Eine Frau mit Pride-Flagge in Singapur
Reuters/Darren Whiteside
Singapur

Homosexuelle Beziehungen bald straffrei

In Singapur sollen homosexuelle Beziehungen nicht mehr strafbar sein. Regierungschef Lee Hsien Loong kündigte am Sonntag die baldige Abschaffung eines entsprechenden Strafgesetzes an, das noch aus der britischen Kolonialzeit stammt. An der Definition der Ehe soll allerdings nichts geändert werden.

Lee glaube, dass sich die Situation seit dem Jahr 2007, als sich die damalige Regierung für eine Beibehaltung des Gesetzes entschied, geändert habe und Homosexuelle heute von der Gesellschaft stärker akzeptiert würden als damals. Es sei der „richtige“ Schritt, und er hoffe damit, Homosexuellen in Singapur das Leben erleichtern zu können, so der Premierminister.

Auch die BBC schreibt, dass die Entscheidung nach „Jahren heftiger Debatten“ käme und von LGBTQ-Aktivisten und -Aktivistinnen als „Sieg für die Menschheit“ und „Triumph der Liebe“ gefeiert werde. „Wir haben es endlich geschafft und wir sind begeistert, dass dieses diskriminierende, veraltete Gesetz endlich vom Tisch ist. Man hat das Gefühl, dass es vielleicht ein bisschen zu lange gedauert hat, aber es musste ja passieren. Heute sind wir sehr, sehr glücklich“, wird ein Aktivist namens Johnson Ong zitiert.

Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong
Reuters/Evelyn Hockstein
Premierminister Lee bezeichnete die Lockerung als „wichtigen Schritt“

Gesetz noch aus Kolonialzeit

Denn auch wenn das Gesetz technisch gesehen nur Sex zwischen Männern kriminalisiert, wird es als ein „stigmatisierendes Verbot von Homosexualität“ wahrgenommen, so die BBC. Aus dem Grund seien in den vergangenen Jahren Menschen auf die Straße gegangen, um gegen das Gesetz zu demonstrieren. Die jährlich stattfindende „Pink Dot“-Demonstration für LGBTQ-Rechte sei mit Zehntausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern immer der größte Protest in Singapur gewesen.

Der aus der Kolonialzeit stammende Paragraf 377A sieht eine Höchststrafe von zwei Jahren Haft für homosexuelle Praktiken vor. Seit Jahren wird er nicht mehr angewandt, doch Aktivisten und Aktivistinnen kritisieren seit Langem, dass er der zunehmend modernen und dynamischen Lebensweise in dem südostasiatischen Stadtstaat widerspricht.

LGBT-Event im Hong Lim Park in Singapur
Reuters/Feline Lim
Als „Sieg für die Menschheit“ und „Triumph der Liebe“ bezeichneten LGBTQ-Aktivistinnen und -Aktivisten das Ende des Verbots

Bevölkerung gegen Strafe, Kirche dafür

Laut dem Meinungsforschungsinstitut IPSOS sind inzwischen nur noch 44 Prozent der Männer und Frauen in Singapur dafür, homosexuelle Beziehungen unter Strafe zu stellen. Vor vier Jahren waren es noch 55 Prozent.

Auf der IPSOS-Website heißt es dazu: „Die Singapurer unterstützen zunehmend gleichgeschlechtliche Beziehungen. Immer mehr Menschen lehnen Abschnitt 377A des singapurischen Strafgesetzbuches ab, und jeder Zweite ist bereit, sich gegen Vorurteile gegenüber der Gemeinschaft der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queers auszusprechen.“

Doch das sehen nicht alle so. Eine Allianz der evangelischen Kirchen in Singapur hatte sich vor der Rede des Premierministers gegen die Abschaffung des Strafgesetzes gewehrt. Zudem hätten Konservative der BBC zufolge auf Social Media Kampagnen gestartet und Veranstaltungen organisiert, um die „traditionellen“ Werte des Landes zu erhalten.

Singapur: Homosexuelle Beziehungen straffrei

In Singapur sollen homosexuelle Beziehungen nicht mehr strafbar sein. Regierungschef Lee Hsien Loong kündigte die baldige Abschaffung eines entsprechenden Strafgesetzes an, das noch aus der britischen Kolonialzeit stammt. LGBTQ-Aktivistinnen und -Aktivisten feierten das Ende des Verbots als „Sieg für die Menschheit“ und „Triumph der Liebe“.

Ehe nur für Heterosexuelle

Premierminister Lee dürfte auch diese Stimmen nicht ignorieren, stellte er in seiner Rede doch auch klar, dass die bisherige Definition der Institution Ehe von der Abschaffung des Strafrechtsparagrafen unberührt bleibt. Singapurs Gesetz erkenne nur die Ehe zwischen einer Frau und einem Mann an, sagte er und kündigte an, diese Definition in der Verfassung zu verankern.

„Die meisten Singapurer wollen nicht, dass sich unsere Sitten durch die Aufhebung des Strafgesetzes drastisch wandeln“, argumentierte Lee. Er rief beide Seiten zu Toleranz auf: „Alle Gruppen sollten sich in Zurückhaltung üben, denn nur so können wir als Nation gemeinsam vorankommen.“

Aktivisten sehen weiter Diskriminierung

In weiterer Folge könne Lees Ankündigung laut BBC dazu führen, dass eine Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehe in der Zukunft nun noch schwieriger werden könne. LGBTQ-Aktivisten bezeichneten das als „enttäuschend“ und warnten, dass das die Diskriminierung in der Gesellschaft somit weiter verfestigen würde.

Mit der Lockerung folgt Singapur in einem ersten Schritt dem Beispiel anderer asiatischer Länder. So ist in Teilen Asiens, etwa in Taiwan seit 2019, die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern und Partnerinnen bereits erlaubt. In Thailand wird eine solche derzeit gesetzlich geprüft.