Die Zahl der Hackerangriffe habe sich in den letzten zwei, drei Jahren mehr als verdoppelt, so Tangen. Gegenüber der „Financial Times“ („FT“) sprach er von rund drei als „ernsthaft“ eingestuften Angriffsversuchen pro Tag. Mit insgesamt rund 100.000 Cyberattacken pro Jahr sei man mittlerweile nicht nur mit „viel mehr“ Angriffsversuchen konfrontiert, vielmehr werde auch die Vorgangsweise der Hacker „immer ausgefeilter“.
Die Führungskräfte des Fonds seien besorgt, dass konzertierte Cyberangriffe zu einem systemischen Finanzrisiko werden könnten, so die „FT“, die Fonds-Chef Tangen mit den Worten zitierte: „Ich mache mir mehr Sorgen über Cyberangriffe als über die Märkte.“
Mehr als zwei Drittel in Aktien angelegt
Das ölreiche Norwegen legte den Fonds in den 90er Jahren auf, um die Wirtschaft gegen die schwankenden Ölpreise abzusichern und die Leistungen des norwegischen Sozialstaats zu finanzieren. Der Großteil des Geldes wird im Ausland investiert, um Norwegens Wirtschaft nicht zu stark zu beeinflussen. Das Land ist ein wichtiger Exporteur von Öl und Gas und hat im ersten Halbjahr von den stark gestiegenen Preisen für die fossilen Brennstoffe profitiert.
Angesichts der Kursstürze an den Börsen in den vergangenen Monaten gibt es aber herbe Einbußen. Vor allem trugen Kursverluste von Technologieaktien zur Vermögensschmelze bei – Anteile an Energieunternehmen hingegen gewannen an Wert. Mehr als zwei Drittel (68,5 Prozent) des Kapitals waren Ende Juni in Aktien angelegt. Laut Norge Bank schrumpfte das Vermögen im ersten Halbjahr um 1,68 Billionen Kronen (rund 170 Mrd. Euro). Stand Ende Juni lag der Wert des Fonds umgerechnet bei rund 1,18 Billionen Euro.
„Mit Sanktionen steigt Bedarf an Geld“
Was die Bedrohung durch Cyberangriffe betrifft, ist der norwegische Staatsfonds indes nur ein Beispiel von vielen. Die „FT“ verweist auf Angaben des US-Cybersicherheitsspezialisten SonicWall, wonach Cyberangriffe im letzten Halbjahr vor allem in der Finanzbranche stark zugenommen haben.
Im Vergleich zum Vorjahr seien die weltweit registrierten Malware-Angriffe um elf Prozent gestiegen – bei Banken und Finanzinstituten verdoppelten sie sich jedoch. Noch deutlicher sei das Bild mit Blick auf die in diesem Zeitraum weltweit um 23 Prozent zurückgegangenen Angriffe mit Ransomware. Bei Finanzinstituten gebe es hier dagegen ein Plus von 243 Prozent.
Dahinter werden vielfach auch staatlich unterstützte Hacker vermutet. Bill Conner von SonicWall bezeichnete gegenüber der „FT“ Russland, China, den Iran und Nordkorea als die derzeit „aktivsten staatlichen Hintermänner von Cyberangriffen“. Conner ortete zudem einen Zusammenhang mit der jüngsten Sanktionspolitik des Westens gegen Russland: Mit deren Verschärfung steige „auch der Bedarf an Geld“.