Bundespräsidentschaftskandidat Dominik Wlazny (Marco Pogo)
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Hofburg-Wahl

Erste fixe Kandidatur und „Handbremse“

21 Männer und zwei Frauen haben bisher angekündigt, für das Amt des Bundespräsidenten oder der Bundespräsidentin kandidieren zu wollen. Sechs von ihnen dürften laut Politberater Thomas Hofer reelle Chancen auf einen Platz auf dem Wahlzettel haben. Während Dominik Wlazny alias Marco Pogo am Freitag ankündigte, die benötigten Unterstützungserklärungen gesammelt zu haben, sieht Hofer bei Amtsinhaber Alexander Van der Bellen noch einen „Wahlkampf mit angezogener Handbremse“.

Wlazny ist – zu seiner eigenen Überraschung – der Erste, der öffentlich gemacht hat, jene 6.000 Unterschriften beisammenzuhaben, die Voraussetzung für eine Hofburg-Kandidatur sind. Aus kommunikationstechnischer Sicht ist das laut Hofer durchaus geschickt, handle es sich doch um ein Signal, dass der Musiker „nicht nur Spaßkandidat“ sei.

Denn genau das sei Wlaznys Problem: dass er „die ganze Zeit zwischen Spaß und Ernst pendelt“, sagte Hofer. Der Bierpartei-Chef habe allerdings eine gewisse Organisationsstruktur und durchaus die Chance, ein paar Stimmen von Van der Bellen abzuholen, denn das linke Feld sei nicht so mit Kandidaten überfüllt wie das rechte, wo es „schon einen gewissen Kannibalisierungseffekt“ geben werde.

6.000 Unterschriften für Wlazny

Dominik Wlazny, Gründer und Parteivorsitzender der Bierpartei, ist der erste der Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl, der 6.000 Unterschriften beisammenhat.

Kandidatur für Wlazny ernsthaftes Projekt

Wlazny selbst meinte dazu, dass seine Kandidatur von Beginn an ein ernsthaftes Projekt gewesen sei und er die Verantwortung nun auch wahrnehmen werde. Zudem sei er überzeugt, dass man mit „guten Ideen“ bei den Wählern und Wählerinnen punkten könne, so der 35-Jährige. Wlazny ist somit der jüngste Kandidat, der jemals zur Wahl antrat, überschreitet er doch das Alter, ab dem man in Österreich Bundespräsident werden darf, um nicht einmal ein Jahr.

Van der Bellens schwierige Doppelrolle

Amtsinhaber Van der Bellen tue derzeit jedenfalls das, was man erwarten durfte, so Hofer: „Er versucht, diesen Wahlkampf hinauszuzögern, weil er weiß, dass jede tagespolitische Aufladung schwierig ist für ihn“: Hofer verwies damit auf Van der Bellens Doppelrolle als amtierender Präsident und Kandidat. Zwar habe Van der Bellen zuletzt „nuancierte Kritik an der Regierung angebracht“ – was auch notwendig gewesen sei, um aus dem Eck des Regierungsverteidigers herauszukommen. Dennoch sei es noch ein „Wahlkampf mit angezogener Handbremse“.

Dass Van der Bellen nicht an TV-Duellen mit den anderen Kandidaten teilnehmen will, sei aus dessen Sicht völlig verständlich, so Hofer. Denn der Amtsinhaber wolle „nicht auf Augenhöhe mit den anderen“ wahrgenommen werden. Zudem habe Van der Bellen durchaus die Tendenz, dass, „wenn’s hitzig wird, er schon auch die Contenance verlieren kann“, erinnerte Hofer an frühere emotionale Reaktionen.

Dass er die TV-Debatten nicht mitmache, „wird ihm vorgehalten werden“, ist sich Hofer sicher, aber das sei bloß ein „Kollateralschaden“. Eine gewisse Gratwanderung sei das allerdings schon, denn Van der Bellen müsse eine Mobilisierung seiner Wählerschaft schaffen.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen
APA/Georg Hochmuth
Alexander Van der Bellen tritt für eine zweite Amtszeit an
Bundespräsidentschaftskandidat Dominik Wlazny (Marco Pogo)
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Dominik Wlazny alias „Marco Pogo“ für eine erste
Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz
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Walter Rosenkranz (FPÖ) ist der einzige Kandidat, der für eine Partei antritt
Bundespräsidentschaftskandidat Michael Brunner
APA/EXPA/Johann Groder
Michael Brunner, noch MFG-Vorsitzender, will ebenso Bundespräsident werden …
Bundespräsidentschaftskandidat Gerald Grosz
APA/Erwin Scheriau
… wie Ex-Politiker Gerald Grosz (FPÖ, BZÖ) und …
Archivbild von Tassilo Wallentin
ORF/Günther Pichlkostner
… Rechtsanwalt und Ex-„Krone“-Kolumnist Tassilo Wallentin

