Abgesperrter Unglücksort mit umgestürztem Baum am St. Andräer See in Kärnten
APA/Erwin Scheriau
Auch zwei Kinder tot

Fünf Menschen starben bei Unwettern

Schwere Unwetter haben am Donnerstagnachmittag Teile Österreichs mit voller Wucht getroffen. Im Lavanttal in Kärnten kamen zwei Kinder ums Leben. In Gaming in Niederösterreich wurden drei Menschen durch einen umgestürzten Baum getötet. Zehntausende Haushalte waren ohne Strom. Autobahnen, Straßen und Bahnstrecken waren blockiert.

Bei den beiden Todesopfern am St. Andräer See im Lavanttal handelte es sich um Mädchen im Alter von vier und acht Jahren aus dem Bezirk Wolfsberg. 13 weitere Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Unter den Verletzten sind fünf Minderjährige, teilte Bezirkshauptmann Georg Fejan bei einem Pressegespräch am Abend mit. Das Kriseninterventionsteam war im Einsatz.

Das Rote Kreuz in Wolfsberg löste Bezirksalarm aus: „Der Großraum Wolfsberg gleicht nach dem heftigen Sturm teilweise einem Schlachtfeld“, teilte Wolfsbergs Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) auf Facebook mit. Am Klopeiner See verletzte sich ein Mann beim Anlegen eines Tretbootes schwer – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Berichte über die Unwetter

Werner Fetz (ORF Niederösterreich) berichtet über das Unwetter in Niederösterreich, das drei Todesopfer gefordert hat, Christian Maierhofer (ORF Kärnten) über die Unwetter in Kärnten, bei denen zwei Kinder ums Leben gekommen sind, und ORF-Korrespondentin Cornelia Vospernik berichtet aus Rom über die Unwetter, die über Italien gezogen sind.

Rettungskräfte im Großeinsatz

Vielleicht zehn Minuten hatte das Unwetter gegen 15.30 Uhr gedauert, und nur wenige Sekunden jene Böe, die Bäume umwarf. Wie es von der Wasserrettung hieß, habe man ein solches Elementarereignis in der Gegend noch nie erlebt: Rettungsschwimmer, die Badegäste vor dem urplötzlich aufziehenden Sturm warnen wollten, wurden regelrecht umgeweht, 50 Zentimeter hohe Wellen wurden verzeichnet. Und Bäume stürzten auf die Badbesucher.

Umgeknickter Baum am St. Andräer See in Kärnten
APA/Georg Bachhiesl
Das Unwetter dauerte nicht länger als etwa zehn Minuten

Ein Großeinsatz folgte. Das Rote Kreuz löste Bezirksalarm aus und bekam auch aus den umliegenden Bezirken sowie aus Klagenfurt Unterstützung. 45 Sanitäterinnen und Sanitäter waren ebenso im Einsatz wie 71 Mitglieder der Wasserrettung, Polizei und fünf Feuerwehren, die zwei Personen befreiten, die unter Bäumen eingeklemmt waren. Eine prophylaktische Suchaktion im See – am Ufer war Kleidung gefunden worden, die zuerst niemandem zugeordnet werden konnte – wurde ohne Ergebnis beendet. Das Gelände wurde von der Staatsanwaltschaft gesperrt und soll von einem Sachverständigen untersucht werden.

Drei Tote in Niederösterreich

Das Unglück in Gaming mit drei toten Frauen ereignete sich laut Polizeiangaben im Bereich der Zellerrain Straße. Sie sollen nach einem Blitzeinschlag von einem umstürzenden Baum getroffen worden sein. Polizei, Rettungsteams zu Boden sowie Notarzthubschrauber rückten aus – mehr dazu in noe.ORF.at.

Van der Bellen und Nehammer betroffen

Bundespräsident Alexander Van der Bellen brachte auf den sozialen Netzwerken sein Mitgefühl zum Ausdruck: „Teile Kärntens und der Steiermark sind von schweren Unwettern getroffen und mehrere Menschen dabei schwer verletzt worden. Eine unermessliche Tragödie ist, dass bei den Unwettern zwei Kinder gestorben sind. Das macht mich zutiefst betroffen. Meine Gedanken sind bei ihren Familien“, schrieb der Präsident. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sprach von einem fürchterlichen Schicksalsschlag für die Familien.

ÖBB stellen Betrieb ein

Durch die Sturmböen stürzten auch rund 30 Bäume zwischen Wolfsberg und Griffen auf die Südautobahn (A2). Außerdem kam es zu Stromausfällen in Tunnels. Die Südautobahn wurde für Aufräum- und Reparaturarbeiten an mehreren Stellen gesperrt. Unterbrechungen gab es auch auf zahlreichen weiteren Straßen in Kärnten. Laut Polizei wurden zahlreiche Strommasten beschädigt, und es waren mehrere Verkehrsunfälle mit Verletzten und Sachschäden zu verzeichnen.

