Macron in Algerien: „Wollen zusammen Zukunft bauen“

Frankreich und Algerien wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen und ein neues Kapitel in ihrer von der Kolonialvergangenheit belasteten Beziehung aufschlagen. „Wir wollen zusammen die Zukunft bauen“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gestern in Algier zum Auftakt eines dreitägigen Besuchs in dem nordafrikanischen Land.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune
AP/Anis Belghoul

Beabsichtigt seien gemeinsame Projekte im Bereich Industrie, Forschung, Energie sowie in Sport und Kultur. Es gehe „um eine neue Seite unserer bilateralen Beziehungen“. Die komplexe und schmerzhafte Kolonialgeschichte solle von einer Kommission von Historikerinnen und Historikern aus beiden Ländern aufgearbeitet werden, denen sämtliche Archive geöffnet werden sollen. Nötig sei der Wunsch nach Wahrheit, sagte Macron. Man könne sich der Vergangenheit nicht entledigen, sie dürfte der gemeinsamen Zukunft aber nicht im Weg stehen.

Im Algerienkrieg kämpften zwischen 1954 und 1962 algerische Unabhängigkeitsverfechter gegen die französische Kolonialmacht, die das Land seit 1830 beherrschte und den Befreiungskampf brutal unterdrückte. Der Algerienkrieg mit Hunderttausenden Toten war in Frankreich lange mit Tabus behaftet. Macron bemühte sich zuletzt darum, die Versöhnung voranzutreiben.

Suche nach Ersatz für russisches Gas

Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune betonte, dass die Beziehungen auf allen Gebieten ausgebaut werden sollten, unter anderem im Bereich Handel, Technik und Kultur. Dort, wo es gemeinsame Interessen gebe, werde eine verstärkte Kooperation angestrebt. Er hoffe, dass sich ein neues Kapitel öffne in der Zusammenarbeit zwischen Algerien und Frankreich.

Bei dem Besuch wird es aber auch um Gaslieferungen gehen. Frankreich bezieht heute schon Gas aus seiner ehemaligen Kolonie, will das aber ausbauen. Dem Land dürfte es wie anderen europäischen Staaten darum gehen, wegfallende russische Lieferungen durch Gas aus Algerien zu ersetzen.