Türkei: Leitzinssenkung trotz ausufernder Inflation

Trotz der aus dem Ruder laufenden Inflation in der Türkei hat die Zentralbank den Leitzins völlig überraschend gesenkt und den Märkten damit einen Schock versetzt. Die Währungshüter entschieden heute, den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen vollen Punkt auf 13 Prozent zu senken. Zur Begründung hieß es, das Wachstum müsse gestützt werden.

Die Inflation ist zuletzt allerdings immer weiter in die Höhe geschossen. Sie erreichte im Juli mit 79,6 Prozent das höchste Niveau seit 24 Jahren. In einer solchen Lage die Zinszügel zu lockern widerspricht der gängigen ökonomischen Lehrmeinung.

Gestützt wird ein solches ungewöhnliches Vorgehen indes vom einflussreichen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der sich selbst als Zinsfeind bezeichnet.

Lira abgerutscht

Fachleute hatten keine Zinssenkung auf dem Schirm – auch da die Währungshüter in den vergangenen sieben Monaten stillgehalten hatten. Die Landeswährung Lira rutschte nach dem Zinsschock ab: Der Dollar verteuert sich um rund ein Prozent auf 18,13 Lira.

Damit notiert die türkische Währung weniger als zwei Prozent über ihrem im Dezember erreichten Rekordtief. Hinter dem Inflationsschub in der Türkei steht auch die anhaltende Abwertung der Landeswährung, was die Importe verteuert. Dazu kommen steigende Öl- und Rohstoffpreise infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine.