Aufräumungsarbeiten in Leoben
APA/FF Leoben-Stadt
Tote und schwere Schäden nach Sturm

Warnung vor weiteren Unwettern

Nachdem am Donnerstag bei heftigen Unwettern fünf Menschen, darunter zwei Kinder, ums Leben gekommen sind, warnen Meteorologen vor starken Niederschlägen in Teilen Österreichs in den kommenden Stunden. Laut ORF-Wetterredaktion und ZAMG werden bis Samstag große Niederschlagsmengen im Westen des Landes erwartet. Im Osten soll es noch einmal heiß werden, es besteht allerdings erhöhte Gewittergefahr, auch Starkregen, Hagel und Sturmböen sind möglich.

Ein Genua-Tief bringt Vorarlberg und Teilen Tirols verbreitet große Regenmengen. Dadurch besteht die Gefahr von Muren, kleinräumigen Überflutungen und Überschwemmungen. Die Einsatzkräfte in Vorarlberg melden bereits laufend Einsätze. Unterführungen und ganze Straßen stehen unter Wasser und müssen teilweise gesperrt werden. Laut der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle laufen aktuell mehrere hundert Einsätze im ganzen Bundesland – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Schwere Unwetter hatten schon am Donnerstagnachmittag Teile des Landes mit voller Wucht getroffen. Im Lavanttal in Kärnten kamen zwei Kinder ums Leben. In Gaming in Niederösterreich wurden drei Frauen im Alter von 52, 57 und 58 Jahren durch einen umstürzenden Baum getötet. Zehntausende Haushalte waren ohne Strom. Autobahnen, Straßen und Bahnstrecken waren blockiert.

„Unermessliche Tragödie“

Van der Bellen brachte in sozialen Netzwerken sein Mitgefühl zum Ausdruck: „Teile Kärntens und der Steiermark sind von schweren Unwettern getroffen und mehrere Menschen dabei schwer verletzt worden. Eine unermessliche Tragödie ist, dass bei den Unwettern zwei Kinder gestorben sind. Das macht mich zutiefst betroffen. Meine Gedanken sind bei ihren Familien“, schrieb der Bundespräsident.

Zerstörter Sonnenschirm am Andräer See
APA/Erwin Scheriau
Am St. Andräer See tobte das Unwetter und riss Bäume um

„Gleicht teilweise einem Schlachtfeld“

Bei den beiden Todesopfern am St. Andräer See im Lavanttal handelte es sich um Mädchen im Alter von drei und acht Jahren aus dem Bezirk Wolfsberg. 16 weitere Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Unter den Verletzten seien sieben Minderjährige, teilte die Polizei am Freitag mit. Das Kriseninterventionsteam war im Einsatz – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Aufräumarbeiten nach Unwetter

Am Donnerstag sind heftige Unwetter über Österreich niedergegangen. In Kärnten starben zwei Kinder, und in Niederösterreich kamen drei Menschen um Leben. Am Tag danach haben die Aufräumarbeiten begonnen.

Vielleicht zehn Minuten hatte das Unwetter gegen 15.30 Uhr gedauert und nur wenige Sekunden jene Böe, die Bäume umwarf. Wie es von der Wasserrettung hieß, habe man ein solches Elementarereignis in der Gegend noch nie erlebt: Rettungsschwimmer, die Badegäste vor dem plötzlich aufziehenden Sturm warnen wollten, wurden umgeweht, 50 Zentimeter hohe Wellen wurden verzeichnet. Bäume stürzten auf die Badbesucher.

Umgeknickter Baum am St. Andräer See in Kärnten
APA/Georg Bachhiesl
Das Unwetter dauerte nicht länger als etwa zehn Minuten

Das Gelände wurde von der Staatsanwaltschaft gesperrt. Ein Sachverständiger hat die Arbeit aufgenommen: „Konkret wird untersucht, ob die Bäume sachgemäß geschnitten und betreut wurden. Die Untersuchungen drehen sich um die Frage, ob die Unwetterschäden verhindert werden hätten können“, so die Staatsanwaltschaft. Bis das schriftliche Gutachten vorliegt, wird es wohl einige Wochen dauern. Laut Polizei werden am Freitag Zeugen und Opfer befragt.

Indes zeigten sich am Tag darauf die Schäden an Gebäuden und in der Landwirtschaft. Der Schock sitzt tief – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Die Hagelversicherung berichtete am Freitag von zwei Mio. Euro Gesamtschaden in der Landwirtschaft im Süden Österreichs. Deutlich mehr ist es bei der Wiener Städtischen. Diese rechnet mit „mehreren tausend Schäden in Höhe von fünf Millionen Euro“.

Drei Tote in Niederösterreich

Das Unglück in Gaming in Niederösterreich mit drei toten Frauen ereignete sich laut Polizeiangaben im Bereich der Zellerrainstraße. Die Frauen waren Teil einer fünfköpfigen Wandergruppe, die von extremem Hagel und Sturm überrascht wurde. Sie wurden nach einem Blitzeinschlag von einem umstürzenden Baum getroffen. Polizei, Rettungsteams und Notarzthubschrauber rückten aus – mehr dazu in noe.ORF.at.

