waren: hohe Temperaturen, niedrige Wasserstände und erhöhte Schadstoffkonzentrationen. Die Umweltbehörde untersuche alle Umstände, die den hohen Salzgehalt und die hohe Wassertemperatur erklären könnten, so Moskwa.

Bagger entfernt tote Fische
Reuters/Lisi Niesner

Die dritte Option, die untersucht werde, sei die Einleitung einer großen Menge chlorhaltigen Brauchwassers in die Oder. Chlor könne möglicherweise eine Verschmutzung der Bodensedimente auslösen, sagte die Ministerin.

Fast 100 Tonnen toter Fische geborgen

Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Fluss leben. Die polnische Feuerwehr barg nach eigenen Angaben bisher fast hundert Tonnen toter Fische aus dem Grenzfluss zu Deutschland und dem kleineren Fluss Ner. Insgesamt seien es 97,95 Tonnen, sagte die Sprecherin der Feuerwehrhauptverwaltung gestern in Warschau.

Der Ner ist ein kleiner Fluss, der südlich von Lodz entspringt und in die Warthe mündet. Er hat keine Verbindung zur Oder. Seit ein paar Tagen sind auch im Ner tote Fische entdeckt worden. Die Ursache für das Fischsterben dort ist unbekannt – ebenso wie für die Naturkatastrophe in der Oder.