SLS  Artemis 1 Rakete im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida
Reuters/Joe Skipper
Artemis I

NASA probt Rückkehr zum Mond

Am Montag soll das Weltraumprogramm Artemis I starten. Es ist der erste Schritt der US-Raumfahrtbehörde (NASA) für eine Rückkehr zum Mond. Läuft alles glatt, starten die neueste Trägerraketengeneration Space Launch System (SLS) und die unbemannte Raumkapsel „Orion“ für einen etwa sechswöchigen Testflug in den Weltraum. Dieser soll ein Probelauf für die nächste Mondlandung werden – die erste seit dem Apollo-Programm 1972.

Das kombinierte SLS-„Orion“-Raumschiff soll vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral starten und die Kapsel um den Mond und zurück zur Erde schicken. „Orion“ ist unbemannt, wird aber eine simulierte dreiköpfige Besatzung an Bord haben – einen männlichen und zwei weibliche Dummys. Damit soll etwa die Strahlenbelastung gemessen werden. „Wir sind startbereit“, sagte der stellvertretende NASA-Administrator Bob Cabana, ein ehemaliger Space-Shuttle-Pilot und -Kommandant, bei einer Pressekonferenz Anfang dieser Woche.

Die Reise dient dazu, die derzeit komplexeste und leistungsstärkste Rakete der Welt unter realen Bedingungen einem strengen Stresstest zu unterziehen, bevor SLS für den Transport von Astronauten und Astronautinnen zugelassen wird. SLS ist die größte Rakete, die die NASA seit Saturn-V gebaut hat, die während des Apollo-Mondprogramms in den 1960er und 1970er Jahren geflogen wurden.

Grafik zur NASA-Mission „Artemis“
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: dpa

Das Artemis-Programm zielt nun darauf ab, bereits 2025 Astronauten zum Mond zurückzubringen und eine langfristige Mondkolonie als Sprungbrett für noch ehrgeizigere zukünftige Reisen zum Mars zu errichten. Dass sich dieses Ziel aber nach hinten verschiebt, erwartet auch die NASA.

Südpol im Blick

Langfristig sollen Astronautinnen und Astronauten auf dem Südpol des Mondes landen. Dort wurde Wassereis nachgewiesen, weswegen die Region als strategisch wichtig gilt. In einem viel beachteten Manöver war dort 2019 die chinesische „Chang’e 4“ als erste Raumsonde gelandet. Sowohl Russland als auch China kündigten an, dort eine Raumstation erreichten zu wollen.

Die NASA gab am Freitag 13 potenzielle Landezonen rund um den Südpol des Mondes bekannt. Dort soll nach Willen der USA dann zum ersten Mal auch eine Frau auf dem Mond landen.

Annäherung bis auf 100 Kilometer an den Mond

Ein erfolgreicher SLS-„Orion“-Start ist ein entscheidender erster Schritt dorthin. Wenn keine technischen Pannen oder ungünstige Wetterbedingungen auftreten, werden die vier SLS-Haupttriebwerke und die Feststoffraketenbooster am Montag, 29. August, um 14.33 Uhr (MESZ) gezündet und das Raumschiff in den Himmel geschossen. Zwei alternative Starttermine gibt es am 2. und 5. September.

SLS  Artemis 1 Rakete im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida
Reuters/Joe Skipper
Das gewaltige Raketensystem wurde nach langer Vorbereitung an die Startrampe geschleppt

Nach der Trennung von der Oberstufe der Rakete in einer Entfernung von mehr als 3.700 Kilometer von der Erde werden die Triebwerke von „Orion“ gezündet, um die Kapsel auf Kurs zu bringen. Dieser führt sie bis auf 100 Kilometer an die Mondoberfläche heran, bevor sie rund 64.400 Kilometer über den Mond hinaus und zurück zur Erde fliegt. Nachdem das Servicemodul ESM abgekoppelt wird, das in der Erdatmosphäre verglüht, soll die Kapsel dann am 10. Oktober im Pazifischen Ozean landen.

Mondlandung mit SpaceX-Raumfahrzeugen

Wird Artemis I zum Erfolg, dann soll mit Artemis II eine bemannte SLS-„Orion“-Mission folgen. Anschließend soll mit Artemis III die Mondlandung folgen. Die letzte Mission wird wesentlich komplexer sein und das SLS-„Orion“-System mit Raumfahrzeugen kombinieren, die von Elon Musks Unternehmen SpaceX gebaut und geflogen werden. Der Plan sieht vor, dass eine vierköpfige „Orion“-Besatzung im Weltraum an eine SpaceX-Landeeinheit andockt, die zwei Astronauten für fast eine Woche auf die Mondoberfläche bringt.

Erforderlich dazu sind das noch in Entwicklung befindliche Schwerlaststart- und -mondlandefahrzeug „Starship“ von SpaceX sowie noch zu konstruierende Komponenten wie ein orbitales Treibstoffdepot und Raumtanker. Auch die neuen Anzüge für den Mondspaziergang müssen noch entworfen werden.

Milliardenschweres Programm

Das Programm hat die NASA bisher mindestens 37 Mrd. Dollar (37,27 Mrd. Euro) gekostet. Der Kongress hat den NASA-Haushalt kontinuierlich erhöht und Mittel für Artemis bereitgestellt. Zu den größten finanziellen Nutznießern gehören die Hauptauftragnehmer von SLS und „Orion“ – Boeing Co. bzw. Lockheed Martin Corp. Das Programm wurde durch eine Anweisung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vorangetrieben, sein Nachfolger Joe Biden bekannte sich zur Fortsetzung.

Auch die ESA ist an der Mission beteiligt und liefert mit dem europäischen Servicemodul (ESM) eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs. Das knapp 13 Tonnen schwere, von Airbus gebaute ESM ist das Herzstück der „Orion“-Raumkapsel. Es sorgt für dessen Antrieb, die Energieversorgung und die Wärmeregulierung und wird die Astronauten bei künftigen Missionen mit Wasser und Sauerstoff versorgen. Die österreichischen Unternehmen TTTech und Magna haben Komponenten für „Orion“ geliefert, TTTech auch für ESM.