Berühmtes Churchill-Porträt durch Fälschung ersetzt

Ein berühmtes Porträt des früheren britischen Premierministers Winston Churchill ist aus einem Hotel in Kanada gestohlen worden. Der Diebstahl fiel allerdings später auf, weil das Gemälde durch eine Fälschung ausgetauscht wurde. Lediglich der Rahmen erschien einem Mitarbeiter „mysteriös“.

Das als „Brüllender Löwe“ („The Roaring Lion“) bekannte Porträt wurde nach einer Rede von Churchill vor dem kanadischen Parlament im Jahr 1941 aufgenommen. Es stammt vom kanadisch-armenischen Fotografen Yousuf Karsh (1908–2002), aus dessen Sammlung 15 weitere Werke im Hotel Chateau Laurier in Ottawa hängen.

Nachlassverwalter kontaktiert, dann Polizei

Vergangene Woche bemerkte ein Mitarbeiter, dass der Rahmen des „Brüllenden Löwen“ anders ist als jene der anderen fünf Karsh-Porträts, die ebenfalls in der Lounge hängen. Daraufhin wurde Jerry Fielder, der den Nachlass von Karsh verwaltet, kontaktiert, um die Signatur auf dem Porträt zu inspizieren.

Gegenüber dem „Guardian“ sagte Fielder, er habe nur wenige Sekunden gebraucht, dann sei ihm klar geworden, dass das eine Fälschung sei. Nach der Erkenntnis, dass das Original gestohlen wurde, sei die Polizei von Ottawa benachrichtigt worden.

Zeitpunkt des Diebstahls unklar

Unklar ist, wann das Bild von Churchill ausgetauscht wurde. Fielder habe das Porträt 2019 zum letzten Mal gesehen, damals sei es noch das Original gewesen. Der Nachlassverwalter geht aber nicht davon aus, dass der Dieb bzw. die Diebin das wertvolle Gemälde zurückbringen wird.

Das Hotel teilte mit, dass sich das Porträt seit 24 Jahren in seinem Besitz befinde und nun zum ersten Mal verschwunden sei. Karsh hatte in dem historischen Gebäude 1936 seine erste Ausstellung. Der Fotograf wohnte mit seiner Frau fast zwei Jahrzehnte im dritten Stock des Hotels.

„Offensichtlich war dieser Diebstahl sehr sorgfältig geplant. Ich nehme an, dass es wegen seines Wertes gestohlen wurde“, sagte Fielder. Seit die Negative in den 1990er Jahren an die Nationalbibliothek in Kanada übergeben wurden, sind keine Abzüge von Karshs Werken mehr erlaubt. „Wir erlauben keine Reproduktionen“, so Fielder. „Wir erlauben keine Kopien.“

Die Geschichte hinter dem „Brüllenden Löwen“

Karsh hatte nach der Rede 1941 auf Churchill gewartet. Er hoffte, der britische Premierminister würde ihm ein Porträt erlauben, doch dieser habe lediglich „geknurrt“, wie der Fotograf später in seinem Buch „Faces of Our Time“ schrieb.

Fotograf Yousuf Karsh
AP/Alex Brandon

„Ich trat zaghaft vor und sagte: ‚Sir, ich hoffe, dass ich das Glück haben werde, ein Porträt von Ihnen zu machen, das dieses historischen Ereignisses würdig ist.‘ Er blickte mich an und fragte: ‚Warum wurde mir das nicht gesagt?‘“, so Karsh.

Churchill habe sich eine neue Zigarre angezündet und daran gezogen. Erst dann willigte er ein. „Er kaute weiter kräftig an seiner Zigarre. Ich wartete. Dann ging ich auf ihn zu, sagte ohne Vorsatz, aber sehr respektvoll: ‚Verzeihen Sie, Sir‘, und riss ihm die Zigarre aus dem Mund“, so der Fotograf später. „Als ich zu meiner Kamera zurückkam, sah er so streitlustig aus (…) In diesem Moment habe ich das Foto gemacht.“