Harry Styles und Florence Pugh in einer Szene des Filmes „Don’t Worry Darling“
AP/Warner Bros. Entertainment
79. Filmfestspiele

Venedig glänzt mit „Next Generation“-Stars

Das älteste Filmfestival der Welt feiert Jubliäum: Die am Mittwoch startenden Filmfestspiele Venedig werden 90 und versprechen dabei wieder preisverdächtige Produktionen und großen Promiglanz – unter anderen mit den Stars der nächsten Generation: Gezeigt werden ein Marilyn-Monroe-Biopic, Olivia Wildes „Don’t Worry Darling“, sowie Luca Guadagninos „Bones and All“. Damit sind auch die „Everybody’s Darlings“ aus Hollywood und der Popwelt angekündigt.

In Wildes Mysterythriller „Don’t Worry Darling“ spielt Popsuperstar Harry Styles, mittlerweile auch Wildes Freund, die Hauptrolle als Ehemann in einer 50er-Jahre-Retortenstadt, in der mysteriöse Dinge geschehen. „Bones and All“ ist dagegen die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Luca Guadagnino mit Timothee Chalamet („Dune“). Mit dem hypnotisierend-schönen Vorgänger „Call Me By Your Name“ (2017) hatte Chalamet nicht nur die Herzen Hollywoods, sondern auch des gesamten Internets erobert.

Auch in „Bones and All“ geht es wieder um Liebe und Coming-of-Age, diesmal aber deutlich abgründiger: Der Film über ein verliebtes Außenseiterpaar auf US-Roadtrip soll im Kannibalismus münden. Mit Chalamet und Styles darf man sich auch spektakuläre Männermode auf dem roten Teppich erhoffen, einer Kategorie, in der übrigens auch Lars Eidinger mitmischen könnte: Der deutsche Schauspieler, zuletzt auf der Berlinale und in Salzburg mit exzentrischen Outfits der Kategorie „genderfluid“ gesichtet, spielt im Eröffnungsfilm mit.

Adam Driver in einer Szene de Filmes „White Noise“
AP/Netflix/Wilson Webb
Adam Driver als US-Professor in der dunklen Komödie „White Noise“.

Für weitere (Super-)Starpower sollen Cate Blanchett, Hugh Jackman, Laura Dern und Adam Driver sorgen, die ebenfalls für den Lido angekündigt sind. Driver spielt die Hauptrolle in besagtem Eröffnungsfilm „White Noise“, einer bösen Apokalysekomödie, mit der die Filmfestspiele am Mittwochabend starten.

Chemieunfallplot als Mediensatire

„White Noise“ ist eine Verfilmung des Durchbruchsromans von Don DeLillo, einer der wichtigsten US-Gegenwartsautoren. Driver spielt den US-Professor für Hitler-Studien in einer amerikanischen Kleinstadt, dessen Leben durch ein katastrophales Zugsunglück, bei dem chemische Abfälle über die Stadt geschleudert werden, aus der Bahn gerät.

Der Film, der auch als Mediensatire angekündigt ist, ist nach dem oscarprämierten „Marriage Story“ (2017) die zweite Zusammenarbeit zwischen Baumbach und dem Schauspieler. Baumbachs Partnerin, die großartige Greta Gerwig, ist außerdem in der Rolle der Ehefrau zu sehen. Und wie schon „Marriage Story“ stammt der Film aus dem Hause Netflix.

Überhaupt ist der Streaminganbieter diesmal prominent im Wettbewerb um den Goldenen Löwen vertreten: Mit Spannung erwartet wird das Marilyn-Monroe-Biopic „Blonde“ (Regie: Andrew Dominik), das die Kluft zwischen Privatperson und Kunstfigur beleuchten soll. Die 34-jährige Ana de Armas, gebürtige Kubanerin und zuletzt in „Knives Out“ (2019) und als Bond-Girl in „Keine Zeit zu sterben“ zu sehen, verkörpert den Leinwandstar zwischen Jubelbekundungen und Selbstzweifeln. „Marilyn Monroe existiert nur auf der Leinwand“, hört man de Armas als Monroe im Trailer sagen. Der auf einem Roman von Joyce Carol Oates basierende Film ist ab 28. September per Streamingdienst verfügbar.