„Gewisses Überangebot an Unzufriedenen“

Realistische Chancen auf die 6.000 Unterschriften räumt der Politikexperte neben Van der Bellen und dem FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz auch noch dem Ex-Politiker Gerald Grosz (FPÖ, BZÖ), dem MFG-Vorsitzenden Michael Brunner und dem Rechtsanwalt und Ex-„Krone“-Kolumnist Tassilo Wallentin ein.

Wallentin, zwischenzeitlich als FPÖ-Kandidat gehandelt, hatte zuletzt seinen Willen zur selbstständigen Kandidatur bekundet, unterstützt von Magna-Gründer Frank Stronach. Mittlerweile gebe es schon „ein gewisses Überangebot“ in dem durchaus trächtigen Bereich von „Systemverdrossenen“ und Unzufriedenen, sagte Hofer. Mit Wallentin sei nun noch einer dazugekommen, der in einem ähnlichen Wählerteich fische.

FPÖ im Krisenmanagementmodus

So sei es auch zu erklären, dass die FPÖ trotz der turbulenten Zeiten wegen der Causa Jenewein nun „die Schotten dichtmacht“ und „professionelles Krisenmanagement“ betreibe, sagte Hofer. Es gehe darum, dem freiheitlichen Kandidaten Rosenkranz nur ja nicht durch interne Streitigkeiten den Wahlkampf zu versemmeln.

Für Rosenkranz sei es wiederum eine gewisse Gratwanderung, wie er sich verhält, denn einerseits könne er sehr wohl in den Wählerbereich der ÖVP „hineinstrahlen“, andererseits könnte das Buhlen um Aufmerksamkeit im rechten Bereich zu einem recht schrillen Wettbewerb führen. Rosenkranz ist der einzige Kandidat, der für eine Partei antritt.

Rekord bei Auswahl

Klar ist schon jetzt: Auch wenn nur eine Parlamentspartei einen Kandidaten nominiert hat, kratzt der Stimmzettel für die Hofburg-Wahl am Rekord. Die bisher größte Auswahl gab es 2016 und 1951 mit sechs Kandidaten, die die nötigen 6.000 Unterstützungserklärungen aufbringen konnten.

Sowohl Van der Bellen als auch Rosenkranz wollten hier keinen Zwischenstand bekanntgeben. Es schaue aber jedenfalls „sehr, sehr gut“ aus, hieß es aus dem Team von Van der Bellen. Auch bei Rosenkranz laufe das Sammeln „sehr gut“. Man freue sich über „jede weitere Stimme“, hieß es. Zwischenstand könne man aktuell keinen bekanntgeben, da laufend Unterstützungserklärungen eintrudelten. Grosz kommt bisher auf 3.255 Unterstützungserklärungen, für Wallentin wird es laut eigener Aussage „sehr knapp“, beim Team von Brunner und Rosenkranz zeigte man sich optimistisch, alle 6.000 zu schaffen.

Noch haben die Kandidaten und Kandidatinnen Zeit, um die Unterstützungserklärungen der Bundeswahlbehörde vorzulegen. Eine Hürde, die gerade für wenig bekannte Anwärterinnen und Anwärter recht schwierig zu bewältigen ist. Wer erfolgreich war, wird man Anfang September wissen, wenn die Wahlvorschläge geprüft wurden. Dann gehen die Stimmzettel für den 9. Oktober in Druck.

Die Kandidaten und Kandidatinnen

Folgende Personen kündigten ihre Kandidatur bereits an:

  • Anatolij Volk
  • Michael Brunner
  • Helga Egger
  • Franz Josef Gollowitsch
  • Gerald Grosz
  • Konstantin Haslauer
  • Oliver Hoffmann
  • Rudolf Remigius Kleinschnitz
  • Gerhard Kuchta
  • Roland Ludomirska
  • Robert Marschall
  • Wolfgang Ottowitz
  • David Packer
  • Hubert Thurnhofer
  • Barbara Rieger
  • Walter Rosenkranz
  • Thomas Schaurecker
  • Johann Peter Schutte
  • Heinrich Staudinger
  • Alexander Van der Bellen
  • Martin Wabl
  • Tassilo Wallentin
  • Dominik Wlazny