Japan liebäugelt mit Atomkraftausbau

Das erdbebengefährdete Japan will künftig noch weitere Atomkraftwerke ans Netz bringen. Neben einer Verlängerung der Laufzeiten bestehender AKWs auf über 60 Jahre erwägt die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida auch die Entwicklung und den Bau von Atomkraftwerken der nächsten Generation.

Bis Jahresende wolle man diesbezüglich zu einem Ergebnis kommen, kündigte Kishida heute an. Das wäre eine deutliche Abkehr von Japans Linie der vergangenen Jahre, keine zusätzlichen Atomkraftwerke zu bauen.

Strengere Regeln nach Reaktorkatastrophe

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 infolge eines schweres Erdbebens und eines gewaltigen Tsunami führte Japan strengere Sicherheitsstandards ein, die den Betrieb von Reaktoren grundsätzlich auf 40 Jahre begrenzten. Ein Betrieb für weitere 20 Jahre ist jedoch möglich, wenn Sicherheitsverbesserungen vorgenommen werden.

Bisher haben 17 Atomreaktoren die verschärften Sicherheitsauflagen erfüllt, zehn wurden inzwischen wieder angefahren. Man werde alles tun, auch die übrigen sieben ans Netz zu bringen, so Kishida.

Wie viele andere Länder leidet Japan unter stark gestiegenen Energiepreisen und einer erschwerten Versorgung infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Vor dem Atomunglück von Fukushima stammte ein Drittel der japanischen Stromproduktion aus atomaren Quellen, im Jahr 2020 waren es weniger als fünf Prozent.