Neues von Inarritu und Aronofsky

Weitere Netflix-Produktionen im Bewerb sind „Bardo“, der neue Film des mexikanischen Oscar-Preisträgers Alejandro G. Inarritu („Birdman“, „The Revenant“) über einen Journalisten und Filmemacher, der in sein Heimatland Mexiko zurückkehrt und dort in eine existenzielle Krise stürzt, sowieso das Banlieue-Actiondrama „Athena“ von Romain Gavras, dem Sohn von Regiealtstar Constantin Costa-Gavras.

Unter den großen Hollywoodproduktionen ist „The Whale“ dabei, das neue Projekt von Darren Aronofsky: Aronofsky erzählt darin von einem adipösen Mann (Brendan Fraser), der sich seiner Tochter wieder annähern möchte. Und der iranische Regisseur Jafar Panahi – der immer noch inhaftiert ist, nachdem seine Festnahme Mitte Juli im Iran gemeldet wurde – spielt mit „Khers Nist (No bears)“ um den Löwen mit, es handelt sich dabei um einen von zwei iranischen Filmen im Wettbewerb.

Jackman, Hopkins und Blanchett

Die Liste der weiteren hochkarätig besetzten Filme ist lang: Jackman, Dern, Vanessa Kirby und Anthony Hopkins haben Rollen in „The Son“, dem Nachfolger von Florian Zellers viel gerühmtem Drama „The Father“. Jackman verkörpert einen überforderten Vater, der zwischen 17-jährigem Sohn, Karriere und neuem Familienglück hin- und hergerissen ist.

Cate Blanchett in einer Szene des Filmes „TAR“
AP/Focus Features/Courtesy of Focus Features
In „Tar“ spielt Cate Blanchett eine Dirigentin, die als Erste ihrer Zunft ein großes deutsches Orchester leitet

Den Blick nach Deutschland richtet der US-amerikanische Regisseur Todd Field mit „Tar“. Cate Blanchett spielt darin eine fiktive Dirigentin und erste Frau, die jemals Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters wurde. Auch die deutsche Schauspielerin Nina Hoss ist hier zu sehen.

Österreich in der Nebenschiene vertreten

Nicht im Wettbewerb vertreten sind österreichische Filmschaffende. Immerhin im Wettbewerb der Nebenschiene „Orizzonti“ sind Tizza Covi und Rainer Frimmel mit von der Partie. Das austro-italienische Regieduo porträtiert in seinem gewohnt semidokumentarischen Projekt „Vera“ die erfolglose Schauspielerin Vera Gemma, Tochter von Leinwandlegende Giuliano Gemma, die immer noch im Schatten ihres berühmten, toten Vaters steht.

Julianne Moore
APA/AFP/Getty Images North America/Jared Siskin
Filmstar Julianne Moore ist die heurige Jurypräsidentin

In der Settimana della Critica feiert „Eismayer“, das Spielfilmdebüt von David Wagner, seine Weltpremiere. Darin geht es um den Bundesheerausbildner Charles Eismayer, der eines Tages eine Beziehung mit einem Rekruten beginnt. Der österreichische Kinostart soll am 28. Oktober 2022 erfolgen.

In Solidarität mit der Ukraine ist zudem ein Eintagesveranstaltungsreigen angekündigt: Neben einer Panelpräsentation zur Situation der ukrainischen Filmschaffenden werden am 8. September etwa die ukrainischen Filme „Luxembourg Luxembourg“ (Regie: Antonio Lukitsch) und „Freedom on Fire: Ukraine’s Fight for Freedom“ (Regie: Jewgeni Afinejewski) gezeigt.

Löwen-Verleihung am 10. September

Das italienische Festival zählt neben den Filmfestspielen in Cannes und der Berlinale zu den drei bedeutendsten der Welt. Bevor es zum Filmschauen auf die Insel Lido geht, feiern die Filmschaffenden die inoffizielle Eröffnungsparty im Hotel Danieli, einem alten venezianischen Palast am Canal Grande.

23 Filme konkurrieren dieses Jahr um den Goldenen Löwen, der zum Abschluss des Festivals am 10. September verliehen wird. Sie könne es nicht erwarten, schrieb Jurypräsidentin Julianne Moore vor Beginn des Festivals auf Instagram.