Feuerwehr bei mmgestürzten Baum
APA/Einsatzdoku.at
Die Feuerwehr bei einem Einsatz im Gebiet Neunkirchen in Niederösterreich

Bild der Verwüstung in der Steiermark

Die Sturmfront hinterließ auch in vielen Regionen der Steiermark ein Bild der Verwüstung. Aus den meisten Bezirken wurden teils schwere Schäden durch auf Straßen, Gebäude und Fahrzeuge gestürzte Bäume gemeldet. Zahlreiche Hausdächer wurden abgedeckt. Im Grazer Bezirk Gösting durchschlug ein Baum die Windschutzscheibe eines fahrenden Pkw. Die drei Insassen blieben dabei unverletzt. Gleiches gilt für die Insassen eines Linienbusses in der St.-Peter-Hauptstraße, auf den Teile eines Daches gestürzt waren. Ein Fahrgast erlitt allerdings einen Schock und wurde vom Roten Kreuz behandelt.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Mehrere Wanderer mussten von den steirischen Bergen gerettet werden – weil eine Rettung mit Hubschrauber nicht möglich war, kam die Bergrettung teils zu Fuß. In der Gaal im steirischen Bezirk Murtal mussten am Donnerstag rund 60 Menschen, darunter auch kleine Kinder, teils mit Hubschraubern aus den Gefahrenbereichen gebracht werden. Die Zufahrt zum Ingeringsee war nach dem Sturm blockiert. Verletzt wurde niemand – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Zehntausende Haushalte ohne Strom

Zwischenzeitlich waren um die 65.000 steirische Haushalte ohne Strom, Freitagmittag waren es noch rund 5.000. Am Abend war rund ein Viertel aller steirischen Trafostationen außer Betrieb, hieß es seitens der Energie Steiermark Netze. Laut Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, wurden alle Kräfte in den Einsatz gerufen und sogar Monteure aus dem Urlaub in den Dienst geholt. Die Reparaturen würden Wochen dauern, so Harnik-Lauris: „Es sind viele, viele Einzelstellen, die hier betroffen sind. Und vieles wurde auch nur provisorisch in Stand gesetzt“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Christa Kummer über die Unwetter

Christa Kummer aus der ORF-Wetterredaktion erklärt, wie das Wetter so schnell umschlagen konnte.

Das Unwetter traf auch die MotoGP-Serie in Spielberg. Zahlreiche Zelte dürften durch die Sturmböen zerstört oder gar weggeweht worden sein. Die Camper seien mit einem „blauen Auge davongekommen“, sagte Einsatzleiter Erwin Grangl von der Feuerwehr.

Auch das FM4 Frequency Festival in St. Pölten wurde wegen einer Unwetterwarnung unterbrochen und das Gelände evakuiert. Verletzt wurde niemand – mehr dazu in noe.ORF.at. Das Festival nahm später den Betrieb wieder auf.

Dunkle Wolken über dem Gelände des Frequency Festivals in St. Pölten
APA/Florian Wieser
Das FM4-Frequency-Festival-Gelände musste geräumt werden

Im Burgenland war es hingegen vergleichsweise ruhig, es gab nur kleinere Einsätze im Bezirk Oberwart. In Hochart wurde ein Hausdach durch Sturmböen zerstört – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

ÖBB: Einige Strecken weiter gesperrt

Nach dem großflächigen Ausfall des Zugsverkehrs wegen des heftigen Unwetters gibt es weiter Streckenunterbrechungen in Teilen der Steiermark und Kärntens. Aufräum- und Reparaturarbeiten seien in vollem Gange, zahlreiche Behinderungen seien dank des Einsatzes der ÖBB-Reparaturteams bereits behoben worden, teilte das Unternehmen in der Nacht auf Freitag mit. Einige Strecken bleiben bis Montag unterbrochen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Unwetterschäden im Bereich Kapfenberg-Diemlach
APA/FF Kapfenberg-Diemlach
Schäden in Kapfenberg-Diemlach

Windspitzen deutlich über 100 km/h

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) berichtete von Windspitzen deutlich über 100 Stundenkilometern in den betroffenen Gebieten. Christian Stefan, Leiter der ZAMG in Klagenfurt, sprach von einem „äußerst seltenen Wetterphänomen“, das von einer Kombination mehrerer Faktoren ausgelöst wurde – mehr dazu in kaernten.ORF.at und noe.ORF.at.

Zur Warnung vor solchen Unwettern grundsätzlich verwies ein ZAMG-Experte auf die große Eigendynamik der Wetterereignisse mit „enormen Beschleunigungen“. Dadurch und weil die bestehenden Prognosemodelle die Ausgangslage noch nicht exakt einschätzen könnten, könne es im Extremfall zu größeren Abweichungen kommen. Gewitterwarnungen hätten generell zwar für Donnerstag bestanden. „Die Gewitter sind aber ausgeschert“, meinte der Meteorologe.

Ein abgedecktes Hausdach in Neudorf im Bezirk Deutschlandsberg (Steiermark)
APA/BFVDL Steiermark/FF Neudorf
Sturmböen deckten zahlreiche Hausdächer ab, wie hier im steirischen Neudorf

Aus St. Andrä im Lavanttal meldete die ZAMG Spitzen von 103 km/h, punktuell dürften aber wohl noch höhere Werte zu verzeichnen gewesen sein, meinte ein Meteorologe auf APA-Anfrage. Die Unwetter zogen von Kärnten weiter Richtung Steiermark, wo etwa bei Neumarkt Sturmspitzen von 139 Stundenkilometern registriert wurden.