Umgestürzter Baum neben Auto
APA/BFVDL Steiermark/Garber
Umgestürzte Bäume blockierten zahlreiche Straßen

Auch die ÖBB mussten ihren Betrieb in den Bundesländern Kärnten, Steiermark und Osttirol unterbrechen. In der Steiermark gab es überhaupt keinen Zugsverkehr. Die ÖBB teilten am Abend auf Twitter mit, dass auch keine Fernverkehrszüge von Wien Richtung Süden fahren. Zwischen Bruck an der Mur und dem Grazer Hauptbahnhof fährt ein Dieselzug im Pendelverkehr, twitterte die Bahn. In Osttirol und zwischen Schwarzach-St. Veit und Villach Hauptbahnhof wurde der Zugsverkehr am Abend wieder aufgenommen.

Fünf Tote durch Unwetter

Schwere Unwetter mit Orkanböen sind seit Donnerstagnachmittag über Kärnten und die Steiermark gezogen. Fünf Menschen konnten sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen und wurden getötet.

Dutzende Menschen per Hubschrauber gerettet

Aus den meisten steirischen Bezirken wurden teils schwere Schäden auf Straßen, Gebäude und Fahrzeuge gestürzte Bäume gemeldet. Zahlreiche Hausdächer wurden abgedeckt. Im Grazer Bezirk Gösting durchschlug ein Baum die Windschutzscheibe eines fahrenden Pkw. Die drei Insassen blieben dabei unverletzt. Gleiches gilt für die Insassen eines Linienbusses in der St. Peter-Hauptstraße, auf den Teile eines Daches gestürzt waren. Ein Fahrgast erlitt allerdings einen Schock und wurde vom Roten Kreuz behandelt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Am Ingeringsee wurden 25 eingeschlossene Menschen, darunter fünf Kleinkinder, von Hubschraubern aus der Notlage befreit. Im Bereich Reicherhube befanden sich weitere 34 eingeschlossene Personen. Der Weg zu diesem Bereich konnte durch die Feuerwehr Bischoffeld freigelegt werden. Alle 63 Personen, die von den Evakuierungen betroffen waren, blieben unverletzt.

Zehntausende Haushalte ohne Strom

Zwischenzeitlich waren um die 65.000 steirische Haushalte ohne Strom. Am Abend war rund ein Viertel aller steirischen Trafostationen außer Betrieb, hieß es seitens der Energie Steiermark Netze. Laut Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, wurden alle Kräfte in den Einsatz gerufen und sogar Monteure aus dem Urlaub in den Dienst geholt.

Neben Niedrigspannungsleitungen war auch eine Hochspannungsleitung betroffen: In Fisching nahe Zeltweg wurde ein Strommast einer 220-kV-Leitung, welche die Umspannwerke Obersielach und Hessenberg verbindet, beschädigt. „Das Ausmaß der Schäden ist enorm“, so Harnik-Lauris im APA-Gespräch. In den vergangenen zehn Jahren habe es keine solche Schäden gegeben – vor allem nicht in so einem großen Raum. Das Ausmaß sei durchaus mit Sturmtief „Paula“ 2008 zu vergleichen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Christa Kummer über die Unwetter

Christa Kummer aus der ORF-Wetterredaktion erklärt, wie das Wetter so schnell umschlagen konnte.

Das Unwetter hat auch die MotoGP in Spielberg getroffen. Zahlreiche Zelte dürften durch die Sturmböen zerstört oder gar weggeweht worden sein. Die Camper seien mit einem „blauen Auge davongekommen“, sagte Einsatzleiter Erwin Grangl von der Feuerwehr. Auch das FM4 Frequency Festival in St. Pölten wurde wegen einer Unwetterwarnung unterbrochen und das Gelände evakuiert. Verletzt wurde niemand – mehr dazu in noe.ORF.at. Das Festival nahm später den Betrieb wieder auf.

Dunkle Wolken über dem Gelände des Frequency Festivals in St. Pölten
APA/Florian Wieser
Das FM4-Frequency-Festivalgelände musste geräumt werden

Windspitzen deutlich über 100 km/h

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) berichtete von Windspitzen deutlich über 100 Stundenkilometern in den betroffenen Gebieten. Zur Warnung vor solchen Unwettern grundsätzlich verwies ein ZAMG-Experte auf die große Eigendynamik der Wetterereignisse mit „enormen Beschleunigungen“. Dadurch und weil die bestehenden Prognosemodelle die Ausgangslage noch nicht exakt einschätzen könnten, könne es im Extremfall zu größeren Abweichungen kommen. Gewitterwarnungen hätten generell zwar für Donnerstag bestanden. „Die Gewitter sind aber ausgeschert“, meinte der Meteorologe.

Ein abgedecktes Hausdach in Neudorf im Bezirk Deutschlandsberg (Steiermark)
APA/BFVDL Steiermark/FF Neudorf
Sturmböen deckten zahlreiche Hausdächer ab, wie hier im steirischen Neudorf

Aus St. Andrä im Lavanttal meldete die ZAMG Spitzen von 103 km/h, punktuell dürften aber wohl noch höhere Werte zu verzeichnen gewesen sein, meinte ein Meteorologe auf APA-Anfrage. Die Unwetter zogen von Kärnten weiter Richtung Steiermark, wo etwa bei Neumarkt Sturmspitzen von 139 Stundenkilometern registriert wurden.