Bosnien-Beauftragter sorgt mit Wutausbruch für Aufsehen

Der internationale Bosnien-Beauftragte Christian Schmidt hat mit einem Wutausbruch für Aufsehen gesorgt. Bei einem Besuch in der bosnischen Kleinstadt Gorazde schimpfte der 64-Jährige gestern: „Rubbish, full rubbish. I am rid of this“ (in etwa: „Unsinn, völliger Unsinn. Ich habe genug davon.“).

Schmidt fuhr fort: „Ich habe diese Situation satt. Jeder gibt jedem die Schuld. Freunde, so kommt man nicht nach Europa!“ Aufnahmen des Auftritts machten im Internet die Runde.

Der aus Deutschland stammende Hohe Repräsentant der Internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina reagierte auf die Frage einer Journalistin, ob er bereit sei, Änderungen des Wahlgesetzes durchzusetzen, da es keine politische Einigung gebe.

Schmidt sagte dazu in eher undiplomatischem Ton: „Die Leute hier verdienen es, dass die Politiker, die sie gewählt haben, arbeiten und sich nicht nur beschweren! Das ist das Kernproblem!“

Am Tag darauf sagte Schmidt zur dpa, er hoffe, die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der Politik wachgerüttelt zu haben. „Hier wird ein Stück Zukunft eines Landes im Herzen Europas verspielt, wenn das so weitergeht.“ Die im Oktober anstehende Parlamentswahl biete die Gelegenheit, die politischen Blockaden aufzulösen, so Schmidt.

Schmidt ist seit gut einem Jahr im Amt, er folgte dem Österreicher Valentin Inzko nach. Zu seinen Aufgaben gehört die Umsetzung des Dayton-Abkommens von 1995, das den Krieg beendete, durch den sich Bosnien-Herzegowina vom damaligen Jugoslawien abgespalten hatte.