Rushdie-Angreifer äußert Bewunderung für Chomeini

Zum ersten Mal seit dem Angriff, der den Autor Salman Rushdie beinahe das Leben gekostet hätte, hat sich sein Angreifer Hadi Matar über seine Motive zu Wort gemeldet. In einem gestern veröffentlichten exklusiven Videointerview mit der „New York Post" aus dem Gefängnis äußerte er auch seine Bewunderung für den verstorbenen iranischen Revolutionsführer Ruhollah Chomeini: „Ich habe Salman Rushdie angegriffen, weil er den Islam und sein Wertesystem hasste.“

Der in New Jersey geborene 24-Jährige erläuterte seinen libanesischen Eltern die Gründe, die ihn dazu veranlassten, Rushdie anzugreifen. „Er hat den Islam, den islamischen Glauben, das Wertesystem angegriffen. Er ist kein guter Mensch. Ich mag ihn überhaupt nicht“, sagte der junge Mann, der am vergangenen Freitag zehnmal auf den Schriftsteller eingestochen hatte, bevor dieser auf einer Veranstaltung in Chautauqua im US-Staat New York zu sprechen begann.

„Satanische Verse“ nicht gelesen

Matar betonte, dass er keinen Kontakt zu den iranischen Revolutionsgarden habe, wie einige Medien in den letzten Tagen behaupteten. Aber er gab zu, Ajatollah Chomeini zu „respektieren“, der 1989 die Fatwa gegen Rushdie erließ: „Ich finde, er ist ein toller Mensch“, sagte Matar bezüglich Chomeini und ließ durchblicken, dass sein Anwalt ihn davor gewarnt hatte, sich in dieser Angelegenheit weiter zu äußern.

Was jedoch aus seinen ersten Worten hervorgeht, ist vor allem das Porträt eines einsamen jungen Mannes, der sich in seinem Schlafzimmer in New Jersey über das Internet und die sozialen Netzwerke radikalisiert hatte, so die „New York Post“. Er sei eher „zufällig“ als aus Überzeugung zum Terroristen geworden. Zumindest wollten er und sein Anwalt den Ermittlern das wahrscheinlich glauben machen, um eine mildere Strafe zu bekommen, so die Meinung von Beobachtern. Matar gab auch zu, dass er mit Rushdies Büchern nicht vertraut war, aber viele Videos von ihm auf YouTube gesehen hatte. „Ich habe nur ein paar Seiten“ der „Satanischen Verse“ gelesen, erklärte er.

Mutter distanziert sich

Die Mutter des mutmaßlichen Angreifers von Autor Salman Rushdie will ihren Sohn einem Bericht der „New York Times“ zufolge nicht unterstützen. „Ich will mit ihm nichts zu tun haben“, sagte die Mutter des 24-jährigen Matar zu der Zeitung, wie es in einem gestern veröffentlichten Artikel hieß.

Diesem zufolge hatte das Blatt die Frau im US-Bundesstaat New Jersey auf der Straße vor ihrem Haus gesprochen. Sie habe ihrem Kind auch nichts zu sagen, wurde die Mutter weiter zitiert. Sie habe aber bestätigt, dass Matar 2018 von einer Reise in den Nahen Osten wesensverändert zurückgekehrt sei und sich zunehmend auf den islamischen Glauben fokussiert habe. Zu der Reise äußerte sich ihr Sohn bei dem Interview mit der „New York Post“ nicht.